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Finanzcoaching

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Finanzcoaching ist die individuelle, ergebnisoffene Begleitung (Coaching) von Personen (Coachees) oder einer Gruppe von Personen bei beruflichen, privaten und unternehmerischen Finanzentscheidungen. Im Finanzcoaching soll der Coachee ein besseres Verständnis von sich und seiner persönlichen Beziehung zu Geld, Risiko und Finanzen entwickeln. Dieses neue Bewusstsein soll die Grundlage für bessere Entscheidungsfindung und die optimale Umsetzung seiner finanziellen Ziele bilden.[1]

Allgemeines[Bearbeiten]

Der Begriff „Coaching“ und die Berufsbezeichnung „Coach“ sind nicht gesetzlich geschützt, ebenso der Begriff „Finanzcoachings“. Es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung oder gesetzlich vorgegebene Standards.

Der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie ist für den Laien auf den ersten Blick schwer zu erkennen, die Übergänge scheinen fließend.[2] Psychotherapeuten und Coaches werden von Menschen in persönlichen Krisensituationen aufgesucht. Psychotherapie zielt auf Diagnose und Heilung einer psychischen Störung, Coaches begleiten ihre Klienten bei der Lösung ihrer Probleme. Was genau unter Heilung zu verstehen ist, definiert in Deutschland das Heilpraktikergesetz.

Beim Finanzcoaching gehen beide Partner davon aus, dass der Coachee über das volle natürliche Potential zur Lösung seiner finanziellen Probleme verfügt. Das setzt die Annahme voraus, dass der Coachee die Antworten auf seine eigenen Fragen unbewusst in sich trägt. Damit er dieses Potential für sich nutzen kann, soll der Coachee seine Selbstbeobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit steigern.[3] Der Coach soll den Coachee unterstützen, indem er die dazu notwendigen inneren Prozesse des Klienten anstößt. Der Coachee soll dadurch seine Denk- und Verhaltensmuster entdecken, erkennen und verändern, die dadurch vermutlich bisher unbewussten Muster wahrnehmen und deren Wirkung erkennen und, falls nötig, auflösen. Dadurch kann er gegebenenfalls Informationen und Erfahrungen neu bewerten und finanzielle Entscheidungen anders bewerten.

Die Themen des Finanzcoachings, die Ziele, sowie das Tempo des Coachingprozesses bestimmt der Coachee selbst. Der Coach handelt und fragt aus einer Haltung des „Nicht-Wissens“ und will die Ressourcen des Coachees aktivieren. Außerdem will der Coach dem Coachee helfen, Antworten auf dessen Fragen oder die Lösung für seine finanziellen Herausforderungen zu entwickeln.

Themenfelder[Bearbeiten]

Finanzcoaching ist eine Teildisziplin des Coachings und bedient sich bei der Entwicklung wirkungsvoller Fragen u.a. aus den Erkenntnissen der Finanzpsychologie, Entscheidungspsychologie, Wahrnehmungspsychologie, Sozialpsychologie und Persönlichkeitspsychologie und der Risikowahrnehmungsforschung. Themenfelder sind: Geld, Risiko, Finanzentscheidung, mentale Stärke und Teamentscheidungen.

Geld[Bearbeiten]

Eine der Kernaufgaben im Finanzcoaching ist die Entwicklung eines Bewusstseins für die persönliche Beziehung zu Geld und Risiko.

Risiko[Bearbeiten]

Themen im Finanzcoaching sind Risiko und finanzielle Risikobereitschaft. Die finanzielle Risikobereitschaft ist ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal und hat erheblichen Einfluss auf alle finanziellen Entscheidungen [4]. Aus diesem Grund ist es die zentrale Aufgabe des Finanzcoachs gemeinsam mit dem Klienten zu klären, was Risiko für ihn bedeutet und wie seine finanzielle Risikobereitschaft ausgeprägt ist. Um die finanzielle Risikobereitschaft zu erfassen, können psychometrische Tests (z.B: FinaMetrica Riskprofiler) verwendet werden.[5]

Finanzentscheidungen[Bearbeiten]

In Entscheidungsprozessen spielen die Komponenten Ratio, Emotionen und Intuition eine wesentliche Rolle.[6] Der Klient reflektiert im Finanzcoaching diese Komponenten und gewichtet ihren Einfluss auf seine Entscheidungen. Auf Grundlage dieser Reflexion kann der Klient ein besseres Verständnis für seine Gefühle und Gedanken in Bezug auf Geld und Risiko entwickeln und dadurch bessere Finanzentscheidungen treffen.

