Seipp Wohnen
Seipp Wohnen
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1902 |
Sitz | Waldshut-Tiengen |
Leitung | Geschäftsführer: Claus Seipp, Volker Seipp, Jochen Seipp und Martin Seipp |
Mitarbeiterzahl | 130 |
Branche | Möbel Einzelhandel |
🌐Website | www.seipp.com |
Das Einrichtungshaus Seipp Wohnen GmbH ist ein mittelständisches, 1902 gegründetes Einzelhandelsunternehmen mit zwei Häusern (Ausstellungen) in Waldshut-Tiengen, im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg. Der Sitz des Familienunternehmens ist Tiengen.
Neben dem auf Privat- und Geschäftskunden ausgelegten gehobenen Sortiment genießt das Haus Seipp im Bereich des hochwertigen Möbel- und Einrichtungsdesigns international einen hohen Ruf. Dieser wird auch von einer außergewöhnlichen Ausstellungskultur getragen.
Eine Entscheidung des Familienunternehmens war die konsequente, mittlerweile vielfältig erschlossene und unabhängig von Kostenfragen definierte ökologische Ausrichtung, die als „grundsätzlich innovative Haltung der Familie“[1] in der Region Hochrhein anerkannt ist.[2] Seipp Wohnen besitzt ein zehnköpfiges Umweltteam.
Kurzporträt[Bearbeiten]
Seipp Wohnen ist ein Familienunternehmen, das auf umfassende Weise sein familiäres Potenzial nutzt und fördert. Diese Arbeits- und Lebensbasis entwickelte sich aus traditionellen Verhältnissen heraus und erfuhr nach der kriegsbedingten Abwesenheit des Gründersohnes Erich Seipp im Zweiten Weltkrieg durch die Betriebsführung seiner Ehefrau eine neue Grundlage. Die Firma wurde danach vom Ehepaar gemeinsam weitergeführt und in der Nachkriegszeit engagierte sich die Großfamilie mit neun Kindern – ein Prinzip, das in der Fortführung bis heute besteht. 1975 übergab Erich Seipp den Betrieb an seine vier Söhne und seitdem wurden alle Generationen an der Geschäftsführung beteiligt. Positionen im Betrieb werden auch an Töchter und Ehefrauen vergeben.
„Die Söhne teilen sich seit vielen Jahren die Verantwortung im Geschäft. Im guten Einverständnis und mit einem gesunden Wettbewerbsdenken: jeder hat seinen Bereich, der seinen Neigungen, Fähigkeiten und seiner Ausbildung entspricht. Schon diese Familienkonstellation gilt als seltenes Ereignis, dass aber die Ehefrauen auch im Geschäft tätig sind und die nachfolgende vierte Generation auch teilweise oder zumindest mit der entsprechenden Ausbildung befasst ist, grenzt schon fast an eine Sensation.“
Das britische Magazin Monocle wählte 2008 weltweit „five retail companys“ in Milan – Oslo – Beirut – Osaka und Waldshut-Tiengen für eine Reportage über „the world's top liveable cities“ aus und stellte über Seipp Wohnen fest: „The family's passion for the "culture of interior design" is a vital part of the firm's sucess.“[3]
Durch die konsequente familiäre Form der Arbeitsteilung gelingt es Seipp Wohnen, ein Spektrum von Arbeitsfeldern zu entwickeln, das neben den unmittelbaren Geschäftsbereichen auch kulturelle und historische Aspekte im gesellschaftlichen Umfeld und vor allem in der Geschichte des Möbeldesign erschließt und pflegt. Es bestehen schon seit Jahrzehnten Kontakte zu Künstlern, Designern und renommierten Herstellern. Eine Besonderheit ist der aktive Einsatz der Unternehmer gegen Plagiate.
