Deprexis
Deprexis (Eigenschreibweise: deprexis) ist eine digitale, technologiegestützte kognitive Verhaltenstherapie, die als Medizinprodukt gekennzeichnet und nach Prüfung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) dauerhaft in das entsprechende DiGA-Verzeichnis aufgenommen wurde. Patienten mit Depressionen und depressiven Verstimmungen, die mindestens 18 Jahre alt sind, können Deprexis entweder von ihrem behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten auf Rezept verordnet bekommen. Die digitale Gesundheitsanwendung ist seit März 2021 verordnungsfähig und wird von allen gesetzlichen Krankenkassen erstattet.[1] Versicherte, die ihrer Krankenkasse einen Nachweis über die entsprechende Indikation vorlegen, erhalten die DiGA auch ohne ärztliche Verordnung.[1]
Eigenanwendung[Bearbeiten]
Deprexis ist ein interaktives onlinebasiertes Selbsthilfeprogramm zur Therapieunterstützung von Patienten mit Depressionen und depressiven Verstimmungen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Das Programm soll in Ergänzung zu einer sonst üblichen Behandlung (zum Beispiel beim Haus-, Facharzt oder Psychotherapeuten) eingesetzt werden. deprexis basiert auf etablierten psychotherapeutischen Ansätzen und Verfahren insbesondere der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Die Wirksamkeit von deprexis wurde in mehreren klinischen Studien untersucht. In diesen Studien zeigte sich, dass Patienten, die zusätzlich zu einer üblichen medizinischen Versorgung deprexis nutzten, deutlich weniger depressive Beschwerden hatten als Patienten, die nur eine übliche medizinische Versorgung erhielten. Die Verordnungsdauer von deprexis beträgt 90 Tage.[1]
Deprexis ist auf Deutsch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Portugiesisch, Schwedisch und Spanisch verfügbar.[1]
Nachweis des positiven Versorgungseffekts[Bearbeiten]
Der Nachweis des positiven Versorgungseffekts stützt sich auf folgende randomisierte kontrollierte klinische Studien (RCT) von Klein et al. (2016) „Implementierung eines E-Mental Health Programms („Deprexis“) für Personen mit leicht bis mittelgradiger Depressivität: Multizentrische randomisierte kontrollierte Studie – EVIDENT Trial – “EffectiVeness of Internet-based DEpressioN Treatment” und „Wirksamkeit des unbegleiteten, webbasierten Programms „deprexis“ zur Behandlung von Symptomen schwerer Depression: eine randomisierte, kontrollierte Studie (EVIDENTplus)“. In diesen Studien wurde das internetbasierte Selbsthilfeprogramm „Deprexis“ bei leichten, mittelgradigen, schweren und rezidivierenden depressiven Episoden zusätzlich zur üblichen medizinischen Versorgung im Vergleich zur alleinigen üblichen medizinischen Versorgung untersucht. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der depressiven Symptomatik (Patient Health Questionnaire, PHQ-9) nach einer Anwendungsdauer von 3 Monaten. Unterschiede in den Gruppen waren auch nach 6 Monaten nachweisbar. Die Ergebnisse der EVIDENT-Studie wurde in eine Meta-Analyse mit insgesamt fast 3.000 Patientinnen und Patienten aufgenommen (Twomey C et al., 2020). Die vorgelegten klinischen Studien haben gezeigt, dass die Anwendung von deprexis die Symptome einer Depression in Ergänzung zu einer sonst üblichen Behandlung (zum Beispiel beim Haus-, Facharzt oder Psychotherapeuten) wirksam reduzieren kann. Entsprechend bewertet das BfArM die in §139e SGB V sowie in der DiGAV festgelegten Voraussetzungen zur Aufnahme in das Verzeichnis nach §139e Abs. 1 SGB V als erfüllt.[2]
Beschreibung des medizinischen Nutzens[Bearbeiten]
Der Nachweis positiver Versorgungseffekte stützt sich auf folgende randomisierte kontrollierte klinische Studien (RCTs):[2]
- Meyer B et al. Internet Interven. 2015;48-59.
