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Eberhard Jeran

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Edgar Walter Eberhard Jeran (* 11. Juni 1908 in Zabikowo bei Posen; † 18. Juli 1978 in Berlin) war ein deutscher nationalsozialistischer Parteifunktionär, der im Kreis Segeberg für die Durchsetzung der NS-Bewegung wichtig war.

Leben[Bearbeiten]

Der Kaufmannssohn erlernte nach der Volksschule den Beruf eines landwirtschaftlichen Rechnungsführers. Eberhard Jeran hat früh seine Mutter, Hedwig Clara Albertina Jeran, geb. Otto, im Alter von 46 Jahren 1918 verloren und 1924 auch früh seinen Vater, den Kaufmann Friedrich Wilhelm Oskar Jeran (67-jährig). Eberhard hatte zwei Brüder, Friedrich Wilhelm Oskar Jeran (* 1906) und Julius Viktor Eugen Jeran (* 1910).

NS-Karriere[Bearbeiten]

Ab 1928 engagierte er sich der aus Berlin kommende SA-Mann für die Artamanen, als ‚Führer’ einer Gruppe „auf größeren Gütern in verschiedenen Gauen“, im März 1930 kam er mit seiner Truppe nach Garbek auf das Gut Wensin in den Kreis Segeberg. Bereits seit mindestens vier Jahren hatte er Kontakt zur SA: Er trat ihr am 1. Oktober 1926 bei, der NSDAP im März 1927 (Mitgliedsnummer 58.398). In Bad Segeberg baute Jeran zusammen mit Werner Stiehr und Otto Gubitz die NS-Organe auf, wobei Jeran in zeitgenössischen Darstellungen als „kompetenter, temperamentvoller“ Draufgänger bzw. besonders rücksichtsloser und brutaler SA-Schläger geschildert wurde[1]. Bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 entfielen im Kreis Segeberg von 23 467 gültigen Stimmen 9540 (40,6 Prozent) auf die NSDAP, ein Erfolg der Parteiagitation. Am 31. Juli 1932 bei der vorletzten freien Reichstagswahl errang die NSDAP im Kreis sogar die Zweidrittelmehrheit: 19 265 Wähler (67,4 Prozent) gaben ihre Stimme der Partei; in den ländlichen Gemeinden unter 2000 Einwohnern wurden vielfach fast 80 Prozent der Stimmen erreicht.[2] Durch die Teilnahme an den frühen „Kampfjahren“ in Berlin verschuf sich Jeran Respekt und wurde einer der ersten Hauptamtler der NSDAP. Ab Oktober 1930 fungierte er als stellvertretender Kreisleiter, Kreisgeschäftsführer, Ortsgruppenleiter und SA-Führer. In der Parteiarbeit vor 1933 trat er offensiv für die NSDAP ein, verwies auf die erfolgreiche Durchdringung der Bauern im Land- und Bauernbund[3] und rief am 20. Oktober 1932 in Damsdorf bei Schmalensee die Arbeiter zum Eintritt in die NSBO auf.[4]

Eberhard Jeran heiratete kirchlich Charlotte Oertel (* 31. August 1910 in Chemnitz) in Kaltenkirchen in einer Doppelhochzeit, ein weiterer SA-Mann mit Namen Stock heiratete ebenfalls. Getraut wurden die zwei Paare durch den später führenden Deutschen Christen Ernst Szymanowski, in Kaltenkirchen nach eigener Bezeichnung als „SA-Pastor“[5] tätig von 1927 bis 1933, ab Oktober 1933 durch Einflussnahme der lokalen Naziführer Propst in Bad Segeberg, später Kommandeur in der Einsatzgruppe C, der 1941 in Oppeln seinen Nachnamen auf Biberstein ändern ließ.[6][7] Am 30. Juni 1933 wurde der Ortsgruppenleiter Jeran bis September 1934 auch kommissarischer Bürgermeister der ca. 5000 Einwohner zählenden Stadt Bad Segeberg[8] und entließ jüdische Mitarbeiter (Grund für den Selbstmord Melanie Anuschats)[9]. Am Ende hinterließ er der Stadt eine „inzwischen irreversible und in der Bevölkerung längst ungeliebte, offene Großbaustelle“ (Hinrichsen, S. 23). Er hatte im Februar 1934 ohne Ratsbeschluss die Anlage der Nordmark-Feierstätte initiiert, eines Thingplatzes, den 1937 Joseph Goebbels eröffnete und woraus Anfang der 1950er Jahre der Platz der Karl-May-Festspiele entstand.[10] Das Projekt wurde noch im März 1934 auf Jerans Antrag durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda genehmigt. Für den Transport der Arbeiter aus dem 10 km entfernten NS-Arbeitsdienst-Lager Schafhaus schaffte die Gemeinde zur propagandistisch verkündeten Kosteneinsparung ca. 90 Fahrräder an, um einen LKW-Transport zu vermeiden. Dennoch stiegen die fahrlässig unterschätzten Baukosten von ca. 20.000 RM auf ca. 110.000 RM.[11] Das Finanzchaos hatte Jerans Ersetzung durch einen ordentlichen Bürgermeister zur Folge, wohl auch im Zusammenhang mit der Zurückdrängung der radikalen SA nach dem Röhm-Putsch.

Eberhard Jeran zog am 25. September 1934 nach Bordesholm um und übernahm dort auf Vorschlag des Gauleiters Hinrich Lohse die Leitung der neu eingerichteten NS-Gauführerschule I im Alten Amtshaus Bordesholm.[12][13] Seine Parteiämter im Kreisstab behielt er. Aus der Gauschule wurde 1939 ein Hilfskrankenhaus. Zum Oktober 1940 wurde Jeran als kommissarischer Kreisleiter nach Eutin anstelle von Johannes Meyer berufen.