Die Firma Seipp Wohnen nahm „1999 europaweit als erstes mittelständisches (Einzelhandels-)Unternehmen an Emas teil“ - dem Eco Management and Audit Scheme (Öko-Audit) –, ein von der EU initiiertes Projekt zur Förderung der Selbstverantwortung von Unternehmen und Organisationen im Umweltschutz.
Umfeld[Bearbeiten]
Seipp Wohnen befindet sich im Südschwarzwald nahe der Schweizer Grenze in einem auf der deutschen Seite des Hochrheins ländlichem, gering besiedelten Bereich. In der Schweiz ist Zürich ca. 40 Kilometer entfernt. Die Lage in Großstadtnähe und das „Währungsgefälle“ war und ist eine Grundlage des Geschäftskonzepts.
„Mit dem Slogan, dass sich manchmal ein kleiner Sprung über die Grenze lohne, wurde das Möbelhaus ehedem hierzulande bekannt. [...] Seipp (hatte ..) auf den Vorteil des Währungsgefälles beim Möbelkauf auf sich aufmerksam gemacht.“ (CASA-Handelszeitung, Zürich 2002).[4]
Sortiment[Bearbeiten]
Nach der Neugestaltung 2005 hat das Unternehmen „die Möbelpräsentation stark nach Themen und Wohnstilen ausgerichtet, vom Bereich Kindermöbel, über Küchen, Büroeinrichtungen, Terrassenmöbel bis hin zur Einrichtung im Stil der klassischen Moderne und zu einer neuen Abteilung ‚für die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung‘. [...] Darüber hinaus will sich Seipp Wohnen in der Zukunft auch stärker als Leuchtenhaus in der Region positionieren.“[5]
Unternehmensstruktur[Bearbeiten]
Seipp Wohnen konnte 2002 das 100jährige Bestehen in Familienbesitz feiern. Geschäftsführer heute sind Claus Seipp, Volker Seipp, Jochen Seipp und Martin Seipp.[A 1]. „Traditionsgemäß ist die zweite Führungsebene bei Seipp Wohnen nicht mit Mitgliedern der Familie Seipp besetzt.“[6] Die Firma beschäftigt 130 Mitarbeiter.
Bereiche und Logistik[Bearbeiten]
Daser Einrichtungshaus in Waldshut (1900 m²) beherbergt hochwertige Einrichtungslösungen und die Designgeschichte. Das Haus in Tiengen ergänzt mit 6.000 qm die Ausstellung in Waldshut und präsentiert auch das mittlere Preissegment im Wohnbereich sowie Einrichtungen für Geschäftsräume. In Tiengen befinden sich die Verwaltung, zwei Werkstätten und das Hochregallager. Untergebracht ist hier auch der Fuhrpark des Unternehmens.
Geschäftsverbindungen[Bearbeiten]
Seipp Wohnen formuliert den Anspruch, in seiner Position im Handel „zwischen Verbrauchern und Herstellern“ beide Seiten „für umweltorientiertes Verhalten zu sensibilisieren.“ Das Angebot „ökologisch orientierter Produkte im designorientierten Möbelsegment“ auf Herstellerseite sollen Kunden zu einer ökologisch sinnvollen Einrichtung bewegen. Durch Fragebögen an Hersteller versucht das Unternehmen, entsprechende Produzenten und Lieferanten ausfindig zu machen. (Abgefragt werden u.a. die Herkunft der verwendeten Materialien, deren Verarbeitung und Umwelteigenschaften). Die wichtigsten kooperierenden Hersteller werden auf der Webseite von Seipp Wohnen aufgeführt. Verbindungen bestehen mit über 800 Lieferanten.
