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Arbeiterlosigkeit

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Das Wort Arbeiterlosigkeit bezeichnet ein länger andauerndes, in vielen Branchen und Regionen eines Landes anzutreffendes bzw. zu erwartendes Defizit an Fachkräften.[1] Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert solche Personen als „Fachkräfte“, die „eine anerkannte akademische Ausbildung oder eine anerkannte mindestens zweijährige Berufsausbildung absolviert haben“.[2] Sofern sich der Begriff Arbeiterlosigkeit nicht auf einen erwünschten Vorgang bezieht, ist er ein in den 2020er Jahren entstandener Neologismus.

Die mit dem Begriff Arbeiterlosigkeit bezeichneten Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt sind nicht mit einem allgemeinen Mangel an Arbeitskräften verbunden. Denn von einem Arbeitskräftemangel kann nur dann gesprochen werden, wenn die Arbeitsnachfrage dauerhaft über dem Arbeitsangebot liegt. Als Arbeitskräfte gelten in diesem Zusammenhang alle erwerbs- und arbeitsfähigen Personen, unabhängig vom Grad ihrer Qualifikation. Einen generellen Arbeitskräftemangel, „von dem mehr oder weniger alle Bereiche der Wirtschaft betroffen waren“, gab es laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015) in Deutschland zuletzt in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.[3] Laut Aussage der Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2014 beschränke sich der Zustand, dass es mehr offene Stellen als Bewerber gebe, auf einzelne Branchen und Regionen. Wenn nach einer gewissen Zeit der Vakanz die meisten offenen Stellen doch noch besetzt werden,[4] solle man von einem „Fachkräfteengpass“ sprechen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) wies 2021 nach, dass selbst in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 der Anteil der Firmen in allen in seinem „Report Fachkräfte 2021“ berücksichtigten Branchen zunahm, die Probleme damit hatten, offene Stellen zeitnah zu besetzen.[5]

Betroffenheit von Arbeiterlosigkeit[Bearbeiten]

Alexandra Mergener benannte 2021 Branchen, die von Fachkräfteengpässen betroffen seien: Demnach zeigten sich „insbesondere in Handwerks-[6] und Bauberufen[7] sowie in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege[8] Engpässe bei der Besetzung von Fachkräftestellen, die eine Berufsausbildung voraussetzen. Aber auch der Bedarf an Hochqualifizierten, vor allem in den Berufsbereichen Humanmedizin und Informatik, kann derzeit“, so Mergener 2021, „nicht vollständig gedeckt werden.“[9]

Aus dieser Aufzählung geht deutlich hervor, dass von der sogenannten „Arbeiterlosigkeit“ nicht nur Arbeiter im traditionellen Wortsinn, d. h. körperlich arbeitende Menschen, betroffen sind, sondern auch (leitende) Angestellte. Viele Akademiker, die in der Humanmedizin tätig sind, sind Freiberufler, also keine Arbeitnehmer. Auch der Mangel an Landärzten könnte also als ein Fall von „Arbeiterlosigkeit“ eingeordnet werden.

Nach der Aufhebung der meisten pandemiebedingten Beschränkungen für Betriebe zeigte sich, dass solche Branchen im Jahr 2022 in Deutschland von Schwierigkeiten extrem betroffen sind, geeignete Fachkräfte einzustellen, in denen es einen „unmittelbaren Corona-Effekt“ gegeben hat: „Besondere Probleme vermelden Branchen wie die Gastronomie[10] oder der Luftverkehr,[11] wo der Einschlag durch die Pandemiebekämpfungsmaßnahmen stark ausgeprägt war und die in größerer Zahl Beschäftigte, vor allem viele geringfügig Beschäftigte, entlassen haben oder wo sich die Betroffenen selbst einen anderen Job in einer anderen Branche gesucht haben.“[12]

Eine „Flucht aus dem Beruf“ hat es als Reaktion auf die Belastungen durch die Pandemie in der Pflegebranche gegeben.[13]