Karriereende[Bearbeiten]

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941 gehörte er zu den Parteifunktionären, die als ‚Ostlandritter’ dem schleswig-holsteinischen Gauleiter Hinrich Lohse als Zivilverwalter ins besetzte Baltikum folgen sollten.[14][15][16] Unklar ist, ob Jeran sein Aufgabengebiet als designierter Gebietskommissar im Reichskommissariat Ostland (RKO) jemals antrat. Wegen eines außerehelichen Verhältnisses, das in Eutin öffentliches Aufsehen erregt hatte, berief ihn Lohse als Kreisleiter ab. Bei seinem Antrittsbesuch in Kauen machte Lohse ihm Vorwürfe und verlangte ein Ende. Jeran folgte dem nicht und wurde daraufhin im Frühjahr 1942 als Gebietskommissar entlassen. Lohse ließ ihn auch parteigerichtlich verfolgen (Verwarnung und Aberkennung der Ämterfähigkeit für die Dauer von drei Jahren) und sorgte dafür, dass er aus der SA (Obersturmführer) wegen „Ungeeignetheit“ entlassen wurde (Lehmann (2009), S. 155, Anm. 40).

Über seine Nachkriegstätigkeit ist nichts bekannt.

Eberhard Jeran ist nicht zu verwechseln mit dem Sportwissenschaftler an der Universität Greifswald.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gerhard Hoch: Artamanen in Schleswig-Holstein. In: Erich Hoffmann/ Peter Wulf (Hrsg.): „Wir bauen das Reich“. Aufstieg und erste Herrschaftsjahre des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, Neumünster 1983, S. 137–148
  • Sebastian Lehmann: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein. Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite, Bielefeld 2007, ISBN 978-3895346538 (S. 363)
  • Sebastian Lehmann/ Robert Bohn/ Uwe Danker (Hg.): Reichskommissariat Ostland. Tatort und Erinnerungsobjekt. Paderborn [u. a.] 2012, ISBN 978-3506771889

Weblinks[Bearbeiten]

  • Sebastian Lehmann: „... mit Stiehr von 21.00 bis 3.00 morgens Plakate geklebt“. Das Werden eines „Straßenterroristen“ im Spiegel der retrospektiven Tagebuchaufzeichnungen von Otto Gubitz, Bad Segeberg, in Demokratische Geschichte, Bd. 20 (2009) (Biografie S. 155)

Einzelbelege[Bearbeiten]

  1. Lehmann 2009, S. 162f.
  2. Peter Heinacher (1976): Die Anfänge des Nationalsozialismus im Kreis Segeberg. In: alt-bramstedt. 2005, abgerufen am 21. Januar 2021.
  3. Gerhard Stoltenberg: Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk, 1918-1933: ein Beitrag zur politischen Meinungsbildung in der Weimarer Republik. Droste, 1962 (google.de [abgerufen am 21. Januar 2021]).
  4. Jahrgang 1932. Gemeinde Schmalensee, abgerufen am 20. Januar 2021.
  5. Manfred Gailus, Clemens Vollnhals: Für ein artgemäßes Christentum der Tat: Völkische Theologen im »Dritten Reich«. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-8470-0587-2 (google.de [abgerufen am 21. Januar 2021]).
  6. Stephan Linck: Von der Kanzel ins Erschießungskommando. Der wechselvolle Werdegang des Ernst Szymanowski-Biberstein. (PDF) S. 34-37, abgerufen am 20. Januar 2021.
  7. Friedrich Gleiss: NSDAP und Kirche in Holstein und Segeberg. In: alt-bramstedt. 2001, abgerufen am 20. Januar 2021.
  8. 36 Bürgermeister seit 1623. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  9. Stolperstein für Melanie Anuschat segeberg.de
  10. Vor 80 Jahren: Kalkberg wird NS-Kultstätte ndr.de
  11. Nils Hinrichsen: Auf braunen Rädern durchs „wilde Nordistan“ – 90 Arbeitsdiensträder im Dienste des Nationalsozialismus. (PDF) In: Knochenschüttler. Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder. 2012, S. 14–24, abgerufen am 25. Oktober 2020 (Regionalstudie zum willkürlichen Vorgehen des NS-Regimes (mit Bildern Jerans und der Baugeschichte), auch für die Fahrradgeschichte aussagereich).
  12. Helmut Heiber, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei: Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP: Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bestandes : Register. R. Oldenbourg, 1983, ISBN 978-3-486-51801-6 (google.de [abgerufen am 20. Januar 2021]).
  13. Joachim Lilla: Die Stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP im "Dritten Reich". Bundesarchiv, 2003, ISBN 978-3-86509-020-1 (google.de [abgerufen am 20. Januar 2021]).
  14. Reichskommissariat Ostland / Deutsche Zivilverwaltung. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  15. Universität Flensburg, Institut für schleswig-holsteinische Zeit-und Regionalgeschichte (IZRG): Gutachterliche Stellungnahme zur Rolle des Landrats Dr. Waldemar von Mohl im Kreis Segeberg 1932–1945. (PDF) Abgerufen am 21. Januar 2021.
  16. Bei den von Pohl aufgezählten Funktionären ist er nicht erwähnt, das spricht gegen einen Amtsantritt. Vgl. Reinhard Pohl: Reichskommissariat Ostland: Schleswig-Holsteins Kolonie. In: "Schleswig-Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht"., ‘‘Gegenwind‘‘, Heinrich-Böll-Stiftung, Schleswig-Holstein, Kiel 1998, S. 10–12.


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