Kundenbeziehungen[Bearbeiten]
Einer der Grundsätze ist die „hersteller-unabhängige Kundenberatung. [...] Der Verbraucher muss nicht mit jeder Veränderung seiner Lebenssituation das komplette Einrichtungskonzept infrage zu stellen und alles neu anschaffen. Das würde jeglicher Form der Nachhaltigkeit wie auch der Individualität der menschlichen Persönlichkeit widersprechen. [...] Das erfordert ein hohes Maß an Vertrauen und Investitionsbereitschaft auf beiden Seiten."[7] Die Jury des Kreisseniorenrats Waldshut beeindruckte die Kundenansprache, das Eingehen auf die Kundenwünsche und die hausinterne Schulung der Mitarbeiter.[8] Beide Häuser sind rollstuhlgerecht (Lifte) eingerichtet.
Ausbildung der Mitarbeiter[Bearbeiten]
Im Selbstbild und auch in der öffentlichen Resonanz stellt Seipp Wohnen ein Unternehmen dar, das sich nicht allgemeinen Trends anschließt - etwa wenn „Mitarbeiter durch Flächenzuwachs wegrationalisiert werden (Kapital ersetzt Manpower).“ „Die Mitarbeiter müssen dem Niveau des Kunden entsprechen” ist ein Motto der Firma. Die Entlohnung nicht auf Provisionsbasis soll sicherstellen, „dass kein Kunde zu voreiligen oder unüberlegten Kaufabschlüssen zugunsten der Gehaltsabrechnung verleitet wird.“ Und „dass Emas Anstrengungen erfordert und nur mit den Mitarbeitern funktioniert, bekräftigte Horst Seipp“ bei der Zertifizierung 2015.[9]
Unternehmenskultur[Bearbeiten]
Neben einer bewussten Gestaltung der internen Regelungen und des Arbeitsklimas geht es dem Unternehmen auch um eine positive Einwirkung auf das soziale und selbst politische Umfeld. In Bezug auf die Nachbarschaft jenseits der Grenze sind dabei besondere Empfindlichkeiten zu berücksichtigen.
Deutsche und Schweizer[Bearbeiten]
Der immer wieder aufflammende Ärger der Schweizer Nachbarn darüber, dass die eigene Bevölkerung jenseits der Grenze infolge eines guten Wechselkurses, vergleichsweise niedrigem Preisniveau und zudem von der Rückerstattung der Mehrwertsteuer profitiert – „Kunden aus dem Nachbarland haben in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro in Südbaden ausgegeben.“ (Focus: 29. November 2011).[A 2], entgegnete Seipp auch mit der ‚Waffe des Humors‘:
«Die Deutschen machen die Schweiz gemütlicher», schreibt das Unternehmen in grossen Lettern auf ganzseitigen Inseraten in den publikumsstärksten einheimischen Zeitungen und Zeitschriften [...] oder: «Die Deutschen machen Ihnen ein Leben lang Freude». «Wir wollen das Vorurteil brechen, wir seien humorlos», betont Martin Seipp vom Design-Einrichtungshaus. [...] Schließlich verlassen sie sich seit Jahren auf die Qualität deutscher Produkte und Dienstleistungen: fahren VW und Mercedes und rasieren sich mit Braun. Ausgetüftelt wurden die streitbaren Werbesprüche übrigens [...] von einer Züricher Werbeagentur.»[10]
Auch eine ‚deutsch-skeptische‘ Schweizer Wirtschaftszeitungen erkennt an, dass ...
