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Förderung des Langzeitgedächtnisses im Fremdsprachenuntericht: Triple Coding

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Förderung des Vokabellernens mit Triple Coding

Förderung des Grammatiklernens mit Omniumkontakt

Neurodidaktische Grundlage von Triple Coding.

Triple Coding besteht aus dem bilingualen Bewegungslernens in der ersten, des Wiederholens mit Mnemotechniken in Entspannung in der zweiten und der helfenden Partnerarbeit in der dritten Phase.

Neurodidaktisch wird sie vor allem durch die Funktion des Hippocampus und durch die Spiegelneuronen begründet. Der Hippokampus hat als Zentrum des limbischen Systems die Funktion, das Gelernte vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis zu führen. Hierbei spielen Emotionen eine entscheidende Rolle, ferner die neue Form des Lernens. Darüber hinaus funktioniert der Hippokampus  vor allem dann, wenn ein Bezug zum bereits Bekannten da ist, also eine Anknüpfung erfolgen kann, so dass Interesse geweckt werden kann.

Vokabellernen an sich ist aber genau das Gegenteil von all dem. Das kann dadurch geändert werden, dass zuerst das Verständnis durch die Übersetzung gesichert wird, ferner dass durch den Kontext ein anschauliches Bild entsteht und das durch die mnemotechnischen Lehrerhilfen viele Anknüpfungsmöglichkeiten an bereits Bekanntem aufgezeigt werden, so auch mit der Muttersprache und bereits gelernten Sprachen in Form der „Fusion“, und „Brücken“, vulgoEselsbrücken“, gebaut werden. Diese Mehrfach-Abspeicherung führt zur fluiden Intelligenz. Dadurch, dass orthographisch schwierige Wörter von Lehrer hervorgehoben und dann auch geschrieben werden müssen, werden zusätzliche Bereiche der motorischen Cortex aktiviert.

Ferner sind für das Langzeitgedächtnis neurologisch die Spiegelneuronen relevant, die bei jeder Interaktion eine Rolle spielen. Dadurch, dass der Lehrende beim Vorsprechen Bewegungen macht, ferner die Lernenden im ersten Schritt beim Nachsprechen diese Bewegungen imitieren und dann vor dem Partner wiederholen, sich dabei ansehen, ferner im dritten Schritt wiederum in der interaktiven face-to-face-Situation den anderen als Helfer beobachten, werden die Spiegelneuronen aktiviert. Je freundlicher die Partner dabei sind, desto eher sind diese wirksam bzw. „feuern“ im Gehirn. In der Praxis führt diese Interaktion zu einem entspannten Lernen, oft zum Lachen, zumindest zum gegenseitigen Anlächeln.

Neurodidaktische Grundlage von Omniumkontakt

Die neurodidaktische Grundlagese ist dieselbe wie bei der dritten Phase des Triple Coding, nur dass die Dialogpartner nun regelmäßig wechseln. Die Interaktion zwischen ihnen wird dadurch vielfältiger, so dass die Spiegelneuronen eine noch wichtigere Rolle spielen. Positive Emotionen spielen dabei eine wichtige Rolle, was für die Funktion des Hippokampus wiederum wichtig ist. Ernste Gesichter sind bei dieser neuen Form des interaktiven Übens fast ausgeschlossen. Fluide Intelligenz wird dadurch gefördert.

Triple Coding

Triple Coding bedeutet, Vokabeln in drei Schritten zu lernen:

Bereits die Römer hatten Recht: „repetitio mater studiorum“, aber die neuere Gehirnforschung bestätigt auch zwei weitere Aussagen der römischen Rhetorik: „repetita non placent“ und „varietas delectat“, mit anderen Worten: Für das Langzeitbehalten ist die Wiederholung notwendig, aber auf jeden Fall nicht in identischer Form. Letzteres ist Jahrtausende lang nicht berücksichtigt worden.

