Rocket Factory Augsburg
Rocket Factory Augsburg | |
---|---|
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 2018 |
Sitz | Augsburg, ![]() |
Leitung | Jörn Spurmann (CCO), Stefan Brieschenk (COO) |
Mitarbeiterzahl | 94 (2021) |
Branche | Luft- und Raumfahrt |
Die Rocket Factory Augsburg AG (RFA) ist ein Luft- und Raumfahrtunternehmen, welches 2018 gegründet wurde und eine Trägerrakete (RFA One) für den Transport von Klein- und Kleinstsatelliten in eine niedrige Erdumlaufbahn entwickelt.[1] Der erste Start ist für Ende 2022 geplant.[2] Das Unternehmen ist Teil der internationalen OHB Familie, einer Technologiegruppe mit Aktivitäten in der Luft- und Raumfahrt mit Hauptsitz in Bremen. Die OHB ist strategischer Investor und Hauptanteilseigner.[3] Zudem ist das Venture Capital Unternehmen Apollo Capital Partners als Finanzinvestor ebenfalls beteiligt.[4] Die RFA hat ihren Produktionsstandort in Augsburg, Bayern und beschäftigte 2021 94 Mitarbeiter.[5]
Geschichte[Bearbeiten]
Die Rocket Factory Augsburg wurde 2018 von Jörn Spurmann, Stefan Brieschenk und dem Investor Hans Steiniger (Geschäftsführer von MT Aerospace[6]), als Tochtergesellschaft der OHB-Gruppe gegründet. Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen zur Aktiengesellschaft und Stefan Bireschenk und Jörn Spurmann wurden Vorstandsmitglieder.[7]
Anfang 2020 erreichte die RFA die zweite Runde des deutschen Mikro Trägerraketen-Wettbewerbs des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt und erhielt dadurch das Unterstützungs-Schreiben ("Letter of Support") des DLR Raumfahrtmanagements, mit dem sie im so genannten C-STS-Programm der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) Aufträge erhält.[8][9]
Im März 2021 unterzeichnete die OHB Schweden einen Launch Service Vertrag mit der RFA für eine Mission Mitte 2024.[10]
Im April 2021 unterzeichnete die RFA weitere Startverträge mit der OHB Cosmos International Launch Services GmbH und dem luxemburgischen Satelitenherrsteller LuxSpace für Missionen, die für 2024 und 2025 geplant sind.[11]
Im Juni 2021 wurde auf dem European Space and Sounding Rocket Range bei Kiruna im Norden Schwedens erstmals ein teilweise selbst entwickeltes, 200 kg schweres, teilweise im 3D-Druck hergestelltes[12] und nach dem Hauptstromverfahren arbeitendes Flüssigkeitsraketentriebwerk erfolgreich getestet.[13][14] Die Turbopumpe und andere Teile des Triebwerks werden vom ukrainischen Konzern Juschmasch geliefert.[15]
Als nächstes folgen Tests zur Struktur der Rakete.[13] Die ersten Flüge der RFA sollen vom, sich zur Zeit im Ausbau befindenden, Andøya Space Center in Norwegen starten. Der erste Start ist für Ende 2022 geplant.[16] Zudem sind weitere Startplätze in der Nordsee[17] und in Portugal im Gespräch.[3]
Einrichtungen[Bearbeiten]
Die Rocket Factory Augsburg ist Anfang 2021 von einer „Garage“ im Technologiezentrum Augsburg in eine ehemalige Produktionshalle des Leuchten-Herstellers Osram gezogen. Dort hat das Unternehmen nun 3500 m² Produktionsfläche und 1500 m² Bürofläche zur Verfügung. Dies bietet der RFA die Möglichkeit drei Raketen parallel zu montieren, reicht allerdings für die Zukunftspläne der RFA, mit mittelfristig bis zu 30 Raketenstarts im Jahr, nicht aus.[2]
Technologie[Bearbeiten]
Die, sich noch in der Entwicklung befindende, Rakete der RFA heißt RFA One. Dabei handelt es sich um eine ca. 30 m lange dreistufige Rakete mit einem Durchmesser von 2 m. Die erste, nach Firmenangaben wiederverwendbare Stufe besitzt neun, auf dem ukrainischen RD-809K basierende Triebwerke, die für den Betrieb auf Meereshöhe angepasst sind, die zweite Stufe ein auf dem RD-870 basierendes Triebwerk, das für den Vakuumbetrieb optimiert ist. Zum Antrieb der Orbitalstufe macht die Firma keine Angaben.[18] Die Rakete soll zunächst eine Nutzlast von 1200 kg in eine erdnahe Umlaufbahn von 500 km Höhe befördern können.[15]
