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Coffee Badging

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Coffee Badging bezeichnet in der Arbeitswelt umgangssprachlich das kurzzeitige Erscheinen von Mitarbeitern im Büro, um beispielsweise einen Kaffee zu trinken, an einem Meeting teilzunehmen oder sich mit Kollegen zu unterhalten, ohne eigentliche Arbeit zu verrichten.

Begriffsentwicklung[Bearbeiten]

Der Begriff erfuhr durch die Ergebnisse eine Umfrage des Videokonferenz-Unternehmens Owl Labs im Juni 2023 Verbreitung, in welcher 58 Prozent aller Teilnehmer, die hybride Arbeitszeitmodelle nutzten (also einen Teil ihrer Arbeitszeit am Standort des Arbeitgebers ableisten sollen, einen weiteren Teil im Home Office), angaben, bereits derartiges Verhalten zu praktizieren. Er ist zudem ein Wortspiel, da das englische Wort „Badge“ sowohl im Sinne eines imaginären Abzeichens für das Erscheinen am Arbeitsplatz verstanden werden kann, als auch das Wort für einen Mitarbeiterausweis ist, welcher am Arbeitsplatz (oft elektronisch) eingelesen werden muss, um die verpflichtende Anwesenheit nachzuweisen.[1][2][3]

Ursprünglich war der Begriff eher neutral besetzt und wurde auch auf Angestellte angewandt, die im Einverständnis mit Vorgesetzten und Kollegen nur gelegentlich in Präsenz erschienen und diese Zeit primär zum persönlichen Austausch mit den Kollegen nutzten. Auch Arrangements, in denen Angestellte erst zur Mittagspause erschienen oder nach dieser das Büro verließen, um den Rest des Arbeitstags von zuhause zu absolvieren, wurden damit beschrieben.[2]

2023 begannen Arbeitgeber nach der COVID-19-Pandemie wieder zu einer Präsenzpflicht zurückzukehren.[4] Im Herbst diesen Jahres kündigten insbesondere große US-Unternehmen an, diese verstärkt durchzusetzen und mittels Nutzungsdaten von Mitarbeiterausweisen und -Computern zu überwachen. Der CEO von Cushman & Wakefield beschwerte sich laut einem Artikel des Wall Street Journal vom 24. September 2023 über sogenannte „badge pirates“, welche nur am Arbeitsplatz erschienen, um ihren Mitarbeiterausweis einzulesen und dann gleich wieder nach Hause gingen.[5] Teilweise stempelten Mitarbeiter sogar nur im Firmenparkhaus ein und fuhren direkt wieder nach Hause.[6]

Am 22. Juli 2024 wurde der Begriff in das Cambridge Dictionary aufgenommen.[7]

Hintergrund und Motivation[Bearbeiten]

Arbeitnehmer[Bearbeiten]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Hygienebestimmungen, fanden Telearbeitsmodell plötzliche und weite Verbreitung. Arbeitnehmer zogen daraus große Vorteile, da der Zeit- und Geldaufwand für das Pendeln zum Arbeitsplatz entfiel, die eigene Arbeitszeit deutlich flexibler gestaltet werden konnte und es zudem zu deutlich weniger Ablenkung durch Kollegen kam.[6] Auch Dienstreisen konnten weitgehend durch Videokonferenzen und ähnliche Lösungen ersetzt werden.[8][9]

Die Rückkehr zu teilweiser oder vollständiger Präsenzpflicht war für viele dieser Angestellten mit vermeintlichen oder tatsächlichen Nachteilen verbunden, denen wenige oder keine Vorteile für sie gegenüberstanden. Die Anwesenheit im Büro wird als „erschöpfend“ und „Zeitverscherwendung“ empfunden. Vorgesetzte wollten nach Einschätzung der Befragten ihren Kontrolldrang ausleben, hielten an veralteten Erwartungen an das Arbeitsleben fest und kümmerten sich mehr um den Eindruck von Produktivität, als um die tatsächliche Erledigung von Aufgaben.[8][9]