Begriffsgeschichte[Bearbeiten]

Der Begriff Arbeiterlosigkeit wurde von dem Philosophen Günther Anders in den 1980er-Jahren geprägt. In § 7 seines Buches „Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution“[14] stellte Anders 1980 die These auf: „Die Welt ist «overmanned»“. Worauf Unternehmer der Zeit um 1980 aus seien, „und das nicht nur in der kapitalistischen Welt, ist nicht Arbeitslosigkeit des Arbeiters, sondern Arbeiterlosigkeit ihrer Betriebe.“ Im Kontext von Anders' Buch erscheint „Arbeiterlosigkeit“ im Sinne einer Verkleinerung von Belegschaften bis hin zur «unmanned factory» als das beabsichtigte Ergebnis forcierter Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Dass nicht benötigte Arbeitskräfte dadurch arbeitslos werden (können), werde bei Rationalisierungen von Unternehmern billigend in Kauf genommen.

Erst im Kontext der Beendigung der pandemiebedingten Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit von Betrieben im Jahr 2022 wurde eine Verwendung des Begriffs „Arbeiterlosigkeit“ in den öffentlichen Diskurs eingeführt, die von einem anhaltenden Fachkräftemangel ausging. Den entscheidenden Impuls für die aktuelle Begriffsverwendung setzte Sebastian Dettmers, CEO der Unternehmensgruppe StepStone, am 21. Dezember 2021 mit seinem Beitrag: „Arbeiterlosigkeit ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts“, veröffentlicht auf der Website der „axel springer consulting group“.[15]

Prognosen[Bearbeiten]

Seit Jahren sagen Experten allen westlichen Industriestaaten einen Rückgang des Erwerbspersonenpotentials voraus.[16] Eine ständige Erhöhung der Arbeitsproduktivität in modernen Volkswirtschaften führt zwar immer noch zu einem Rückgang des Bedarfs an Arbeitskräften, wenn dieser Prozess nicht durch ein hinreichend hohes Wirtschaftswachstum kompensiert wird. Es besteht aber die Möglichkeit, dass das Erwerbspersonenpotential so schnell sinkt, dass Anders' Aussage, eine höhere Produktivität sorge für mehr Arbeitslose, weitgehend hinfällig wird und statt dessen langfristig eine Situation wie in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren eintritt (also ein allgemeiner Arbeitskräftemangel, d. h. der Zustand, vor dem Sebastian Dettmers vor allem warnt).

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnete 2021 für Deutschland aus, dass die Gesamtmenge der potenziell zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen in Deutschland von 47,4 Millionen Personen (2020) bis 2035 voraussichtlich um 7,2 Millionen, bis 2060 noch einmal um 8,9 Millionen Arbeitskräfte sinken werde. Ein gleich groß bleibendes Erwerbspersonenpotenzial lasse sich bis 2035 nur erreichen, wenn die Netto-Zuwanderung 400.000 Personen pro Jahr betrage, d. h. wenn 400.000 Personen mehr nach Deutschland zuwanderten als von dort abwanderten.[17]

Thomas Straubhaar stellte im März 2016 eine andere Rechnung auf.[18] Aufgrund der Digitalisierung weiter Bereiche der Wirtschaft werde es eine Zunahme der Arbeitsproduktivität geben, deren Ausmaß nicht verlässlich abgeschätzt werden könne. „Wenn zwischen 2016 und 2060 pro Jahr eine Effizienzsteigerung von etwa einem Dreiviertelprozent erreicht wird, werden 2060 genau die 34 Millionen Erwerbspersonen gebraucht werden, die bei einer erwarteten Nettozuwanderung von jährlich 100.000 Personen in Deutschland verfügbar sein werden. Sollte die jährliche Nettozuwanderung sogar 200.000 Personen betragen, genügt bereits eine arbeitssparende Effizienzsteigerung von einem halben Prozent, damit sich die Effekte von Demografie und Digitalisierung gerade die Waage halten“, meinte Straubhaar. Im Hinblick auf die Zuwanderung müsste ergänzt werden, dass sich unter den Zuwandernden und deren Abkömmlingen eine hinreichend große Zahl von Menschen mit nachgefragten Qualifikationen befinden muss, damit Straubhaars Rechnung aufgehen kann.