„... es zu kurz gezielt (wäre), würde dem Familienunternehmen unterstellt, seine Auswahl schiele einseitig auf die Kunden diesseits der Grenze. Vielmehr wird die Aufmerksamkeit gegenüber den Dingen hier von einer geradezu ablesbaren Sorgfalt getragen, die weit davon fern ist, sich plump Kunden oder Märkten anzubieten.“
Designgeschichte[Bearbeiten]
„Die hohen Qualitätsansprüche, die in Waldshut gestellt werden (gemeint ist Seipp Wohnen), haben einen soliden handwerklichen Hintergrund und Tradition. Sie bildet das Rückgrat des Hauses, welches sich seit 1945 zukunftsorientiert und stetig gegenüber einem Design geöffnet hat, dessen internationaler Siegeszug [...] in dieser Zeit einsetzt.[11]
Seipp Wohnen erwarb sich durch die Präsenz von Produkten der Designgeschichte („von Klassikern aus zwei Jahrhunderten“) sowie zeitgenössischen Entwürfen und den Beziehungen zu Künstlern und Designern umfassende Kompetenz im Bereich der hochwertigen Innenausstattung. Die Betonskulptur eines Klassikers der Möbeldesign-Geschichte – der Sessel LC 2 von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand aus dem Jahre 1928 (als Skulptur von Stefan Zwicky mit Namen „grand confort, sans confort, dommage à corbu“) – lädt vor dem Einrichtungshaus in Waldshut zum Verweilen ein.
Die Geschäftsführung wendet Zeit- und auch Finanzaufwand zur Information über Plagiate auf – „durch Aufklärung und durch finanzielle Unterstützung der seriösen Hersteller.“[12]
Volker Seipp bezeichnet Plagiate von Klassikern aus der Geschichte des Möbeldesign als „Teil eines Raubzuges an den kulturellen Werten einer ganzen Gesellschaft [...] wie Kunst- und Musikwerke, Literatur, Architektur und technische Errungenschaften. [...] Dagegen wehren können wir uns kaum. Wir können nur erklären, wie viel mehr ein Original ist, als die Kopie jemals sein kann. Und die Hersteller unterstützen, die den Kopisten den Kampf angesagt haben.“ Ein Plagiat wäre zwar optisch kaum zu unterscheiden, doch könne es „niemals mit dem Original mithalten.“ Zudem gäbe es keine Ersatzteile. Volker Seipp zitiert Tito Agnoli: „Wenn man ein Plagiat kauft, freut man sich kurz und leidet dann das ganze Leben. Wenn man ein Original kauft, leidet man kurz und freut sich sein ganzes Leben.“[13]
Der Verband der Creativen Inneneinrichter (CI), der „48 hochklassige Einrichtungshäuser im ganzen Bundesgebiet und der Schweiz (umfasst), wählte im Mai 2006 Horst Seipp zum 1. Vorsitzenden. „Für Hersteller wie Cassina, ClassiCon, B&B Italia, Thonet, USM oder Vitra gehören die CI-Häuser zu den wichtigsten Handelspartnern.“[14] Horst Seipp war Vorstandsmitglied seit 1999 und hatte den Vorsitz bis 2008 inne.
Umwelt-Engagement[Bearbeiten]
Im Mittelpunkt für Seipp steht die Emas-Auszeichnung: Die Mitgliedschaft, die nach der Prüfung durch einen unabhängigen Gutachter alle drei, seit 2011 alle vier Jahre erneuert wird, wurde 2015 zum sechsten Mal erneuert (EMAS IV).[A 3]
Nachhaltigkeit[Bearbeiten]
Neben der Konsequenz in der Fortführung von Verbesserungen im Betriebsablauf bis hin zu durchdachten Auslieferungsrouten zur Vermeidung von langen Fahrwegen gilt die Aufmerksamkeit den Produkten: „Was die ökologischen Aspekte der Handelsware betrifft, müssen wir zunächst klarstellen, dass die Einrichtungsgegenstände allein durch ihre hohe Qualität, also schon per se nachhaltig sind. [...] Qualität definiert Nachhaltigkeit.“
Nachhaltigkeit wird auch dem künstlerischen Entwurf attestiert: „Viele Klassiker stammen aus einer Zeit, in der die Möbelherstellung erstmals industrialisiert wurde, also der vorletzten Jahrhundertwende. Mit dem Bauhaus entstanden Entwürfe, die schon seit Generationen Bestand haben. [...] Viele Klassiker der Moderne sind und bleiben fester Einrichtungsbestandteil.“[15]
Technik[Bearbeiten]
Im Einrichtungshaus Waldshut wurde 2016 ein Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung eingebaut. Für entsprechend motorisierte Besucher steht kostenlos eine Stromtankstelle zur Verfügung. Auf dem Haus Tiengen wurde 2000 eine Solaranlage installiert. 2012 folgte eine Wärmepumpe.