Um Kosten in der Entwicklung und Produktion möglichst gering zu halten, wird teilweise auf Standardteile aus der Automobilindustrie gesetzt, da diese deutlich günstiger sind als speziell angefertigte Teile für die Raumfahrt. Zudem werden einige Teile der Rakete mit einem 3D-Drucker produziert, da dies Produktionskosten und Zeit spart und zudem Bauweisen ermöglicht, die mit herkömmlichen Verfahren nicht möglich wären.[12][19]
Das Ziel ist es, mit einem Preis von drei Millionen Euro pro Start, das weltweit günstigste Angebot in dieser Kategorie zu bieten. Bei einer maximalen Nutzlast von 1300 kg wäre das ein Preis von ca. 2300 €/kg, was deutlich unter der Konkurrenz liegen würde. SpaceX beispielsweise verlangt ca. 5000 €/kg.[2] Ob diese Preisvorstellungen jedoch realisierbar sind, wird von Branchenkennern bezweifelt.[15]
Die RFA plant regelmäßige Raketenstarts in einer wöchentlichen Taktung, um Kunden eine möglichst geringe Wartezeit von ca. 3–6 Monaten bieten zu können.[13][2] Durch die regelmäßigen Starts, die exakte Positionierung im Orbit und die niedrigen Priese möchte sich das Unternehmen gegen die große Konkurrenz durchsetzen.[12]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Rocket Factory Augsburg – Your launch into the new space. Abgerufen am 29. August 2021 (en-US).
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Dieter Sürig: Rocket Factory Augsburg: Der „Henry-Ford-Moment“. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ 3,0 3,1 Dieter Sürig: Die Senkrechtstarter aus Augsburg. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ Portfolio - Apollo Capital Partners. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ About us. In: rfa.space. Abgerufen am 30. August 2021 (english).
- ↑ Vorstand & Aufsichtsrat - MT Aerospace. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ ABOUT – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 29. August 2021 (en-US).
- ↑ DLR-Mikrolauncher-Wettbewerb: Drei Teams eine Runde weiter. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Drei Raketen-Start-ups starten in die 2. Runde des deutschen Wettbewerbs für Mikrolauncher. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ OHB Sweden unterzeichnet Launch Service Vertrag mit Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 29. August 2021 (deutsch).
- ↑ Rocket Factory Augsburg unterzeichnet weitere Startverträge. Abgerufen am 29. August 2021 (deutsch).
- ↑ 12,0 12,1 12,2 Rennen um das Weltall: Neuer Trend in der Raumfahrt: Die Billigrakete vom Fließband. Abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ 13,0 13,1 13,2 Andreas Menn: Rocket Factory Augsburg: Wird das Deutschlands erste kommerzielle Rakete? In: wiwo.de. 21. Juni 2021, abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ Andreas Menn: Hier entstehen die Startrampen für den Raumfahrt-Boom. In: wiwo.de. 4. Februar 2021, abgerufen am 30. August 2021.
- ↑ 15,0 15,1 15,2 Frank Wunderlich-Pfeiffer: Triebwerkstechnik der Rocket Factory kommt aus der Ukraine. In: golem.de. 8. August 2021, abgerufen am 30. August 2021.
- ↑ Rocket Factory Augsburg unterzeichnet Abkommen mit Andøya Space für Erststart. Abgerufen am 29. August 2021 (deutsch).
- ↑ Stefan Lakeband: Deutscher Weltraumbahnhof: Pläne für Raketenstarts in der Nordsee - WESER-KURIER. 24. Juni 2020, abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ Launcher. In: rfa.space. Abgerufen am 30. August 2021 (english).
- ↑ MISSION – Rocket Factory Augsburg. Abgerufen am 29. August 2021 (en-US).
Diese artikel "Rocket Factory Augsburg" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Rocket Factory Augsburg.
![]() |
This page exists already on Wikipedia. |