Novapax
Novapax Kunststofftechnik GmbH & Co. KG
| |
---|---|
Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1949 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Wolfgang Steiner und Heinrich XVI. Prinz Reuß |
Mitarbeiterzahl | 188[1] |
Umsatz | 24 Mio. Euro[1] |
Branche | Kunststoffverarbeitung |
🌐Website | www.novapax.de |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Novapax Kunststofftechnik Steiner GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Berlin-Tempelhof.[2] Zur Firmengruppe gehören die raro plastics GmbH (Berlin) und Novapax Romania in Brașov (Rumänien),[3] ein Zweigwerk Novapax Maschinenbau in Leer-Heisfelde[4].[5] Das Unternehmen ist in Kunststofftechnik, Spritzguss, Maschinenbau, Formenbau und Oberflächentechnik[6] tätig.[7] Zu den Kunden gehören die Branchen Automobil, Telekommunikation, Medizintechnik, Elektro, Elektronik, Bau, Sanitär und Konsum. Eine Reihe von Kunststoffprodukten zählen heute zu Klassikern des Produktdesigns, von denen einige Kult-Status genießen.
Geschichte[Bearbeiten]
Novapax wurde 1949 von den Brüdern Johann (1915–2005) und Walter Steiner (1923–2010) in Berlin-Schöneberg gegründet.[8] Der Name war 1947 als lateinische Übersetzung des deutschen Namens „Neuer Friede“ und somit als Statement für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt worden. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 21. Mai 1949.[9] 1962 wurde das Zweigwerk in Leer-Heisfelde gegründet, zunächst für den Bau von Maschinen zur Herstellung von Spiralreißverschlüssen und generell für den Maschinenbau im Bereich Spritzgießmaschinen.[10][11]
Im Laufe der Zeit wandelte sich die Firma erst vom Apparate- zum Formenbau und dann zum Spritzgußunternehmen. Ab 1964 kam der Produktionsbereich Oberflächentechnik mit einem neuartigen Poliersystem für den Werkzeug- und Formenbau hinzu.[12] Die Inbetriebnahme des Firmenneubaus in Berlin-Tempelhof (Schätzelbergstraße 4–10) auf einer Grundstücksfläche von 7500 m² erfolgte 1986, die danach mehrfach erweitert wurde.[13] Zu Beginn der 1990er Jahre war Novapax eine der ersten Firmen in Berlin, die ein Öko-Audit durchlaufen hat, in der Folge wurden Umwelt- und Qualitätsmanagement ausgebaut.[14] Im Jahr 1973 wurde Wolfgang Steiner (* 1943), der Sohn des Gründers Johann Steiner, Geschäftsführer des Unternehmens. Seit 2018 führt er das Unternehmen zusammen mit dem Geschäftsführer Heinrich XVI. Prinz Reuß.[15]
Produkte (Auswahl)[Bearbeiten]
Über die Jahrzehnte zählen viele Alltagsgegenstände zu der großen Palette von innovativen Kunststoffprodukten beginnend mit dem „Wunderquirl“ 1953, der sog. kleineste Mixer der Welt.[16] Herausragend war 1955 der erste Auftrag aus der Automobilindustrie, der ausklappbare Winker für den VW Käfer.[17] Viele Produkte waren Weltneuheiten, wie beispielsweise der Kunststoffreißverschluss (Spiralreißverschluss), der sich wegen seiner beliebigen Längenkürzung, seiner Leichtigkeit und Farbigkeit schnell in der Bekleidungsindustrie durchsetze.[18] Seit den 1960er Jahren lag ein Schwerpunkt bei den Produkten der Telefonindustrie und der Unterhaltungselektronik.[19] Viele Produkte sind heute Sammlerobjekte, wie beispielsweise das Kassetten-Karussell für Kompaktkassetten in den 1970er Jahren oder die ersten 4fach-Uhrenriegel „stamps“ 1999.[20] Ab den 1950er Jahren produzierte Novapax Miniaturen von Automodellen in neuartigen Herstellungsverahren für Wiking und für Borgward die ikonische Isabella.[21] Bis heute sind Kunststoffteile u. a. für die Automobil- und Luftfahrtindustrie der dominante Produktbereich,[22] beispielsweise sind eine Vielzahl von Teilen für den Rückhalte- und den Aufrollmechanismus bei Sicherheitsgurten in Autos Produkte von Novapax.[23]
