Heiner Studt
Heiner Studt (* 1942 in Greifswald; † 2021 in Hamburg) war ein deutscher Maler bzw. Künstler[1], Pädagoge und politisch engagierter Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg. Er flüchtete kurz vor dem Bau der Berliner Mauer als Abiturient von Jena in der DDR nach Hamburg in der BR Deutschland. In Kreisen künstlerisch und politisch engagierter Bürger lebte er überwiegend in Hamburg und unterrichtete an Hamburger Schulen.
Leben[Bearbeiten]
Heiner Studt wurde 1942 in Greifswald geboren, die Familie zog 1945 nach Jena um. Dort legte er 1961 das Abitur ab und floh kurz vor dem Mauerbau am 13. August 1961 aus der DDR in den Westen Deutschlands. 1962 studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. 1969–72 schloss er ein pädagogisches Zweitstudium an (Uni Hamburg) und arbeitete von 1972 bis zur Pensionierung als Lehrer; er war bis zum Ende seines Lebens künstlerisch tätig und leidenschaftlich engagiert.
Politisches Engagement[Bearbeiten]
Heiner Studt verstand sich als undogmatischer Linker und engagierte sich im Sozialistischen Büro Offenbach. In Zuge der Repressionen nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR im November 1976 nahmen er und seine Frau Renate Kontakt mit der Opposition in der Universitätsstadt Jena auf und schmuggelten mehrere Jahre verbotene Literatur in die DDR und Nachrichten aus Mitteldeutschland hinaus.[2] Die Stasi entdeckte diesen Kanal „staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme“ trotz Observation des Ehepaars Reiprich zu keiner Zeit.[3] Später organisierte er gemeinsam mit dem Schriftsteller und Historiker Christoph Ernst Zeitzeugengespräche in Schulen und Instituten im norddeutschen Raum, unter anderem auch mehrmals für die Stiftung Herzogtum Lauenburg mit Dr. Leo Frankfurt[4] (*1921 Petrograd, verstorben 2022 Bad Nauheim), der anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes in Europa 2015 als Gastredner des Bundespräsidenten Joachim Gauck[5] bei der Einweihung von Namenstafeln für ermordete Rotarmisten im Kriegsgefangenenlager Stalag 326 Holte-Stukenbrock mitwirkte.
Künstlerische Arbeiten[Bearbeiten]
Heiner Studt war bis 2010 Mitarbeiter in der Galerie und Geschichtswerkstatt Morgenland in Hamburg.[6][7] Von 1980 bis 2014 musizierte er als Altsaxofonist bei der Band Tuten und Blasen[8]. Das Hamburger Bläserorchester tritt seit Jahrzehnten im öffentlichen Raum und in Konzertsälen auf und musiziert in auch Kinosälen zu Stummfilmen[9][10]. Die Band hat über viele Jahre Demonstrationen musikalisch begleitet und ist ein Bestandteil der sogenannten Hamburger Protestkultur geworden[11][12]. Heiner Studt entfaltete auch weitere Aktivitäten im kulturellen Raum.[13][14][15][16]
Die verwendete Verfremdung des Offset-Drucks wird methodisch ihm zugeschrieben.[17] Er initiierte mehrere Literatur- und Kunstprojekte mit jungen norddeutschen Autoren in Zusammenarbeit mit Christoph Ernst und dem Gründer des Hamburger Literatur Quickies Gunter Gerlach.
Weblinks[Bearbeiten]
- persönliche Internetseite von Heiner Studt
- Eröffnung der Ausstellung "Grenzverletzung" mit Bildern von Heiner Studt und musikalischer Begleitung durch "Tuten und Blasen". Hamburg, September 2011
- Lesung und Gespräch. Martin Morgner, Weimar, liest "Zersetzte Zeit - die Mauer zwischen Mensch und Macht" im Rahmen der Kunstausstellung von Heiner Studt "Grenzverletzung". Hamburg BallinStadt, September 2011
- Leben und Überleben in zwei totalitären Systemen. Der Schriftsteller und Historiker Christoph Ernst und der Künstler Heiner Studt sprechen mit Leo Frankfurt über die wichtigsten Ereignisse, Stationen und Wendepunkte seines damaligen Lebens. Hamburg, Warburg-Haus, Juni 2012
- Dr. Karsten Dümmel und Heiner Studt stellen ihr Künstlerbuch „Grenzverletzung. Eine Novelle und Das Beben von Berlin. Bilder einer Ausstellung“ vor. Hamburg, November 2012
- Human Rights Film Festival, Partner: Heiner Studt, Sarajewo, Bosnien-Herzegowina, November 12 - 16, 2015
- Das Beben von Berlin. Vernissage, Vortrag und Diskussion zum 30. Jahrestag des Mauerfalls. Union Stiftung Saarbrücken, Dezember 2019
- "1990 - So viel Anfang" (H. Studt). 30 Jahre Mauerfall, Das Beben von Berlin. Veranstaltungsbericht Dezember 2019
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Heiner Studt Startseite
- ↑ Siegfried Reiprich: Der verhinderte Dialog, S. 118, ISBN 978-3-9804920-2-7
- ↑ "Trauer und Hoffnung" Heiner Studt im Gespräch mit Henryk Goldberg, Thüringer Landeszeitung, 30.05.1992
- ↑ Lev Frankfurt gedenkt sowjetischer Kriegsgefangener und Kriegstoter, 6. Mai 2015
- ↑ Rede des Bundespräsidenten im Kriegsgefangenenlager Stalag 326, 6. Mai 2015
- ↑ persönliche Webseite Heiner Studt: "Über mich".
- ↑ Heiner Studt goes Morgenland. Eimsbüttler Wochenblatt, 6.12.2007
- ↑ Tuten und Blasen
- ↑ TIDE TV - Tuten und Blasen
- ↑ Filmkonzerte Tuten und Blasen
- ↑ TIDE TV über die künstlerische Protestkultur in Hamburg
- ↑ Vor dem Siemensgebäude in Hamburg, Altsaxophonist Studt, 1.v.l
- ↑ persönliche Webseite, Texte von H. Studt
- ↑ Kataloge - z.B.
- ↑ 25 Jahre deutsche Einheit und 20 Jahre Dayton, Heiner Studt und CIM Sanski Most. Konrad Adenauer Stiftung, Auslandsbüro Bosnien und Herzegowina, Sarajewo 25.11.2015
- ↑ 25 Jahre deutsche Einheit und 20 Jahre Dayton - Partner Heiner Studt und Franziskanerkloster Sarajewo (Austellung Heiner Studt), 24.11.2015
- ↑ "Ich bürste den Offsetdruck gegen den Strich"
Personendaten | |
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NAME | Studt, Heiner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 1942 |
GEBURTSORT | Greifwald |
STERBEDATUM | 2021 |
STERBEORT | Hamburg |
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