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Company Building

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Company Building, auch Venture Building genannt, ist eine Form der Risikokapitalfinanzierung, bei der die Unternehmensgründung im Zentrum steht. Es bezeichnet den systematischen Aufbau eines oder mehrerer Unternehmen durch einen Dritten (z. B. Beteiligungsgesellschaften oder spezialisierte Dienstleister). Company Builder stellen für den Aufbau von diesen neuen Unternehmen in erster Linie Arbeitsleistung und Expertise, aber auch Kapital, zur Verfügung.[1][2]

Eine bekannte Form stellt das Corporate Company Building dar. Neue Geschäftsmodelle werden dabei außerhalb bereits bestehender Unternehmensstrukturen umgesetzt.[3][4]

Definition[Bearbeiten]

Der Begriff „Company Building“ stammt aus dem englischsprachigen Raum und meint eine spezielle Form der Unterstützung von Unternehmensgründungen.[5] Der genaue Ursprung des Begriffs ist bislang unbekannt. Veröffentlichungen zu der Thematik deuten auf eine erstmalige Erwähnung in den späten 1990ern im Kontext von Start-Up Studios und der Gründung des US-amerikanischen Unternehmens Idealab hin.[6] Besonders in den letzten 15 Jahren etablierte sich diese neue Form der Risikokapitalfinanzierung, bei der die Unternehmensgründung im Zentrum steht. [5] Zunehmende Bekanntheit erlangte der Begriff in Europa im Zusammenhang mit dem 2007 gegründeten Berliner Start-Up Inkubator Rocket Internet, welcher seit jeher das neue Modell der Unternehmensgründung am laufenden Band umsetzt.[7][8]

Ziel des Company Buildings ist es, Ideen schnell zu testen und marktfähig zu machen. Dabei profitiert das neugegründete Unternehmen von den Ressourcen eines Investors.[9] Ein weiterer Grund für Company Building ist die Risiko-Streuung und der Effizienzgewinn bei der Neugründung.[10]

Ein Treiber des Company Buildings ist die Digitalisierung, wodurch Kosten- und Zeiteinsparungen hervorgerufen wurden und damit das Bedürfnis nach einer schnellen Gründung geweckt wurde.[11] Auf die drohende Konkurrenz durch Start-Ups reagieren bestehende Unternehmen mit dem Ziel, Innovationen im Bereich Digitalisierung zu fördern, um so wettbewerbsfähig zu bleiben.[12] Besonders bei etablierten Unternehmen kann jedoch das Festhalten an klassischer Kunden- und Wachstumsorientierung die Umsetzung disruptiver Innovationen hindern. Dieses Phänomen, bekannt als „Innovators Dilemma“, kann durch eine Sonderform des Company Buildings überwunden werden: dem Corporate Company Building. Dabei können Innovationsprojekte in einem eigens gegründeten Start-Up, ohne die Restriktionen durch das Mutterunternehmens, umgesetzt werden.[2][13]

Abgrenzung[Bearbeiten]

Company Building findet oft Erwähnung im Kontext von Acceleratoren und Inkubatoren. Eine begriffliche Abgrenzung soll helfen, Verwechslungen zu vermeiden. Während beim Company Building eine langfristige Bindung im Vordergrund steht, beschleunigen Acceleratoren die Entwicklung eines Start-ups durch befristete Trainingsprogramme.[14] Inkubatoren hingegen stellen gezielten Zugang zu Ressourcen wie beispielsweise Expertise, Mitarbeiter oder Investoren bereit und unterstützen Gründer in der Anfangsphase bei der Weiterentwicklung ihrer Ideen. Zudem wird Eigenkapital gegen Anteile an dem Unternehmen eingetauscht.[2] Ein wesentlicher Unterschied liegt beim Company Building in der aktiven und langfristigen Beteiligung der Investoren. Sie begleiten das Start-Up über mehrere Phasen hinweg und beteiligen sich an Entwicklung, Vermarktung, Skalierung und gegebenenfalls Verkauf des jungen Unternehmens.[15] Im Gegensatz zu Inkubatoren, die sich besonders auf die Marktperspektive fokussieren, widmet sich Company Building dem zentralen Aufbau und Wachstum des neuen Unternehmens.[7]