- Klein JP et al. Psychother Psychosom. 2016;85(4):218-228.
- Berger T et al. Cogn Behav Ther. 2011;40(4):251-266.
- Moritz S et al. Behav Res Ther. 2012;50(7-8):513-521.
Die positiven Versorgungseffekte zeigen sich darüber hinaus auch in einer Anfang 2020 publizierten Deprexis spezifischen Metaanalyse, die alle 12 bislang vollständig publizierten RCTs beinhaltet.[3]
Gegenanzeigen[Bearbeiten]
Gemäß der Zweckbestimmung sollte das Produkt als Therapieunterstützung nur bei Patienten angewendet werden, die mindestens 18 Jahre alt sind und bei denen eine unipolare Depression oder depressive Verstimmung vorliegt. Eine Änderung bestehender Medikationen und/oder Behandlungen darf nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt/Psychotherapeuten erfolgen. Patienten sollten ihren Arzt oder Psychotherapeuten kontaktieren, wenn sich ihr Befinden oder ihre Stimmung längere Zeit (mehrere Tage/Wochen) nicht bessern oder sich akut verschlechtern sollten. Sollten Gedanken, sich das Leben zu nehmen oder sich Leid zuzufügen, auftreten, wird empfohlen, umgehend einen Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Kontraindikationen sind psychotische Erkrankungen (z.B. Schizophrenie), bipolare Störungen oder vorhandene Suizidgedanken.[2]
Kosten / Zuzahlung durch den Nutzer der DiGA / Zusatzgeräte[Bearbeiten]
Die Anwendung der DiGA ist mit Kosten verbunden, die durch die gesetzliche Krankenversicherung übernommen werden können. Es fallen keine Zusatzkosten für den Patienten an. Zur Nutzung werden ein internetfähiges Endgerät, ein Internetzugang sowie ein aktueller Browser benötigt.[1]
Entwickler[Bearbeiten]
Das Hamburger Unternehmen GAIA AG entwickelt seit über 15 Jahren digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung in der Versorgung. Laut Eigendarstellung ist die GAIA AG mit ihren Therapieunterstützungsprogrammen Weltmarktführer. Neben psychischen Erkrankungen bietet das Unternehmen auch Lösungen in anderen Indikationsbereichen wie z. B. Onkologie, Rheuma, MS und Rückenschmerzen an. GAIA nutzt ein etabliertes und erprobtes Netzwerk aus renommierten Partnern von Kassen, KVen und Industrie. Hierzu gehören unter anderem: Airbus, AOK Hessen, B. Braun, DAK, Ferring, KV Hessen, KV Niedersachsen, KV Nordrhein, mhplus, Pfizer, TK etc.[4]
Folgende medizinische Einrichtungen und Organisationen haben sich bei der Entwicklung der DiGA beteiligt.[2]
- Universität Tübingen, Klinische Psychologie und Psychotherapie
- Universität Bern, Institut für Psychologie
- Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmb, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
- Institute for Mental Health Research, Department of Psychology, The University of Texas in Austin, USA.
Weblinks[Bearbeiten]
- Webseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu den digitalen Gesundheitsanwendungen
- Kann mir die Onlinetherapie „deprexis“ bei einer Depression helfen? (Stiftung Gesundheitswissen)
- Die Gesundheitsanwendung Deprexis
Siehe auch[Bearbeiten]
Belege[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Deprexis, DiGA-Verzeichnis des BfArM, abgerufen am 20. Mai 2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Deprexis, Informationen für die Fachkreise, abgerufen am 20. Mai 2021
- ↑ Twomey C et al.: Effectiveness of a tailored, integrative Internet intervention (deprexis) for depression: Updated meta-analysis. In: PLoS One. Band 15, Nr. 1, 30. Januar 2020, doi:10.1371/journal.pone.0228100.
- ↑ Digitalisierung und Patientenprogramme, Unternehmenswebsite, abgerufen am 20. Mai 2021
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