Eine Voraussetzung für das Behalten im Langzeitgedächtnis wird meistens nicht als selbstverständlich angesehen. Das Behalten im Kurzzeitgedächtnis muss vor allem effektiv gefördert werden. Ferner ist es selbstverständlich, dass ein gewisser Prozentsatz des Gelernten bereits im Kurzzeitgedächtnis nicht gespeichert wird. Die Vorstellung, dass dieser Prozentsatz des Vergessens sich wesentlich steigert, wenn man mehr Vokabeln als im Gegensatz zu wenigen Vokabel lernt, muss vom Lehrenden und vom Lernenden widerlegt werden. Das Mehr ist sehr wohl verschieden und hängt von der Lerngruppe ab. Doch muss der Lehrende dem Kurzzeitgedächtnis des Lernenden auf jeden Fall eine viel höhere Behaltensleistung zumuten, als dessen bisheriger Lernerfahrung entspricht. Er muss dessen „Selbstillusion“ durchbrechen bzw. ihm helfen, dies zu tun. Um dies zu erreichen, muss der Lehrende dem Lernenden suggerieren (Placebo-Effekt), dass dieser durch eine neue Art des Lernens (Hawthorne-Effekt) größeren Erfolg haben wird.

Ferner muss berücksichtigt werden, dass immer ein Teil dessen, was im Kurzzeitgedächtnis gespeichert wurde, vergessen wird, und erst dann im Langzeitgedächtnis gespeichert wird, wenn es erneut gelernt wird. Sozusagen ist für das Langzeitverhalten eine Zeit des „Brachliegens“ nötig. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, durch eine erneute Wiederholung das Langzeitgedächtnis zu fördern.

Erziehungswissenschaftliche Grundlage von „Triple Coding“.

Die erziehungswissenschaftliche Grundlage ist darin zu sehen, dass keine starre Methode propagiert und praktiziert wird, sondern eine, die alle nur möglichen Lernhilfen dem Lerner anbietet, so dass jeder nach seinem Lerntyp auf die ihm am meisten entsprechende Art des Lernens zurückgreifen kann. Vor allem wird durch die Bewegung der kinästhetische Lerntyp berücksichtig, der im Allgemeinen beim Lernen am wenigsten berücksichtigt wird. 

1.    Schritt: Bilinguales Bewegungslernen

Im ersten Schritt werden alle nur möglichen Lernhilfen gegeben, also das Wort in seinem vollständigen Kontext, ferner das Schriftbild und die Übersetzung in die Muttersprache. Die Lerner sprechen den Kontext zuerst im Chor nach und imitieren dabei die Bewegung des Lehrers oder der Lehrerin. Dann folgt die interaktive Phase, in der zwei Partner wieder das Modell des Lehrenden durch gegenseitiges Vorsprechen wiederholen. Die Bewegungen sollen möglichst semantisch kongruent sein, d. h. einen Bezug zum Sinn des Kontextes haben, soweit dies möglich ist. Zum Beispiel der folgende Satz: „Als Kind träumte er, Lokomotivführer zu werden.“ Dann deutet der Lehrer zuerst mit der waagrechten Handfläche nach unten, um das „kleine Kind“ mit dieser Bewegung darzustellen, dann schaut er verträumt mit fast geschlossenen Augen nach oben und macht eine schraubenförmige Bewegung in die Luft, um „träumen“ zu verdeutlichen, zuletzt bewegt er seine beiden Ellenbogen seitlich, um die Lokomotive darzustellen. Wenn nur das Wort „träumen“ neu ist, dann kann er sich auf die Darstellung dieses Wortes beschränken. Wenn bei einem Wort keine semantische Geste möglich ist, wird er eine willkürliche Bewegung mit beiden Händen machen, die den Satzrhythmus betont.

2.    Schritt: Mnemotechniken in Entspannung

In einem zweiten Schritt leitet der Lehrer eine Entspannungsphase ein, in der alle Lerner die Augen schließen. Hierzu gibt es verschiedene Entspannungsmöglichkeiten. Z. b. soll sich jeder Lernende seinen Lieblingsplatz aussuchen oder der Lehrer fordert die Lernenden auf, alle Muskeln anzuspannen und dann loszulassen, oder er fordert sie auf, dreimal ganz lange auszuatmen. Wenn der Lehrer Kenntnis von autogenem Training hat, dann kann er auch eine „Schwereübung“ machen.