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen in den wirtschaftlich schwierigen Jahren 2022/23 Vergünstigungen und Bequemlichkeiten gestrichen oder gekürzt haben, was den Anreiz zur Präsenzarbeit zusätzlich verringert.[10] So wurde die Qualität der IT-Ausstattung verringert, die Öffnungszeiten von Kantinen gekürzt, Reisebudgets verringert, Wellnessangebote wie Yoga-Stunden gestrichen und die Versorgung mit Büromaterialien eingeschränkt.[11]

Laut der Befragung von Owl Labs würden von den befragten deutschen Arbeitnehmern etwa ein Drittel über eine Kündigung nachdenken, wenn wieder eine vollständige Präsenzpflicht eingeführt würde, weitere sieben Prozent würden sogar sofort kündigen.[12] Im Vereinigten Königreich gaben im Frühjahr 2024 sogar 53 bis 69 Prozent der Befragten an, sich nach einer neuen Anstellung umsehen zu wollen, wenn mehr Präsenzzeit von ihnen gefordert würde.[13]

Arbeitgeber[Bearbeiten]

Im Gegensatz zu Arbeitnehmern, möchten viele Arbeitgeber eine Rückkehr zur Präsenzpflicht am Unternehmensstandort erwirken. Laut einer Studie von KPMG aus dem Jahr 2023 strebten zwei Drittel der 1.300 befragten Geschäftsführer eine vollständige Abschaffung von Homeoffice- und Hybridregelungen binnen 3 Jahren an.[14] Dadurch sollen mehr kreativer Austausch, stärkerer Zusammenhalt unter den Mitarbeitern sowie eine insgesamt höhere Produktivität erreicht werden.[12]

Laut einer Studie des Immobiliendienstleisters CBRE erfassen etwa 25 Prozent der betreuten Unternehmen Anwesenheitsdaten ihrer Mitarbeiter mittels Zugangskarten. Dies diene jedoch nicht immer der Anwesenheitskontrolle, sondern ergründe z. B. auch, ob bestimmte Räumlichkeiten gegenüber anderen bevorzugt werden. Viele Unternehmen wüssten überhaupt nicht, wie gut Räumlichkeiten genutzt werden und ob es durch deren Lage und Aufteilung zu Ineffizienzen kommt.[5]

Analyse und Lösungsansätze[Bearbeiten]

Coffee Badging wird nicht als originärer Konflikt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer angesehen, sondern als Ergebnis sich auseinanderentwickelnder Lebensrealitäten, unattraktiver Arbeitsplätze und eines wachsenden Misstrauens seitens Vorgesetzter. Arbeitnehmer empfinden Präsenzvorschriften als bevormundend und herablassend, nachdem sich über mehrere Jahre erwiesen hat, dass ihre Tätigkeit sich auch in Telearbeit umsetzen lässt.[5][15][16]

Der Versuch eine Anwesenheitspflicht durchzusetzen, führt zu Konflikten zwischen Unternehmen und Angestellten. So teilten Amazon und Dell ihren Mitarbeitern mit, dass Angestellte die nicht zumindest einen Teil ihrer regelmäßigen Arbeitszeit in Präsenz verrichteten, bei Beförderungen übergangen werden sollen. Die Maßnahmen wirkten sich laut einer Studie der University of Pittsburgh messbar negativ auf das Betriebsklima und die Mitarbeitermotivation aus, während sich für Unternehmen mit Präsenzpflicht keinerlei Steigerung der Gesamtproduktivität nachwiesen ließ.[1][15] Bereits einen Monat nach Einführung einer teilweisen Anwesenheitspflicht, unterschrieben 20.000 Angestellte von Amazon eine Petition zur Rücknahme der Maßnahme.[17] Manche Arbeitnehmer vermuten sogar, dass die Präsenzpflicht zum Stellenabbau genutzt werden soll, indem ein Teil der Belegschaft durch weniger attraktive Arbeitsbedingungen zur Kündigung getrieben wird.[18]