Ursachen der Arbeiterlosigkeit[Bearbeiten]

Demografische Entwicklung in den Industriestaaten[Bearbeiten]

Der Hauptgrund für das Schrumpfen des Erwerbspersonenpotentials in Industriestaaten sind sinkende Geburtenraten im Vergleich zu den Jahrgängen der Baby-Boomer.[19] In 97 Staaten der Erde reicht die Geburtenrate 2022 nicht mehr aus, um die Bevölkerung stabil zu halten.[20] In Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten fiel die Fertilitätsrate seit 1990 von 2,68 auf 1,76 Kinder. In Deutschland wird diese Entwicklung überproportionale Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, aber auch in anderen Ländern Europas zum Tragen kommen.[21][22]

Sinken des Anteils nicht-akademisch Gebildeter[Bearbeiten]

Ein zentraler Wunsch vieler Eltern ist es, dass ihr Sohn oder ihre Tochter die Anforderungen erfüllt, die mit dem Besuch eines Gymnasiums verbunden sind, dort das Abitur ablegt und erfolgreich ein Hochschulstudium absolviert. Wenn dieser Wunsch von Eltern und zumeist auch von ihren Kindern in vielen Fällen in Erfüllung geht, stehen dem Arbeitsmarkt viele Akademiker zur Verfügung. Es droht dann aus der Sicht der Volkswirtschaft die Gefahr, dass sich nur relativ wenige Bewerber für eine Tätigkeit interessieren, für die das Abitur und/oder ein abgeschlossenes Studium keine Eingangsvoraussetzung ist.

Der „Run“ auf Gymnasien und Hochschulen ist vor allem dadurch bedingt, dass mit dem Abitur und einem Hochschulabschluss ein hohes Sozialprestige verbunden ist[23] und dass Eltern und Lernende davon ausgehen, dass ein hoher Bildungsabschluss in der Regel zu einem hohen Lebenseinkommen führen werde. Tatsächlich verdienen Akademiker 2022 durchschnittlich 59.696 € im Jahr, Nicht-Akademiker hingegen „nur“ 40.560 €.[24] Laut einer im „handwerk magazin“ veröffentlichten Statistik verdienten jedoch Geschäftsführer einer GmbH im Handwerk 2020 durchschnittlich mehr als 100.000 € im Jahr. Für diesen Posten sind weder das Abitur noch ein abgeschlossenes Hochschulstudium Voraussetzung.[25]

Hohe Zahl unzureichend qualifizierter bzw. „verwertbarer“ Arbeitskräfte[Bearbeiten]

Schwierigkeiten, zeitnah geeignete Arbeitskräfte zu finden, haben vor allem Betriebe, die Personen mit einem beruflichen oder akademischen Abschluss suchen. Das trifft in Deutschland auf 80 % aller Fälle zu. Nur in 20 % aller Fälle werden gering Qualifizierte als Arbeitskräfte gesucht. Etwa die Hälfte der Arbeitslosen in Deutschland sind mangels höherer Qualifikation lediglich auf der Suche nach Helfertätigkeiten. Dabei entspricht nur jeder sechste bis siebte Arbeitsplatz diesem Anforderungsniveau. Geringqualifizierte weisen daher gegenüber Höherqualifizierten besonders hohe Arbeitslosigkeitsrisiken auf. Die Beschäftigungsperspektiven von geringqualifizierten Arbeitslosen sind weder in Ost- noch in Westdeutschland gut, im Osten aber nochmals deutlich schlechter: So betrug die spezifische Helfer-Arbeitslosigkeit im Osten im Jahresdurchschnitt 2020 25,7 Prozent, im Westen hingegen 19,5 Prozent.[26]