Kulturelles Engagement[Bearbeiten]
- Hommage an LeCorbusier: Zum 50jährigen Jubiläum 1978 wurde der legendäre Sessel LC2 (1928) des französischen Architekten und Designers in einer Neuauflage von Cassina produziert und vom Verband der Creativen Inneneinrichter (CI) im Waldshuter Einrichtungshaus präsentiert.
- Teilnahme am Sponsoring des Kulturzentrums Schloss Bonndorf des Landkreises Waldshut. Grösstes Projekt war die Ausstellung zum Werk von Christo und Jeanne-Claude mit Vortrag von Christo über die Verhüllung des Reichstages in Berlin 1995.
- Zum 100-jährigen Jubiläum der Firma veranstaltete Seipp Wohnen 2002 die Ausstellung „100 Objekte aus 100 Jahren“, die für jedes Jahr dieses Zeitraums ein Objekt der Designgeschichte zu einem historischen Ereignis in Bezug setzte.[16]
- In Kooperation mit Vitra in Weil am Rhein organisierte Seipp Wohnen 2010 zur Neueröffnung von Gelände, Werkstätten und dem Vitra Design Museum Besuchertouren. Die Unternehmen verbindet eine langjährige Partnerschaft.
- Riva-Ausstellung 2011. In der Lagune und den Kanälen von Venedig stehen Eichenpfähle, die als Navigationshilfen für Boote und Gondeln dienen: „Fünf bis zehn Jahre vermögen die Hölzer der Witterung zu trotzen, dann müssen sie ersetzt werden. Der italienische Möbelfabrikant Riva hat dies zum Anlass genommen und neunundzwanzig Designer dazu eingeladen, den ausrangierten Pfählen neues Leben einzuhauchen (unter anderen Matteo Thun, Enzo Mari und Mario Botta).[17] Die Pfähle „erhielten sozusagen ein zweites Leben als Tische, Stühle, Regale und andere Einrichtungsgegenstände.“ Die Ausstellung «Tra le briccole di Venezia» mit „Stationen in Venedig, Mailand, Köln und Waldshut“ fand vom 6. Mai bis zum 10. Juni im Kornhauskeller in Waldshut statt.[18]
- 2015: Erstellung einer Neuauflage des „Skulpturenführer“ Waldshut-Tiengen in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt, der einer breiten Öffentlichkeit in und auch außerhalb der Doppelstadt befindliche Kunstwerke verschiedener Jahrhunderte, Stilrichtungen und Intentionen bekannt zu machen sucht und manchmal auch verständlich zu interpretieren hilft. Die Broschüre porträtiert 41 Objekte von 25 Künstlern. Die Erstauflage stammt von 2002. Vorgestellt wurde der neuaufgelegte Skulpturenführer anlässlich der Eröffnung nach dem Umbau des Einrichtungshauses Waldshut im Juni 2015.[19] (Foto: Horst Seipp, der ehemalige Oberbürgermeister Martin Albers von Waldshut-Tiengen, Martin Seipp).
Geschichte[Bearbeiten]
Der Sattlermeister Carl Seipp, der Begründer der Familienunternehmung absolvierte seine Lehr- und Gesellenjahre in Gießen. In seiner Polsterei und Sattlerei in Lollar (Hessen) richtete er 1902 seine Werkstatt im Hinterhaus ein und befasste sich von Anfang an neben Reparaturen mit eigenen Werkstücken, die er im Laden ausstellte.