Besonders kritisch sei, dass Coffee-Badging die Nachteile von Präsenz- und Telearbeit miteinander verbindet und daher eigentlich für keine Seite wünschenswert ist.[10] Es könne zudem eine Vorstufe oder Alternative zur inneren Kündigung sein.[15][16] Dabei schätzte ein großer Teil der Arbeitnehmer das klassische Büro sogar prinzipiell, insbesondere für Meetings sowie den persönlichen und professionellen Austausch mit Kollegen. Der traditionelle Acht-Stunden-Arbeitstag mit einem festen Arbeitsplatz wird jedoch nicht mehr als zeitgemäß angesehen.[3][14] Teilweise gestatten Gruppen- und Abteilungsleiter ihren Mitarbeitern einen höheren Anteil an Telearbeit, als dies eigentlich erlaubt ist, sodass bei höhere Führungsebenen ein verzerrtes Bild der Umsetzung von Präsenzpflichten entsteht.[19]

Das Marktforschungsunternehmen Forrester Research sieht die Verantwortung mehrheitlich bei Arbeitgebern, welche ihren Angestellten keine attraktive und produktive Arbeitsumgebung oder Work-Life-Balance bieten. Kollaborative Aufgaben profitierten weiterhin von der physischen Anwesenheit aller Teilnehmenden, während Einzelarbeit üblicherweise effizienter von zuhause aus erledigt werde. Das Markforschungsunternehmen Gartner warnte sogar vor allzu enger Überwachung der Mitarbeiter, da diese nur Anwesenheitszeiten messen könne und so dazu verleite Geschäftigkeit vorzutäuschen, statt an den übertragenen Aufgaben zu arbeiten.[6][8][13]

Als dringlichste Anforderungen an einen Präsenzarbeitsplatz werden Privatsphäre (z. B. in Form eines Einzelbüros), eine lockere Kleiderordnung, günstige oder kostenlose Speisen und Getränke sowie eine zeitgemäße technische Ausstattung genannt. In einer Studie für Flavia im Frühjahr 2023 nannten 45 Prozent der befragten kostenlose Getränke als wichtigsten Motivator wieder in Präsenzarbeit zurückzukehren.[10] Auch eine Kompensation der durch das Pendeln entstehenden Kosten wurde als wichtiger Motivator genannt.[9]

Insbesondere Ablenkung durch Kollegen in gemeinsamen oder Großraumbüros sei belastend für Angestellte mit anspruchsvollen Aufgaben. Laut einer Studie von Unily werden mehr als die Hälfte aller Angestellten mindestens jede halbe Stunde bei der Arbeit unterbrochen. Bei einer Anlaufzeit von etwa 20 Minuten, um komplexe Probleme zu erfassen und durchdringen, geht dadurch fast die gesamte produktive Arbeitszeit verloren.[16]

Hewlett-Packard orientierte sich bei der Gestaltung seiner Büros beispielsweise an der Arbeitsumgebung, welche Angestellte bei sich zuhause eingerichtet hatten und erreichte damit eine höhere Präsenzquote.[6]

Rechtliche Situation[Bearbeiten]