Qualifizierungsmaßnahmen können im Prinzip die hohe Arbeitslosenquote gering Qualifizierter senken, indem Arbeitslose, aber auch von Arbeitslosigkeit Bedrohte ihre Qualifikation der Nachfrage nach Fachkräften anpassen. Das IAB stellt jedoch fest, dass es „oft schwierig“ sei, „Geringqualifizierte für Weiterbildung zu gewinnen.“[27] Als Gründe gegen die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen führen Betroffene vor allem an, dass sie sich den Verdienstausfall während der Weiterbildungszeit nicht leisten könnten, dass sie „das Lernen nicht mehr gewohnt“ seien oder dass sie nahe Angehörige pflegen müssten.[28]

Schwierigkeiten auf dem Ersten Arbeitsmarkt haben auch Menschen, deren körperliche oder mentale Ressourcen nicht ausreichen, um die Anforderungen zu erfüllen, die für eine Tätigkeit als Fachkraft erforderlich sind. Einerseits handelt es sich um Menschen, die in Deutschland gemäß § 19 Abs. 1 SGB III einen Rechtsanspruch auf eine Berufsausbildung haben, also Menschen mit einer Behinderung im Sinne des SGB IX, aber auch solche mit einer „Lernbehinderung“, deren Teilhabe am Berufsleben (Formulierung des Art. 27 des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen) gefördert werden muss. Andererseits werden auch Menschen mit einer eingeschränkten Erwerbsfähigkeit oder sonstigen Beeinträchtigungen aller Art unterhalb der Schwelle zu einer Behinderung, unabhängig von der Höhe der erworbenen Berufsqualifikation, von vielen Betrieben nur zögerlich eingestellt.

Geringe Attraktivität einer Volkswirtschaft bzw. bestimmter Berufe[Bearbeiten]

Bei der Verwirklichung des Plans, 400.000 Menschen netto gezielt nach Deutschland zuwandern zu lassen, ist zu berücksichtigen, dass es neben der gesteuerten auch eine ungesteuerte Zuwanderung gibt. In diese Kategorie fallen Menschen, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden müssen (vor allem Flüchtlinge). Oft erfüllen diese nicht die Voraussetzungen dafür, Fachkräfte zu werden.[29] Andere aus dieser Gruppe müssen noch Qualifikationen erwerben, die eine Anerkennung als Fachkraft ermöglichen. Für alle Zuwandernden, die nicht bereits in ihrer Heimat die deutsche Sprache erlernt haben, muss Deutschunterricht organisiert werden, sofern es nicht in den Firmen der künftigen Arbeitgeber üblich ist, sich auf Englisch zu verständigen. Die Notwendigkeit, dass an einer Berufsausbildung oder einer Tätigkeit als Fachkraft in Deutschland Interessierte Deutsch lernen,[30] stellt einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu denjenigen potenziellen Aufnahmeländern dar, in denen Englischsprechen im Alltag üblich ist. Dieser Nachteil muss durch Standortvorteile Deutschlands kompensiert werden.[31]

Auf der Ebene der Branchen und Betriebe sind selbst Geringqualifizierte zunehmend weniger darauf angewiesen, sich auf prekäre Arbeitsverhältnisse einzulassen. Vorteile bei der Gewinnung von Fachkräften haben diejenigen Betriebe, die eine Festanstellung und ein Einkommen mindestens auf Tarifniveau anbieten.[32]

Folgen der Arbeiterlosigkeit[Bearbeiten]