Anschließend trägt der Lehrer den Text vollständig vor, bei schwierigen Vokabeln wiederholt er die Übersetzung und fordert die Lernenden auf, „mental zu visualisieren“, d. h. sich die Situation, die durch den Satz hervorgerufen wird, vor ihrem geistigen Auge vorzustellen, und den Satz leise nachzusprechen. Bei schwierigen Vokabeln gibt er, soweit wie möglich, mnemotechnische Hilfen, z. Bsp. dass er für den Ausdruck „unleash danger“ (Gefahren auslösen) einen konkreten möglichst anschaulichen Kontext gibt „He keeps the dog on leash, then he unleashes the dog“, der leichter vorstellbar ist. Oder für das Wort „il rêve“ (er träumt) den Kontext „il rêve de devenir un champion de boxe » oder er weist auf Verbindungen mit schon gelernten sprachen hin oder auf die Muttersprache. Z. b. beim Ausdruck „he drives me crazy“ auf den Ausdruck „er treibt mich zum Wahnsinn“. Auch auf schwierige Orthographien weist er ausdrücklich hin: „the guitare“ schreibt sich im Gegensatz zum Deutschen nur mit einem „r“ oder auf ein abweichendes Genus in Form der Spiegelung; „Das Wort die Gruppe wird im Französischen zu *der Gruppe – le groupe.

Bei Anfängern kann auch eine Zwischenschritt eingelegt werden, in dem die Lernenden aufgefordert werden, die gekennzeichneten Wörter mit orthographischen Schwierigkeiten ein oder mehrmals abzuschreiben. Die Motorik des Schreibens hilft beim Einprägen. Dieses Verfahren ist das Gegenteil vom monotonen Abschreiben eines gesamten Textes.

3.    Schritt: Helfende Partnerarbeit

Im dritten Schritt werden die Lernenden dazu angehalten, sich gegenseitig „helfend“ abzufragen. Das heißt, das Abfragen darf keineswegs zur Kontrolle ausarten, sondern soll vielmehr eine Wiederholung mit gegenseitiger Unterstützung sein, d. h. es muss ein schneller Rhythmus beibehalten werden, der dadurch erreicht wird, dass der abfragende Lernende dem anderen sofort den Anfang des Satzes vorsagt, oder, wenn nötig, den ganzen Satz, sobald der abgefragte ins Stocken gerät, so dass dieser gar nicht erst in die „Lageorientierung“ kommt, d. h. sich seines Nichtwissens bewusst wird. Wenn dies vermieden wird, dann verliert diese Form der Partnerarbeit den Charakter der Kontrolle, sondern wird als Hilfe empfunden. Es ist selbstverständlich, dass die Rollen nach jedem Durchgang gewechselt werden. Bei Wörtern, die orthographisch schwierig und deshalb im Test gekennzeichnet sind, sollte der abfragende auch den Mitlernenden auffordern, das Wort hinzuschreiben oder zu buchstabieren.  Die Motorik des gezielten Schreibens ist, wie gesagt, eine zusätzliche mnemotechnische Hilfe.  

Förderung des Langzeitgedächtnisses beim Grammatiklernen:

Omniumkontakt

Omniumkontakt bedeutet die interaktive Übung der Grammatik, nachdem diese explizit entweder deduktiv (von der Regel ausgehend) oder induktiv (zur Regel hinführend) oder implizit durch häufiges Vorkommen in unterschiedlichen Texten eingeführt wurde. Üblich sind monolinguale oder bilinguale mündliche und schriftliche Übungen und schließlich die Überprüfung des Gelernten, entweder monolingual oder bilingual. Wenn die Resultate gut sind, dann sind Lerner und Lehrende meist der Meinung, dass die betreffende Grammatik „gelernt“ wurde. Das trifft aber nur auf das Kurzzeitgedächtnis zu, das in der Prüfung aktiviert wurde. Dass die entsprechenden Regeln aber nicht ins Langzeitgedächtnis überführt wurden, vor allem wenn sie schwierig sind und von der muttersprachigen Struktur abweichen, fällt dem Lernenden erst dann auf, wenn er – was selten geschieht – zu einem späteren Zeitpunkt auf seinen Fehler hingewiesen wird. Im Allgemeinen „fossilisieren“ sich solche Fehler, d. h. die fehlerhafte Struktur wird vom Sprecher als richtig empfunden und immer wieder verwendet, solange er verstanden wird.