Klassiker des Designs[Bearbeiten]
In der Geschichte des Designs nehmen die 1962 von Günter Ssymmank für die Berliner Philharmonie von Hans Scharoun entworfenen Deckenleuchten, zusammengesteckt aus fünfeckigen „Polyamid-Pilzen“, und 1966 die Variante für die Staatsbibliothek zu Berlin einen festen Platz ein.[24] Ab 1967 wurde der von Novapax entwickelte schwere schwarze Telefonhörer in den öffentlichen Fernsprechern (Telefonzellen) der Deutschen Post eingesetzt.[25] Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München wurde für das Ku’damm-Eck in Berlin eine 300 m² große Medienwand (Lichtraster-Werbefläche) mit Reflektoren, Farbscheiben und Kacheln hergestellt.[26] In den 1980er und 1990er Jahren entstehen Visiere für Motorradhelme für Porsche Design, deren erforderliche optischen Qualität durch das eigene innovative Poliersystems erreicht wurde.[27]
Auszeichnungen[Bearbeiten]
Novapax war 1989, 1992, 1998, 2001 und letztmals 2007 Träger des TT-Preises, Innovationspreis des Verbandes Technische Kunststoff-Produkte e.V.[28]
Literatur[Bearbeiten]
- Novapax. Firmengeschichte/Company history, 1949–2019. Redaktion: Eva-Andrea Wendebourg. Berlin 2019, ISBN 978-3-00-064466-5.
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Jahresabschluss der Novapax Kunststofftechnik Steiner GmbH & Co. KG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020, eingesehen auf bundesanzeiger.de
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 100.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 109.
- ↑ Leer. Umschau am Tor Ostfrieslands IX (1963) H. 9, S. 3.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 96–103.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019 S. 86–95.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 15.
- ↑ Novapax: C.Rep. 105 Nr. 20293, Landesarchiv Berlin.
- ↑ Uke Meyer: Novapax – moderne Maschinenfabrik mit dreizügigem Produktionsprogramm. In: Ostfriesen-Zeitung v. 2. März 1968.
- ↑ Berliner Morgenpost vom 13.11.1968.
- ↑ HOME: Novapax. Abgerufen am 16. Januar 2023.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 99–100.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019. S. 53–55.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019.
- ↑ Ernst Rösler: Eine nicht alltägliche Unternehmerlaufbahn. 3. Aufl. Lindau 2006, S. 51f.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 71.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 60.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 61–64.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 67 u. 81.
- ↑ Ulrich Biene: Meine Wiking-Autos. Menschen & Modelle: Träume auf kleinen Rädern. Bielefeld: Delius Klasing Verlag 2014.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 71–79.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 74.
- ↑ Marianne Seidig: „Darunter sieht man gut aus!“ – Ausstellung zu den Leuchten Günter Ssymmanks eröffnet. In: Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München (2017) H. 1, S. 64–67. online
- ↑ „Kunststoff in der Telefonzelle“. In: Der Tagesspiegel vom 14.11.1968.
- ↑ Frank Seehausen, Alexander Hoff: Ku’damm Eck. Ausstellungswebsite Werner Düttmann. Berlin Bau.Werk. Brücke Museum 2021:
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019, S. 65.
- ↑ Novapax. Firmengeschichte 1949–2019. Berlin 2019, S. 143–144.
Koordinaten: 52° 29′ 30,5″ N, 13° 23′ 19,3″ O
Diese artikel "Novapax" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Novapax.