Sebastian Dettmers sieht in der Arbeiterlosigkeit eine Bedrohung für „unseren Wohlstand und das Funktionieren unserer Gesellschaft. […] Wenn in einer schrumpfenden Bevölkerung weniger Menschen arbeiten und Produkte kaufen, kann das zu einer jahrzehntelangen Wirtschaftskrise führen.“[33]

Ein stetiges, hinreichend großes Wachstum jedoch hat bislang dazu geführt, dass Anders' Aussage, wonach das Streben nach Arbeiterlosigkeit der Betriebe zu mehr Arbeitslosigkeit führe, nur noch eingeschränkt die Realität beschreibt. Entlassene fanden in anderen Betrieben Arbeit. Auf diesen Effekt setzt auch Sebastian Dettmers. Er befürwortet einen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 20 € pro Stunde in Deutschland.[34] Eine derartige Lohnhöhe übe starken Druck auf die Betriebe aus, ihre Produktivität zu erhöhen, vor allem in Form einer Forcierung der Digitalisierung. Niedrige Löhne sind für Dettmers ein Zeichen niedriger Produktivität. Eine solche könne sich ein Hochlohnland, das ein Land wie Deutschland im Prinzip sei, nicht leisten. Dettmers bewertet die Existenz eines ausgeprägten Niedriglohnsektors in hoch entwickelten Ländern als Fehler. Stattdessen müssten einfache Tätigkeiten überflüssig gemacht werden. Durch automatisierte und effizientere Prozesse ersetzte Personen müssten „weiter ausgebildet werden und in anderen Bereichen als Fachkraft arbeiten können“.

Die Wirksamkeit dieses Vorgehens setzt voraus,

  • dass die Hindernisse, die dazu geführt haben, dass eine Erwerbsperson bislang keinen anerkannten Bildungsabschluss erzielte, der sie zur Fachkraft machen würde, zeitnah beseitigt werden können,
  • dass die neu Qualifizierten die Erwartungen ihrer künftigen potenziellen Arbeitgeber durch eine möglichst passgenaue Qualifizierung erfüllen und
  • dass die o. g. Wachstumsschwäche nicht dazu führt, dass es keinen hinreichenden Bedarf an Neueinstellungen mehr gibt.

Treffen die erwähnten Voraussetzungen nicht zu, drohen Entlassene wieder (wie vor der Einführung eines Niedriglohnsektors in Deutschland) zu Arbeitslosen zu werden.

Maßnahmen zur Senkung des Ausmaßes der Arbeiterlosigkeit[Bearbeiten]

Es gibt prinzipiell vier Möglichkeiten, das Ausmaß der Arbeiterlosigkeit bzw. eines Fachkräfteengpasses in einem Land bzw. in einer Branche zu verringern:

  1. Der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials kann abgemildert oder aufgehalten werden.
  2. Das vorhandene Erwerbspersonenpotenzial kann besser ausgeschöpft werden (durch den Einbezug bisher nicht in den Arbeitsmarkt integrierter Erwerbsfähiger, die Erhöhung der Arbeitsstunden Erwerbstätiger und ein späteres Ausscheiden älterer Arbeitnehmer aus dem Arbeitsleben).
  3. Marktteilnehmer können ihre Erwartungshaltung der Marktsituation anpassen: Akademiker können sich z. B. bereit erklären, in einer Stellung zu arbeiten, für die sie „überqualifiziert“ sind, oder Betriebe können ihre Erwartungen bezüglich der Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Einzustellenden einschränken.[35]
  4. Die relative Unattraktivität einzelner Branchen, die dazu führt, dass geeignete Bewerber sich nicht für eine Tätigkeit in diesen Branchen interessieren bzw. dass bereits dort Tätige die Branche verlassen, kann behoben werden.

Das IAB empfiehlt als Maßnahmen gegen die Schrumpfung des Arbeitskräfteangebots in Deutschland neben einer Erhöhung des Erwerbspersonenpotenzials durch eine Erhöhung der Netto-Zuwanderung

  • eine bessere Integration ausländischer Frauen in den deutschen Arbeitsmarkt,
  • höhere Erwerbsquoten deutscher Frauen, die idealerweise mit denen deutscher Männer übereinstimmen sollten, sowie
  • deutlich höhere Erwerbsquoten Älterer.