Teamentscheidungen[Bearbeiten]

In Organisationen, seien sie gewinnorientiert oder im Non-Profit-Bereich tätig, werden Finanzentscheidungen häufig in Teams herbeigeführt. Im Mittelpunkt des Finanzcoachingprozesses steht die Klärung der Risikobereitschaft der einzelnen Teammitglieder und ihre Beziehung zu Geld. Der Finanzcoach begleitet sowohl das Unternehmen bei der Auswahl von Teammitgliedern[7], als auch die Teammitglieder bei der Entwicklung von Regeln und geeigneten Prozessen um einen optimierten Kommunikationsfluss zu ermöglichen. Das Coaching soll Teams aus Personen mit unterschiedlichen Einstellungen unterstützen und dauerhaft die Entscheidungsstärke des Teams steigern.[8]

Anwendungsgebiete[Bearbeiten]

Finanzcoaching kann in verschieden Situationen und Entwicklungsphasen eines Menschen oder eines Unternehmens angewendet werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Klient sich weiterentwickeln möchte und seine Rolle als Coachee annimmt. Zu den Anwendungsgebieten zählen im privaten und beruflichen Bereich:

  • Heirat (Ehevertrag)
  • Ehe (z.B. partnerschaftliche Finanzplanung)
  • Scheidung (Lösung von Konflikten mit Geld)
  • Familie (z.B. Erben und Vererben, Generationen übergreifende finanzielle Konflikte)
  • Entscheidungen über Aufbau von und Umgang mit eigenem Vermögen
  • Trading
  • Karriere (z.B. berufliche Veränderungen, Wechsel in die Selbständigkeit)
  • Rollenwechsel (z.B. vom Paar zur Familie, vom Angestellten zum Rentner, vom Jugendlichen zum Erwachsenen)

Im unternehmerischen Bereich:

  • Gründung
  • Finanzierung von Investitionen
  • Gehaltssystem
  • Mitarbeiterbeteiligung
  • Preiskalkulation
  • Nachfolgeregelung
  • Rollenwechsel vom Unternehmer zum Privatier

Abgrenzung zu verwandten Bereichen[Bearbeiten]

Abgrenzung zur Finanzberatung[Bearbeiten]

In der Finanz-, Steuer- und Unternehmensberatung erfragt der Berater vom Kunden Informationen, auf deren Basis er eine Handlungsempfehlung gibt. Beim Finanzcoaching stellt der Coach Fragen, die Denkprozesse beim Coachee anregen sollen. Der Coachee soll sich einer für ihn passenden Lösung selbständig nähern. Finanzcoaching verhält sich zu Finanzberatung komplementär.

Abgrenzung zur Financial Therapy[Bearbeiten]

Anders als beim Finanzcoaching liegt der Fokus bei der Financial Therapy (FT) auf der finanziellen Gesundheit des Patienten. Die Klienten werden, wenn sie beispielsweise aufgrund von Verschuldungen psychisch traumatisiert wurden, ganzheitlich therapiert. Das Finanzcoaching geht hingegen von einem psychisch gesunden Klienten aus.

Abgrenzung zur Vermögensverwaltung[Bearbeiten]

Bei der Vermögensverwaltung werden Anlageentscheidungen von dritten Personen, die als Vermögensverwalter fungieren getroffen. Beim Finanzcoaching dagegen trifft der Klient die Entscheidungen selbst.

Literatur[Bearbeiten]

  • Baker, H.K. & Ricciardi, V. (Hg). (2014). Investor Behavior: The Psychology of Financial Planning and Investing. Wiley: Hoboken ISBN 1118492986
  • Everling, O. & Müller, M. (Hg) (2009). Risikoprofiling von Anlegern. Köln: Bank-Verlag Medien. ISBN 9783865562227
  • Müller, M. Geld und Coaching – Geld im Coaching in: Coaching Magazin, Nr. 3 (2010), S. 18–22. ISSN 1866-4849
  • Müller, M. (2013). Finanzcoaching für Unternehmer. Berlin: Springer. ISBN 9783642299179
  • Müller, M. (2016). Erfolgreich mit Geld und Risiko umgehen. Mit Finanzpsychologie bessere Finanzentscheidungen treffen. Berlin: Springer. ISBN 9783662531655
  • Müller, M. Risiko als zentraler Anknüpfungspunkt in der modernen Anlageberatung. In: Hg. Tilmes; Jakob; Nickel. (2013) Praxis der modernen Anlageberatung. Bank Verlag: Köln. ISBN 9783865562630
  • Schmölders. (1966) Psychologie des Geldes. Hamburg: Rowohlt

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Müller: Geld und Risiko - Fallbeispiele aus der Praxis In: Müller. Finanzcoaching für Unternehmer. (2013) Springer: Heidelberg. S. 172–194
  2. Hoyer, M.: „In der Grauzone“ in „Praxis Kommunikation“ 01/2015, S. 40–44.
  3. Lehman und Korotov: Reflections on teaching leaders to coach: using the self as a tool in developing others. In: Hg. Kets de Vries; Korotov; Florent-Treacy. Coach and Couch (2007) The psychology of making better leaders. palgrave mcmillan: New York, S. 265
  4. Roszkowski und Davey: Risk Perception and Risk Tolerance Changes Attributable to the 2008 Economic Crisis: A Subtle but Critical Difference. In: Journal of financial service professionals. 2010. S. 45–50
  5. Linciano und Soccorso: Assessing investors' risk tolerance through a questionnaire. In: Hg. Siciliano. Consob - Commizione nationale per la società et la borsa. Discussion papers, No. 4, July 2012, S. 15–16.
  6. Seo und Barret: Being emotional during decision making - good or bad? In: Academy of Management Journal 2007, Vol. 50, No. 4, 923–940.
  7. Berger und Kick und Schaek: Executive board composition and bank risk taking. In: Bundesbank Discussion papers. No 03/2012. S. 37–38 ISBN 9783865587954
  8. Müller: Staffing challenge. In: Hg. Wagner und Rieves. Investment Management. 2009, S. 379–397


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