Company Building in der Praxis[Bearbeiten]

Eine Professionalisierung der Methode führte zu einem zunehmenden Aufkommen von Beratungsagenturen, welche sich dem Company Building als eigenes Geschäftsfeld widmen. Sie werden als Company Builder und in ihrer intensivsten Form als „Start-Up Factory“ bezeichnet.[16] Ähnlich den Start-Up Studios, widmen sie sich dem Aufbau von Start-Ups und erhalten im Gegenzug hohe Anteile.[9] Je nach Unternehmen unterscheidet sich der Beteiligungsanteil und die Rolle, die der Company Builder beim Unternehmensaufbau übernimmt.[17] Es handelt sich bei Company Buildern meist um „parallel Entrepreneurs“. Diese sind durch eine Beteiligung an mehreren Gründungsprojekten gleichzeitig gekennzeichnet.[18]

Methodisch zeichnen sich Company Builder durch besonders hohe Agilität und den Lean Start-up Ansatz aus. Ideen sollen in Iterationen schnell getestet, verbessert oder auch verworfen werden können.[3] Bei der Entwicklung neuer Ideen wird zudem auf die sogenannte Copycat Strategie zurückgegriffen, bei der erfolgreiche Geschäftsmodelle für eine neue Anwendung kopiert werden.[2] Aufgrund des Bedürfnisses von Unternehmen, für Innovationszwecke auf Company Building zurückzugreifen, zeichnet sich in der Praxis ein Beratungsfokus auf den Bereich der Corporates ab.[19]

Corporate Company Building[Bearbeiten]

Als Vehikel für eine schnelle Start-Up Gründung hat sich Company Building auch im Innovationsbereich von Großunternehmen angesiedelt. Beim Company Building im Corporate Kontext werden neue Geschäftsmodelle außerhalb bereits bestehender Unternehmensstrukturen umgesetzt. Diese Form des Unternehmensaufbaus kombiniert die Vorteile der Start-Up-Kultur mit den Ressourcen eines bereits etablierten Unternehmens. Flexible Strukturen und Zugang zu vorhandenen Ressourcen ermöglichen eine schnelle Testung von Ideen und der Einführung am Markt.[20][4] Zudem bietet sich die Methode für die Umsetzung von Innovationsprojekten an, welche weit entfernt vom Stammgeschäft sind. Mögliche Fehler und Reputationsschäden, die durch das Start-Up verursacht werden, übertragen sich so nicht direkt auf das Mutterunternehmen.[3]

Aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzungen hat sich eine Unterscheidung des Corporate Company Buildings in vier Arten etabliert: Spin-out, Insourcing, Joint-Venture und Start-Up Exit. Beim Spin-out werden neue Ventures nahe am Kerngeschäft entwickelt und die bestehenden Produkte und Services, die aber nicht eigenständig am Markt überleben könnten, optimiert. Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte „Insourcing“, bei dem Strukturen geschaffen werden, um in Zusammenarbeit mit Experten für einen bestimmten Markt aus großen Unternehmen neue Industrie-Start-Ups hervorzubringen. Beim Joint-Venture-Ansatz wird mit einem Partnerunternehmen aus einer anderen Branche ein neues Unternehmen gegründet. Zuletzt ist der „Start-Up-Exit“ eine Möglichkeit, um neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Es erfolgt dabei eine Zusammenarbeit zwischen Corporate und Start-Up in Form eines Projektes. Das Corporate erwirbt anfangs keinen oder nur einen kleinen Anteil an dem Start-Up, sichert sich aber das Recht, später mit einer größeren Beteiligung einzusteigen.[20]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. D. Jovicevic: Company-Building: Interview vom Corporate Builds Company. Der Brutkasten, 4. März 2019, abgerufen am 23. Juli 2021.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 C. Scheuplein: Company Builder: innovatives Risikokapital als Motor des Beschäftigungswachstums. 2017, S. 15.
  3. 3,0 3,1 3,2 L. Meusburger: Was ist Company Building? Ein Intro für Innovationsmanager. 13. November 2018, abgerufen am 23. Juli 2021.
  4. 4,0 4,1 G. Frick, L. Meusburger, E. Eydner, M. Grosskopff, F. Kathan, V. Penzinger, A. Reinalter: Company Building – Wie Unternehmen erfolgreich Start-ups entwickeln. Hrsg.: G. Frick, L. Meusburger. 1. Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2021, ISBN 978-3-446-46742-2, S. 11.
  5. Unterstützungsform für Gründungsvorhaben. Company-Buildings. 4. April 2018, abgerufen am 23. Juli 2021.
  6. A. Szigeti: The Big Startup Studio Study. Part 1: Number Crunching. 2015.
  7. 7,0 7,1 R. Köhler, O. Baumann: Organizing a Venture Factory: Company Builder Incubators and the Case of Rocket Internet. 2016, S. 3.
  8. J. Kaczmarek: Die Paten des Internets. Zalando, Jamba, Groupon – wie die Samwer-Brüder das größte Internet-Imperium der Welt aufbauen. 2. Auflage. Finanz Buch Verlag, München 2014.
  9. 9,0 9,1 D. Perlaki: Company Builder: One Stop Shops für unvollständige Startups. Der Brutkasten, 26. Februar 2019, abgerufen am 23. Juli 2021.
  10. H. Eichsteller, A. Schwend: Studie: Herausforderungen Digitale Transformation. Status quo, Trends und Perspektive für Vorstände und Aufsichtsräte. 2017 (aufsichtsratsstudie-digitale-transformation.de).
  11. A. F. Rosin, et al.: 25 Digital Entrepreneurship–Eine kritische Betrachtung der Vorteile der Digitalisierung für Start-ups. Perspektiven des Entrepreneurships: Unternehmerische Konzepte zwischen Theorie und Praxis. 2020, S. 345.
  12. F. Keuper, et al.: Digitalisierung und Innovation: Planung-Entstehung-Entwicklungsperspektiven. Springer-Verlag, 2013, S. 12.
  13. C. Christensen: The Innovator’s Dilemma: When New Technologies cause Firms to fail. Boston, Harvard Business School Press, 1997, S. 10 ff.
  14. P. Miller, K. Bound: The Startup Factories. The rise of accelerator programmes to support new technology ventures. London, NESTA, 2011, S. 3 f.
  15. S. Cohen: What do accelerators do? Insights from incubators and angels. In MIT Press Journals, Vol. 8, Nr. 3–4, 2013, S. 19 f.
  16. C. O’Brien: Inside Germany's startup factory: Rocket Internet built Helpling into a global company in 9 months. VentureBeat, 13. Oktober 2014, abgerufen am 23. Juli 2021.
  17. L. Rao: The Rise Of Company Builders. TechCrunch, 13. Februar 2013, abgerufen am 23. Juli 2021.
  18. D. Ucbasaran, G. Alsos, P. Westhead: Habitual Entrepreneurs. In: Foundations and Trends in Entrepreneurship, 4, 2008, S.309–450, 319.
  19. O. Kulik, K. Hölzle, B. Halecker, M. Hartmann: Company Building – A New Phenomenon of Corporate Venturing? In: Proceedings of the 2018 ISPIM Innovation Conference, Stockholm, 2018, S. 1–8.
  20. 20,0 20,1 L. Peter: Corporate Company Builder. In: Wirtschaftsinformatik & Management. 10, 2, 2018, S. 68–74.


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