Je nach Regelung kann die Anwesenheitspflicht durch Coffee Badging erfüllt oder zumindest guter Wille gezeigt und ansonsten trotzdem im Homeoffice gearbeitet werden.[20] Um dieser Umgehung der Intention der Präsenzpflicht entgegenzuwirken, wurden bei einigen Unternehmen Mindestanwesenheitszeiten von mehreren Stunden pro Tag eingeführt.[17][21] In Deutschland stellt es einen ggf. abmahnfähigen Verstoß gegen Arbeitsanweisungen dar, je nach konkretem Verhalten kommt sogar Arbeitszeitbetrug in Betracht, welcher zu einer fristlosen Kündigung führen kann.[22] Auch die Überwachung der Anwesenheitszeiten selbst bewegt sich teilweise in einer rechtlichen Grauzone, insbesondere hinsichtlich des Datenschutzes.[13]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Megan DeLaire: Workplace habit of 'coffee badging' prompts reported new policy at Amazon. In: CTV News. 20. Juli 2024, abgerufen am 21. Oktober 2024 (english).
  2. 2,0 2,1 Jennifer Liu: Bosses want people back in the office, but employees are finding a workaround—it’s called ‘coffee badging’. In: CNBC Make It. 5. Oktober 2023, abgerufen am 18. Oktober 2024 (english).
  3. 3,0 3,1 Laura Helbig: Hauptsache Präsenz zeigen – Wie Arbeitnehmer mit "Coffee Badging" mehr Zeit im Homeoffice haben. In: t-online. 20. Oktober 2023, abgerufen am 21. Oktober 2024.
  4. Coffee Badging: Der neue Büro-Trend in Zeiten der Hybridarbeit. In: Markt und Mittelstand. 21. August 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  5. 5,0 5,1 5,2 Chip Cutter, Te-Ping Chen, Georgia Wells: Bosses Aren’t Just Tracking When You Show Up to the Office but How Long You Stay. In: Wall Street Journal. 24. September 2023, abgerufen am 21. Oktober 2024 (english).
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Lucas Mearian: Faced with back-to-office mandates, employees are ‘coffee badging’ office visits. In: Computerworld. 3. Oktober 2023, abgerufen am 21. Oktober 2024 (english).
  7. Joseph Do: How to Address “Coffee Badging” in Your Workplace. In: FlexOS. 3. Oktober 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (english).
  8. 8,0 8,1 8,2 Monica Torres: In Defense Of 'Coffee Badging,' The Controversial New Office Trend. In: HuffPost. 24. Juni 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024 (english).
  9. 9,0 9,1 9,2 Bryan Robinson: ‘Coffee Badging,’ New Coping Trend To Get Around In-Office Mandates. In: Forbes. 29. September 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024 (english).
  10. 10,0 10,1 10,2 Adam Rowe: What Is Coffee Badging, and Why Is It Mostly Men Doing It? In: Tech.co. 14. Oktober 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024 (en-US).
  11. Aaron Drapkin: Here's What Google, Meta and Co Have Cut to Save Costs. In: Tech.co. 4. April 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024 (en-US).
  12. 12,0 12,1 Eugen Epp: Mit "Coffee Badging" umgehen Angestellte den Bürozwang. In: Stern. 24. Oktober 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  13. 13,0 13,1 13,2 Mahalia Mayne: Another buzz phrase is brewing: so what is 'coffee badging'? In: People Management. 8. März 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024 (english).
  14. 14,0 14,1 Yvonne Dewerne: Coffee Badging: Wie mit Kaffee die Anwesenheitspflicht im Büro ausgehebelt wird. In: Esquire. 3. November 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024.
  15. 15,0 15,1 15,2 Lydia Gerike: What is coffee badging? How some hybrid employees are finding a new way to quiet quit. In: Fast Company. 17. Juli 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (english).
  16. 16,0 16,1 16,2 Jessica Dickler: From 'quiet quitting' to 'coffee badging' — why employees are less interested in work. In: CNBC. 16. Juli 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (english).
  17. 17,0 17,1 Lauren Rosenblatt: Amazon cracks down on ‘coffee badging,’ amid return-to-office push. In: The Seattle Times. 19. Juli 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (en-US).
  18. Jyoti Mann: I work at Amazon, and I plan on 'coffee badging' instead of working from the office 5 days a week. In: Business Insider. 18. September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (en-US).
  19. Liz Elting: From Quiet Vacations To Coffee Badging, The Surprising Reason More People Are Lying At Work. In: Forbes. 12. September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (english).
  20. Andreas Weck: Coffee Badging: Was ihr über diesen Arbeitstrend und den Protest wissen müsst. In: t3n. 26. April 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  21. Andreas Donath: Amazon verschärft die Anwesenheitskontrollen im Büro. In: Golem.de. 27. Juli 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  22. Coffee Badging: Kein harmloser Trend, sondern Gefahr für das Arbeitsverhältnis. In: Ultimo Verlag. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
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