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Solidarische Lebensweise

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Der Begriff Solidarische Lebensweise meint eine "gerechteres, demokratisches, friedliches und ökologisch wirklich nachhaltiges Wachstumsmodell jenseits kapitalistischer, patriachaler und rassistischer Zumutungen und solcher der Unterwerfung und Ausbeutung der Natur", wie die beiden Politikwissenschaftler Ulrich Brand und Markus Wissen in ihrem Buch "Imperiale Lebensweise" schreiben.[1]

Begriff[Bearbeiten]

Der Begriff Solidarische Lebensweise ist ein alternatives Konzept zu der imperialen Produktionsweise, worunter in der umweltpolitischen Fachdiskussion eine Produktionsweise verstanden wird, bei der Ressourcen (Rohstoffe wie Erdöl und Land, aber auch Arbeitskraft) aus dem Süden ausgebeutet (extrahiert), überwiegend im Norden verbraucht und über die Senken des Südens wieder entsorgt werden. Demgegenüber setze, so Ulrich Brand und Markus Wissen die solidarische Lebensweise an einer "grundlegenden Neuorganisierung der Gesellschaft und ganz anderer Formen des Zusammenlebens" mit "neuen Subjektivitäten" und "neuen Gewohnheiten" an.[2] Notwendig hierfür sei insbesondere eine "umfassende gesellschaftliche Demokratisierung", so die beiden Autoren.

Das I.L.A. Kollektiv formuliert das Ziel der solidarischen Lebensweise folgendermaßen:

"Es geht auch darum, im Hier und Heute konkrete Alternativen für die Zukunft aufzuzeigen und voranzutreiben. Diese liegen auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Im beruflichen Alltag, indem beispielsweise schädliche Sektoren (wie der Braunkohlesektor oder die Automobilindustrie) aufgegeben beziehungsweise umgebaut werden, im gesellschaftlichen Engagement, zum Beispiel für eine demokratische und sozial-ökologische Energieversorgung oder Mobilität, im privaten Verhalten, wie durch Verzicht aufs Auto, in der Reform politischer Institutionen oder in einer Stärkung kritischer Medien.[3]

Kontext[Bearbeiten]

Eng verknüpft mit diesem Begriff ist das Konzept des "Degrowth" (deutsch: weniger Wachstum). Degrowth-ForscherInnen Giorgos Kallis, Susan Paulson, Giacomo D’Alisa und Federico Demaria plädieren in diesem Zusammenhang "für ein gutes Leben, das mit geringerem Verbrauch auskommt, indem wir anders leben und Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen."[4] Berührungspunkte gibt es auch zu dem Begriff der "globalen Solidarität", bei dem es auch um eine sozial-ökologische Transformation mit neuen Energiekonzepten und neuen, gerechteren Lebensweisen geht.[5]

Rezeption und Diskussion[Bearbeiten]

Das Schlagwort „Solidarische Lebensweise” hat in den vergangenen Jahren eine breite öffentliche Wahrnehmung im Rahmen der Zukunftsforschung erfahren. Der Begriff findet sich regelmäßig in der Diskussion um die Gestaltung zukunftsfähiger Wirtschaftssysteme, in Zeitschriften[6][7], bei Zukunftswerkstätten, auf Kongressen[8], wird in Vorträgen thematisiert, ist Gegenstand von Studienarbeiten und Lehrveranstaltungen an deutschsprachigen Universitäten[9], und kann als Tagesordnungspunkt z.B. bei Friedenscamps[10] nachgewiesen werden.

Kritik[Bearbeiten]

Die Erreichung einer sogenannten solidarischen Lebensweise und der Weg hin zu einer gerechteren und besseren Lebensweise bzw. die Überwindung der kapitalistischen Produktions- und Lebensverhältnisse sind bislang unerreichte Ziele, deren Umsetzung vor dem Hintergrund der immer weiter voranschreitenden "profitorientierten Globalisierung der Wertschöpfungs- und Güterketten" weithin kontrovers diskutiert werden.[11]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ulrich Brand, Markus Wissen: Imperiale Lebensweise. 7. Auflage. oekom Verlag, München 2017, ISBN 978-3-86581-843-0, S. 174.
  2. Ulrich Brand, Markus Wissen: Imperiale Lebensweise. 7. Auflage. oekom Verlag, München 2017, ISBN 978-3-86581-843-0, S. 177.
  3. I.L.A. Kollektiv: Das Gute Leben für Alle. Wege in die solidarische Lebensweise. oekom Verlag, München 2019, ISBN 978-3-96238-095-3, S. 6.
  4. Giorgos Kallis, Susan Paulson, Giacomo D’Alisa und Federico Demaria: Gegen Wachstum! Degrowth: Argumente & Strategien. Mandelbaum Verlag, Wien Berlin 2022, ISBN 978-3-85476-935-4.
  5. Alexander Behr: Gobale Solidarität. Wie wir die imperiale Lebensweise überwinden und die sozial-ökologische Transformation umsetzen. oekom Verlag, München 2022, ISBN 978-3-96238-370-1.
  6. Stefan Kerber-Clasen, Universität Hamburg, Fachbereich Sozialökonomie: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. (PDF) Erschienen in „Arbeit”, Band 27 Heft 2. 2018, abgerufen am 16. Oktober 2022.
  7. Theresa Zimmermann: Von der imperialen zur solidarischen Lebensweise. In: „Ökologisches Wirtschaften” Nr.3 (2017): Industrie 4.0. 2017, abgerufen am 16. Oktober 2022: „[…] Konturen einer solidarischen Lebensweise als Gegenmodell zur imperialen Lebensweise […]“
  8. Eine solidarische Weltwirtschaft die verbindet, nicht trennt. Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V., 2022, abgerufen am 16. Oktober 2022.
  9. Muehlbauer, Josef: Reale Utopien. Zur sozial-ökologischen Transformation und der solidarischen Lebensweise im Bereich des Wohnens in Österreich. Eine empirische Untersuchung, Seminararbeit an der Univ. Wien, Institut für Politikwissenschaft. 2019: „Gemäß diesem Konzept der solidarischen Lebensweise, wird […]“
  10. Stopp Air Base Ramstein 2017. Aktion Freiheit statt Angst e.V., Berlin, 2017, abgerufen am 16. Oktober 2022: „Stichworte […]: Solidarische Lebensweise […]“
  11. Ulrich Brand: Post-Wachstum und Gegen-Hegemonie. Klimastreiks und Alternativen zur imperialen Lebensweise. VSA Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96488-027-7, S. 18.


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