„Ein wichtiges Standbein war früher das Pferdegeschirr, vom Kummet bis zu den verschiedensten Lederriemen, aber auch Treibriemen für Transmissionen [...]. In der Polsterei wurden Sofas und Sessel von Hand hergestellt, in die entsprechenden Holzgestelle wurde von Hand der Federkern in der Sitzfläche aufgebaut und dann mit Naturmaterialien abdeckt und gepolstert. Das Rosshaar war ein wichtiges Rohmaterial. Aus Rosshaar und Kapok wurden auch Matratzen hergestellt.“
Nach seinem Umzug nach Baden eröffnet Carl Seipp 1930 in Singen am Hohentwiel ein Möbelhaus. Der zweitgeborene Sohn von Carl Seipp, Erich, machte eine kaufmännische Lehre in einer „Gemeinnützigen Möbelversorgungs-GmbH“ in Frankfurt. 1933 übernahm Erich Seipp das Geschäft.
„Im Juni 1939 heiratete Erich Seipp Rosemarie Wegmann, aber bereits am 01.12.1939 erfolgte der Einzug zur Wehrmacht, wobei seine junge Frau den Betrieb noch einige Zeit bis kurz vor Kriegsende aufrechterhalten hat. Nach dem Krieg und der Heimkehr aus der Gefangenschaft wurden die alten Verbindungen zu den früheren Lieferanten in Horheim im Kreis Waldshut wieder aufgenommen.“[20]
In Horheim, heute Ortsteil der Gemeinde Wutöschingen, eröffnete Erich Seipp 1950 seine „Möbelhalle“. Die Familie Seipp konnte die Zeit des deutschen „Wirtschaftswunders“ in den fünfziger und sechziger Jahren nutzen und ihr Unternehmen damals rasch und später kontinuierlich vergrößern.
Aus dem dörflichen Horheim konnten 1956 Ausstellungsräume in das erste Obergeschoss eines Hauses nach Waldshut verlegt werden. 1961 wurde in der Kreishauptstadt das eigene, heutige Gebäude erworben. 1974 folgte die Erweiterung des Geschäfts durch einen Neubau mit dem zentralen Hochregallager im zehn Kilometer entfernten Tiengen. Dort konnte auch ein Fuhrpark angelegt und damit der Lieferradius vergrößert und vor allem die Schweiz einbezogen werden. Seit den 1970er Jahren erweiterte und vergrößerte sich das Unternehmen kontinuierlich bis heute.
Nach einem Umbau wurde das Einrichtungshaus in Waldshut 2015 neu eröffnet.
Auszeichnungen und Zertifikate[Bearbeiten]
- 1978 Goldene Ehrennadel für Erich Seipp vom Bundesverband des Deutschen Möbelhandels.
- 1999 EMAS-Validierung nach Öko-Audit (Revalidierungen 2002, 2005, 2008, 2011, 2012 nach EMAS III und zuletzt 2015 nach EMAS IV).
- 2001 Umweltschutzpreis des Landkreises Waldshut.
- 2002 Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg, Bereich Handel (zum Firmenjubiläum).
- 2004 Zukunftspreis des Landes Baden-Württemberg.
- 2006 Zertifikat „Seniorenfreundlicher Service“ (im März 2016 aktualisiert) des Kreisseniorenrats Waldshut.
- 2014 IHK Bildungspreis ‚Sonderpreis Innovation‘ für das Auszubildenden-Projekt „Young Living“.
- 2016 „Store of the Year Award 2016“ des Handelsverbandes Deutschland in der Kategorie Living.
- Zahlreiche Auszeichnungen wurden Einzelobjekten im Sortiment von Seipp Wohnen verliehen. Dazu zählen auch im eigenen Haus entworfene Kreationen.
Weblinks[Bearbeiten]
- Webseite von Seipp Wohnen
- CI-Verband der Kreativen Inneneinrichter (Abruf: 28. Mai 2016)
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Seipp Wohnen ist seit 1981 GmbH. An der Geschäftsführung beteiligt waren nach Erich Seipp in der Unternehmensgeschichte dessen Söhne Roland Seipp und Horst Seipp (seit 1982), Albert Seipp und Claus Seipp (seit 2005).
