Fackel (Atombombentest)
Fackel ist der Codename der ersten zivilen Atomexplosion in der Ukrainischen SSR, die am 9. Juli 1972 drei Kilometer vom Dorf Chrestyschtsche, Rajon Krasnohrad, Oblast Charkiw, entfernt, durchgeführt wurde. Als Teil des sowjetischen Programms Atomexplosionen für die Volkswirtschaft war das Ziel, eine brennende Erdgasquelle zu verschließen. Die Energiefreisetzung der Explosion betrug 3,8 Kilotonnen TNT.
Beschreibung[Bearbeiten]
Im Jahr 1968 wurde bei geologischen Erkundungen ein großes Erdgasfeld, dessen Reserven auf 300 Milliarden Kubikmeter Erdgas geschätzt wurden, in der Nähe des Dorfes Chrestyschtsche entdeckt. Bis Ende 1971 waren auf dessen Gebiet 17 Produktionsbohrungen in Betrieb. Die meisten Bohrlöcher arbeiteten jedoch unter sehr hohem Druck von bis zu 400 Atmosphären. Aufgrund einer unzureichenden Zementierung der Führungssäule in einer Tiefe von 20 m kam es bei der Produktionsbohrung Nr. 35 zu einem Leck. Das entweichende Gas führte zu einem starken Feuer (die Flammen stiegen mehrere zehn Meter hoch), das fast ein Jahr lang nicht gelöscht werden konnte. Der gesamte Bohrkomplex fiel nach und nach aus. Angesichts der positiven Ergebnisse bei der Verwendung einer nuklearen Explosion zum Löschen einer Gasfackel, die drei Jahre lang auf dem Urta-Bulak-Feld in Usbekistan (1966) brannte, hatten Wissenschaftler vorgeschlagen, die Bohrung durch eine unterirdische nukleare Explosion zu verschließen.
Die Entscheidung, die Gasfontäne durch eine industrielle Atomexplosion zu stoppen, wurde von Leonid Breschnew und Alexei Kossygin persönlich unterzeichnet. Die Ausführung der Explosion wurde dem Ministerium für mittlere Technik der UdSSR anvertraut. Keine der in der Ukrainischen SSR stationierten Militäreinheiten war an der Aufgabe beteiligt. Das Gebiet um die Fackel wurde von KGB-Truppen und Einheiten des Innenministeriums der UdSSR aus Moskau bewacht. Alle Teilnehmer des Experiments unterzeichneten eine Geheimhaltungsvereinbarung für 15 Jahre.
Die Vorbereitungen für die Explosion dauerten 4 Monate und fanden unter strengster Geheimhaltung statt. Ein 2400 m langer Schrägschacht wurde zur Gasbohrung angelegt, an dessen Ende der nukleare Sprengsatz platziert wurde. Die Atombombe war durch 20 m Gestein von der Gasbohrung getrennt. Das an die brennende Gasquelle angrenzende Gebiet wurde in drei Ringzonen mit einem Radius von 3, 5 und 8 km eingeteilt. Der innere Ring mit einem Radius von 400 m vom Epizentrum der zukünftigen Explosion wurde als Sondergebiet eingezäunt und mit einer 20 cm dicken Flusssandschicht bedeckt. An der Grenze jeder Zone wurden Versuchstiere – Hühner, Ziegen und Bienenstöcke mit Bienen – platziert. Das Dorf Chrestyschtsche liegt 2 km vom Epizentrum entfernt und die Fernstraße Moskau–Sevastopol läuft in 8 km Entfernung vorbei. Unmittelbar vor dem Experiment wurden alle Personen aus der 8-Kilometer-Zone evakuiert.
Am 9. Juli 1972, genau um 10 Uhr Ortszeit, explodierte die Atombombe. Nach 20 Sekunden entwich eine mächtige, mit Gestein vermischte Gasfontäne aus dem Bohrloch bis zu einer Höhe von 1 km, und eine Minute später bildete sich die charakteristische pilzartige Wolke einer nuklearen Explosion. Das Experiment war erfolglos: Das brennende Bohrloch konnte nicht durch die Explosion geschlossen werden. Einige Monate später wurde die brennende Erdgasquelle mit Standardmethoden gelöscht.
Die Menschen kehrten 30 Minuten nach der Explosion ins Dorf zurück. Alle Versuchstiere in den Sonderzonen sollen gestorben sein. Im Dorf May Day zerstörte die Schockwelle Fenster und einige Hauswände. Die Reparatur der Gebäude (auf Kosten des Staates) dauerte mehr als ein Jahr. Anschließend erhielten alle Bewohner des Dorfes Pershotravneve neu aufgebaute Häuser an der Stelle der zerstörten.
Koordinaten: 49° 33′ 33″ N, 35° 28′ 25″ O
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