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Kollapsologie

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Der französische Begriff collapsologie, deutsch „Kollapsologie“, wird im französischsprachigen Raum für fächerübergreifende Betrachtungen über mögliche Formen eines Zusammenbruchs der thermo-industriellen Zivilisation, verschiedene Aspekte eines solchen Prozesses und mögliche Folgen verwendet.

Teils werden die unter diesem Begriff diskutierten Betrachtungen als eine neue Ideologie interpretiert.[1][2]

Beschreibung[Bearbeiten]

Der Begriff ist vor allem im französischen Sprachraum vertreten und im deutschsprachigen Raum noch kaum bekannt.[3] Das Wort wurde von Pablo Servigne und Raphaël Stevens in ihrem 2015 erschienenen Essay Comment tout peut s’effondrer: Petit manuel de collapsologie à l’usage des générations présentes („Wie alles zusammenbrechen kann – kleines Kollapsologie-Handbuch für gegenwärtige Generationen“) erfunden.[4] Als transdisziplinäre Wissenschaft findet die Kollapsologie in der Umweltforschung, der Biologie, der Anthropologie, der Demografie und der Wirtschaftswissenschaft ihre Wurzel, sie öffnet sich aber für die Psychologie, die Soziologie, die Medizin, die Agrarwissenschaft, die Politikwissenschaft und die Geopolitik, die Philosophie und die Künste.[5] Die Herangehensweise der Kollapsologie beruht auf der Vernunft und der Intuition als anzuerkennende, sich ergänzende kognitive Modi, und sie legitimiert die Emotionen der Forschungstätigen, die sich als von erkannten Entwicklungen betroffene Personen von ihrem Forschungsobjekt nicht distanzieren können. Die Kollapsologie sieht in Studien wie Die Grenzen des Wachstums (1972) und zahlreichen Artikeln in der Zeitschrift Nature (z. B. A safe operating space for humanity.[6] Approaching a state shift in Earth’s biosphere[7]) und The Anthropocene Review (z. B. The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration[8]) ihr wissenschaftliches Fundament.

Pablo Sevigne stellt das Konzept des Kollaps in einen engen Zusammenhang zum Konzept der (gesellschaftlichen) Resilienz.[9]

Als weiterer Vertreter gilt der US-Biologe Jared Diamond, der 2005 in seinem Buch Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen beispielhaft Kulturen betrachtet, die sich durch Übernutzung der Umwelt bzw. durch falsche Reaktion auf allgemeine Umweltveränderungen selbst zugrunde richteten und dann in sehr kurzer Zeit einen vollkommenen gesellschaftlichen Zusammenbruch erlebten, so die Wikinger in Grönland, die Anasazi in Nordamerika, die Polynesier auf der Osterinsel oder die Maya in Mittelamerika. Diamond leitet Handlungsempfehlungen für die heutige Gesellschaft ab, die er weltweit in einer ähnlich gefährlichen Gesamtsituation sieht.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Jean-Marie Harribey: La collapsologie, une nouvelle idéologie? In: pressegauche.org. 27. August 2019, abgerufen am 3. Februar 2020 (français).
  2. Interview avec Eddy Fougier: Extinction rébellion. La collapsologie, l’idéologie non violente qui risque de ne pas le rester. In: pressegauche.org. 9. Oktober 2019, abgerufen am 3. Februar 2020 (français).
  3. Renaud Cayla: Für eine deutsche Kollapsologie. In: cayla.de. Abgerufen am 26. Februar 2019.
  4. Pablo Servigne, Raphaël Stevens: Comment tout peut s’effondrer. Petit manuel de collapsologie à l’usage des générations présentes. Seuil, Paris 2015, ISBN 978-2-02-122331-6 (français).
  5. Collapsologie. In: collapsologie.fr, abgerufen am 1. Februar 2020.
  6. Johan Rockström, Will Steffen, Kevin Noone, Åsa Persson, F. Stuart Chapin: A safe operating space for humanity. In: Nature. Band 461, Nr. 7263, September 2009, ISSN 0028-0836, S. 472–475 (nature.com [PDF; 1,1 MB]).
  7. Anthony D. Barnosky, Elizabeth A. Hadly, Jordi Bascompte, Eric L. Berlow, James H. Brown: Approaching a state shift in Earth’s biosphere. In: Nature. Band 486, Nr. 7401, Juni 2012, ISSN 0028-0836, S. 52–58, doi:10.1038/nature11018.
  8. Will Steffen, Wendy Broadgate, Lisa Deutsch, Owen Gaffney, Cornelia Ludwig: The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. In: The Anthropocene Review. Band 2, Nr. 1, April 2015, ISSN 2053-0196, S. 81–98, doi:10.1177/2053019614564785.
  9. Pablo Servigne: „Je défends un catastrophisme positif“. In: Usbek & Rica. 10. August 2016, abgerufen am 3. Februar 2020 (français).


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