Omniumkontakt ist ein der realen Kommunikation angenähertes auf Spontanität ausgerichtetes Verfahren, das durch eine besondere Form des wiederholenden Übens dafür sorgt, dass schwierige, meist von der Muttersprache abweichende Regeln ins Langzeitgedächtnis überführt werden, so dass sie dann ohne langes Überlegen in der wirklichen Kommunikation auch angewendet werden. Dies geschieht in der mündlichen Interaktion zwischen zwei wechselnden Partner, die die in Dialogform gefasste Struktur wiederholend anwenden.

Wiederum werden alle Lernhilfen dem Lernenden zur Verfügung gestellt, d. h. die zu übende Struktur, die vor Kurzem oder vor Längerem eingeführt wurde, steht in Dialogform mit mehreren Varianten schriftlich, eventuell mit der Übersetzung, den Lernenden vor Augen, ebenso einige Varianten, was die Lernenden nicht davon abhalten soll, eigene Varianten zu finden. Da z. Bsp. der Irrealis der Gegenwart und der Vergangenheit zu den fehlerträchtigen Strukturen gehört, sollte er öfter mit Omniumkontakt geübt werden. Die Lernenden sehen also:

Wenn du den Hauptgewinn machen würdest, würdest du mich dann zu einer Reise um die Welt einladen?

Ja / Nein, wenn ich den Hauptgewinn machen würde, dann würde ich dich dazu / nicht / einladen.

Si tu gagnais le gros lot, tu m’inviterais à un voyage autour du monde ?

Oui / Non …….

If you won the jackpot, would you invite me to a travel around the world?  Yes / No ….

Es folgen Varianten wie:

être malade / to be ill, tomber amoureux de qn /fall in love with somebody etc.

Es ist klar, dass das Beispiel auf Deutsche nur bei Anfänger gezeigt wird, ferner dass bei späteren Wiederholung die Ansage der Struktur durch den Lehrenden als Anstoß genügen wird, um Omniumkontakt zu praktizieren.

1.Phase

Im besten Fall erklingt eine lebhafte Musik, die alle Lernenden dazu anhält, sich untereinander zu bewegen, bis die Musik angehalten wird.

2.Phase

Dann spricht jeder dem ihm am nächsten Stehenden mit der zu übenden Struktur an. Sobald dieser geantwortet hat, stellt dieser eine andere Frage. Der Dialog kann dann mit einer anderen Varianten wiederholt werden bis die Musik erneut erklingt und jeder sich frei bewegt und dann, sobald die Musik angehalten wird,  einen Partner sucht, mit dem er noch nicht geübt hat.

Statt Musik kann auch der Lehrende ein Signal z. Bsp. durch Händeklatschen geben.

Omniumkontakt eignet sich vor allem zum Beginn einer Stunde als Lockerungsübung und um das Gehirn der Lernenden mit Bewegung und Musik auf den Fremdsprachenunterricht angenehm einzustimmen. Wenn eine Übung in dieser Form des Öfteren spontan - ohne die Vorbereitungsphase wie bei dem erstmaligen Üben der betreffenden Struktur - durchgeführt wird, wird diese im Langzeitgedächtnis verankert.

Literatur[Bearbeiten]

  • Ludger Schiffler: Effektiver Fremdsprachenunterricht, Bewegung - Visualisierung - Entspannung, Tübingen: Narr Verlag, 2012 (Kapitel 7)[1]
  • Ludger Schiffler: Fremdsprachen effektiv lehren und lernen. Beide Gehirnhälften aktivieren, Donauwörth: Auer Verlag, 2002 (Kapitel 9)[2]
  • Ludger Schiffler: Against Forgetting There is No Cure - However, “Triple Coding” Study for Long-Term Retention of Vocabulary (10 months) in a Class 10 (Gymnasium)[3]
  • Ludger Schiffler: Gegen das Vergessen ist kein Kraut gewachsen – Doch, triple coding ![4]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Schiffler, Ludger.: Effektiver Fremdsprachenunterricht : Bewegung - Visualisierung - Entspannung. Neubearb Auflage. Narr, Tübingen 2012, ISBN 978-3-8233-6680-5.
  2. Schiffler, Ludger.: Fremdsprachen effektiver lehren und lernen : Beide Gehirnhalften aktivieren. Auer, Donauworth 2002, ISBN 3-403-03681-2.
  3. Prof. Dr. Ludger Schiffler. (PDF) Abgerufen am 2. März 2018.
  4. Verlag Empirische Pädagogik: Start. (PDF) Abgerufen am 2. März 2018 (english).


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