Auf diese Weise ließen sich 2035 „zusätzliche Potenziale von 3,4 Millionen Erwerbspersonen aktivieren“.[36]

Literatur[Bearbeiten]

  • Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Band 2, Auflage 5. C.H.Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72317-9.
  • Sebastian Dettmers: Die große Arbeiterlosigkeit. FBV, München 2022, ISBN 978-3-95972-595-8.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Michael Rasch: Anstatt Arbeitslosigkeit droht in Deutschland die Arbeitnehmerlosigkeit. nzz.ch, 3. Januar 2022, abgerufen am 28. August 2022.
  2. Fachkräftemangel. bpb.de, 31. Januar 2014, abgerufen am 29. August 2022.
  3. Michael Vollmer: Bestimmung von Fachkräfteengpässen und Fachkräftebedarfen in Deutschland. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, S. 22, abgerufen am 30. August 2022.
  4. Robert Helmrich, Tobias Maier, Torben Padur, Marc Ingo Wolter: Baugewerbe zwischen Klimawandel und Fachkräfteengpass. Bundesinstitut für Berufsbildung, 2. November 2021, S. 5, abgerufen am 30. August 2022.
  5. DIHK-Fachkräftereport 2021. dihk.de, abgerufen am 30. August 2022.
  6. Fachkräfteengpässe in Unternehmen – Fachkräftemangel und Nachwuchsqualifizierung im Handwerk. In: KOFA-Studie 1/2021. Institut der deutschen Wirtschaft, abgerufen am 30. August 2022.
  7. Schlüssel zur wettbewerbsfähigen Bauwirtschaft der Zukunft. baufachzeitung.com, abgerufen am 30. August 2022.
  8. Susanne Seyda, Robert Köppen, Helen Hickmann: KOFA kompakt 10/2021: Pflegeberufe besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Institut der deutschen Wirtschaft, 29. November 2021, abgerufen am 30. August 2022.
  9. Alexandra Mergener: Fachkräfteengpässe in Deutschland: Wo und warum treten sie auf? bpb.de, 13. Dezember 2021, abgerufen am 29. August 2022.
  10. Filiz Koneberg, Lydia Malin, Robert Köppen: KOFA kompakt 8/2021: Fachkräftesituation in den Hotel- und Gastronomieberufen. Institut der deutschen Wirtschaft, 7. Oktober 2021, abgerufen am 30. August 2022.
  11. Alexander Burstedde, Filiz Koneberg: Fachkräftemangel im Flugverkehr. Instutut der deutschen Wirtschaft, 22. Juni 2022, abgerufen am 30. August 2022.
  12. Stefan Sell: Die Zahl der Erwerbstätigen ist wieder raus aus dem Pandemieloch – aber nicht nur die Medien suchen nach Antworten auf die eine Frage: Wo sind die alle geblieben? aktuelle-sozialpolitik.de, 8. August 2022, abgerufen am 28. August 2022.
  13. Fachkräftemangel: Nichts wie raus. verdi.de, abgerufen am 28. August 2022.
  14. Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Band II: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution. C. H. Beck, München 1980, ISBN 3-406-47645-7. S. 28 (Online-Leseprobe mit dem vollständig abgedruckten § 7).
  15. Sebastian Dettmers: Arbeiterlosigkeit ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. hy.co, 20. Dezember 2021, abgerufen am 28. August 2022.
  16. Lars Haider: Kommentar: Die Krise auf dem Arbeitsmarkt war vorhersehbar. NDR, 3. Juli 2022, abgerufen am 10. August 2022.
  17. Johann Fuchs, Doris Söhnlein, Brigitte Weber: Projektion des Erwerbspersonenpotenzials bis 2060. Demografische Entwicklung lässt das Arbeitskräfteangebot stark schrumpfen. (PDF) In: IAB-Kurzbericht 25/2021. Abgerufen am 26. August 2022.