- ↑ Ein Gegenargument bleibt jedoch nicht aus: „‚Dafür geben die Deutschen in der Schweiz mindestens genauso viel Geld für Kraftstoff aus‘, sagt Bertram Paganini von der IHK Hochrhein-Bodensee in Konstanz: ‚Wir profitieren voneinander. Das macht eine Grenzregion auch aus.‘“ (Kerstin Konz: Deutsche Einzelhändler in Grenzregion profitieren vom Kurs des Franken, dpa, 6. April 2011).
- ↑ „Das Land Baden-Württemberg liegt mit 415 EMAS-Registrierungen (34 Prozent aller deutschen Registrierungen) an 539 Standorten an der Spitze der Bundesländer [...] Die meisten Registrierungen liegen im verarbeitenden Gewerbe (Quelle: DIHK, Stand Ende 2014). Im Einzugsbereich der IHK Hochrhein-Bodensee sind rund 50 Unternehmen und Organisationen EMAS-zertifiziert.“ (Südkurier, 10. November 2015).
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Südkurier: Umwelt-Engagement zahlt sich aus, 10. November 2015.
- ↑ „Das Unternehmen [...] ist ins ökologische Umfeld der Region Hochrhein eingebunden und war das erste Möbelhaus überhaupt, das ein EG-Öko-Audit-Zertifikat erhielt, das regelmäßig validiert wird.“(Suzanne Schwarz: Seipp – Wohnen für die Sinne in: haute-couture, Februar 2001, S. 10 f.).
- ↑ monocle: Best retailers – interiors, issue 15, volume 2, July/August 2008.
- ↑ Klaus Leuschel: Ein lohnenswerter Ausflug jenseits der Landesgrenze‘‘ in: CASA Handelszeitung, Zürich (Schweiz), Nr. 41, 9. Oktober 2002.)
- ↑ Manfred Herbst: Möbel-Ästhet auf Wachstum eingestellt, in: Südkurier, 17. Januar 2005. online: [1]
- ↑ Seipp-Führungsteam
- ↑ Vorangegangene und folgende Zitate aus den Zielfestlegungen und Selbstverpflichtungen von Seipp Wohnen auf Webseite, Pressemitteilungen und Broschüren.
- ↑ Christa Stuber: Wo der Einkauf Spaß macht‘‘ in: Südkurier, 24. Januar 2006. [2] (Abruf: 28. Mai 2016).
- ↑ Südkurier: Umwelt-Engagement zahlt sich aus, 10. November 2015.
- ↑ David Vonplon: Deutsche machen sich über Schweizer lustig, Tages-Anzeiger (CH), 25. August 2008.
- ↑ Klaus Leuschel: Ein lohnenswerter Ausflug in: CASA, Nr. 41, 9. Oktober 2002.
- ↑ Horst Seipp: Wir sind Originale, Seipp NewsEdition 26, Gespräch mit Horst Seipp auf pdf.
- ↑ Volker Seipp in: Seipp NewsEdition 26. [3].
- ↑ Webseite CI-Verband (22.05.2006)..
- ↑ Jochen Seipp: Nachhaltigkeit als Mehrwert, Tiengen, Vortrag am 19. März 2012 bei der EMAS-Urkundeverleihung 2012.
- ↑ Katalog (pdf) abrufbar unter 100 Jahre Seipp.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag, 17. April 2011, S. 87
- ↑ Badische Zeitung: Besondere Wohnobjekte, 30. April 2011, S. 38.
- ↑ Südkurier, 15. August 2015: [4] Webseite Skulpturenführer (Abruf: 28. Mai 2016).
- ↑ Seipp-Familienchronik, Archiv Seipp Wohnen. Das Archiv wird von Horst Seipp geführt.
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