  18. Der Fachkräftemangel ist ein Phantom. zeit.de, 7. März 2016, abgerufen am 28. August 2022.
  19. Matthias Schmidt-Stein: Studie: Was kommt nach den Baby-Boomern? In: Personalwirtschaft. 11. November 2021, abgerufen am 10. August 2022.
  20. Sebastian Dettmers: Warum wir einen New Deal gegen die Arbeiterlosigkeit brauchen. wiwo.de, 24. Juli 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  21. Frank Dopheide: Arbeitskräftemangel – die große Leere. In: Meedia. 21. Januar 2022, abgerufen am 10. Mai 2022.
  22. Stefan Sell: Demografie: Das große Ausscheiden ist sicher. Fast jede dritte Erwerbsperson erreicht in den nächsten 15 Jahren das Rentenalter. aktuelle-sozialpolitik.de, 8. August 2022, abgerufen am 28. August 2022.
  23. Andrä Wolter: Von der Elitenbildung zur Bildungsexpansion, Zweihundert Jahre Abitur (1788-1988). Universität Oldenburg, abgerufen am 31. August 2022.
  24. Adriana Knupp: Gehaltsreport 2022: Die Gehaltsunterschiede in Deutschland sind groß. Welche Berufe werden in Deutschland am besten bezahlt? Und lohnt sich ein Hochschulabschluss wirklich? Wirtschaftswoche, 17. Februar 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  25. Gehalt: Das verdienen GmbH-Geschäftsführer im Handwerk. handwerk-magazin.de, 2. Dezember 2020, abgerufen am 31. August 2022.
  26. Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarkt-Themen 2021/2022. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), S. 8, abgerufen am 1. September 2022.
  27. Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarkt-Themen 2021/2022. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), S. 4, abgerufen am 1. September 2022.
  28. Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarkt-Themen 2021/2022. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), S. 10, abgerufen am 2. September 2022.
  29. Gesteuerte Zuwanderung in der Flüchtlingskrise. Warum Deutschland trotz des starken Zuzugs Fachkräfte aus Drittstaaten gewinnen sollte. In: IW policy paper 5/2016. Institut der deutschen Wirtschaft, 29. Februar 2016, S. 14–21, abgerufen am 1. September 2022.
  30. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf einen Blick: Brauche ich Deutschkenntnisse? Die Bundesregierung, abgerufen am 1. September 2022.
  31. Wie attraktiv ist Deutschland für ausländische Fachkräfte? In: Migration fair gestalten 12.2019. OECD, Bertelsmann Stiftung, abgerufen am 1. September 2022.
  32. Alexander Hagelüken: Personalmangel: Achtung, Arbeiterlosigkeit. In: Süddeutsche Zeitung. 22. Juni 2022, abgerufen am 1. September 2022.
  33. „Es wird einen noch nie dagewesenen Wettbewerb um Einwanderer geben“. zeit.de, 22. Juni 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  34. „Es wird einen noch nie dagewesenen Wettbewerb um Einwanderer geben“. zeit.de, 22. Juni 2022, abgerufen am 27. August 2022.
  35. Claudia Braczko: Beschäftigungsperspektiven für gering Qualifizierte: Fachkräfte ohne Ausbildung? Universität Düsseldorf / Essen, 15. August 2022, abgerufen am 1. September 2022.
  36. Johann Fuchs, Doris Söhnlein, Brigitte Weber: Projektion des Erwerbspersonenpotenzials bis 2060. Demografische Entwicklung lässt das Arbeitskräfteangebot stark schrumpfen. (PDF) In: IAB-Kurzbericht 25/2021. Abgerufen am 26. August 2022.


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