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Friedrich August Hansen

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Friedrich August Hansen (* 20. Mai 1891 in Lindholm bei Tondern, † 4. Dezember 1980 in Wyk auf Föhr) war ein deutscher Pastor und SA-Mann

Leben[Bearbeiten]

Friedrich August Hansen wurde am 20. Mai 1891 in Lindholm bei Tondern als Sohn des Pellwormer Pastors Friedrich Hansen geboren.[1] Er ging ab 1906 auf das königliche Gymnasium in Husum, das er mit dem Abitur am 5. März 1912 abschloss. Im Anschluss studierte er Theologie, zunächst für vier Semester an der lutherisch-theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Am 1. Mai 1914 wurde er an der Kieler Christian-Albrechts-Universität immatrikuliert, trat jedoch wenig später als Freiwilliger in den Kriegsdienst im 86. Reserve-Infanterie-Regiment (Flensburg) ein. Aus diesem wurde er nach einer Verletzung am 30. November 1918 im Rang eines Unteroffiziers entlassen. Hansen beendete sein Theologiestudium am 9. April 1919 in Kiel. Die I. theologische Prüfung absolvierte er am 3. Mai 1919, die II. Prüfung am 2. November 1920; beide bestand er mit dem Prädikat „gut“. Ordiniert wurde Hansen am 2. Januar 1921 in der Kieler St. Ansgarkirche.

Für seine erste Stelle bewarb sich Hansen am 26. August 1920 beim auslandsdeutschen Pfarrdienstamt. Nachdem er von Februar bis Mai 1921 als Hilfsgeistlicher im Lokstedter Lager tätig gewesen war, wo er „die kirchliche Versorgung der Flüchtlinge“ übernommen und über 3.000 Geflüchtete betreut hatte, wurde veranlasst, dass Hansen eine Stelle im „Reisepredigersamt des Nordbezirks der deutschen evangelischen La Plata Synode mit dem Sitze in Buenos Aires“ antreten solle. Zum 1. Juli 1922 wurde Hansen in den brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina in unterschiedliche Gemeinden am Fluss Peixe entsandt. Insgesamt arbeitete er vier Jahre im Dienst der Evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen Preußens im Namen des Vorstandes der deutschen evangelischen Gemeinde in Rio do Peixe und wirkte auf diese Weise an der Mission der evangelischen Kirche im Rahmen des europäischen, imperialen Projekts des Siedlungskolonialismus mit.[2][3] Gemeinsam mit seiner Ehefrau Clara, geborene Rickmers, einer Lehrerin aus Satrup[4] und Tochter eines Pastors, habe er diese Aufgabe „gewissenhaft und umtriebig erfüllt“, wie ein Vorgesetzter in einem Bericht für seine Personalakte vermerkte.[5] Die erste Tochter, Anna Martha Hansen, wurde am 1. Januar 1922 geboren; drei weitere Kinder kamen bis zum 11. März 1928 zur Welt. Zu dieser Zeit war Hansen bereits in Bargum tätig (1925–1934). Seine nächste Pfarrstelle trat er in der Glückstädter Gemeinde als Nachfolger von Propst Johannes Jacobsen an, in der er bis nach Kriegsende amtieren sollte.

Im Jahr 1946 trat er der FDP bei und wurde bei den Kommunalwahlen Kandidat für Glückstadt.[6] Offen bleibt, inwieweit sich Hansen für die FDP betätigte oder wie lange seine Mitgliedschaft währte.[7]

Am 3. November 1946 verließ Hansen seinen Amtssitz in Glückstadt und ließ sich auf die Insel Pellworm versetzen. Dort amtierte er bis zu seinem Wechsel nach Mildstedt am 15. Oktober 1950. 1956 wurde er regulär mit dem Erreichen der Altersgrenze als Pastor in den Ruhestand versetzt. Friedrich August Hansen starb am 4. Dezember 1980 in Wyk auf Föhr im Alter von 89 Jahren.[8]

Politische Äußerungen[Bearbeiten]

Hansen war Mitglied in der Sturmabteilung (SA). Landesbischof Adalbert Paulsen gab nach einem Besuch in Glückstadt zu Protokoll: „Dennoch hat er als SA-Mann sein Bekenntnis zum Aufbruch des Dritten Reiches deutlich gemacht.“[1] Darüber hinaus gab Hansen 1933 in seinem Personalbogen an, dass er infolge seiner Auslandstätigkeit Mitglied des antidemokratisch orientierten Gustav-Adolf-Vereins (GAV) wurde und dort als „Vertrauensmann“ fungierte.[2] In späteren Personalbögen verzichtete Hansen auf weitere Angaben zu politischen Mitgliedschaften, selbst die unpolitischen Mitgliedschaften erwähnte er ab 1933 nicht mehr.[3]

Es ist anzunehmen, dass Hansen dem Nationalsozialismus während seinen Amtszeiten in Bargum und Glückstadt bejahend gegenüberstand. Eine Änderung könnte 1941 eingetreten sein. Im Visitationsbericht wurde in diesem Jahr festgehalten: „Erst die jüngste Entwicklung in der Kirchenpolitik des Dritten Reiches hat ihn kritisch gestimmt“.[4] Die Gründe für die anzunehmende Distanzierung waren interessengebunden: Die Kirchenpolitik des „Dritten Reichs“ führte zu einer Distanzierung, nicht aber der Vernichtungskrieg und die Rassenpolitik.

Politische Äußerungen des Pastors in der Öffentlichkeit sind v. a. durch Zeitungsbeiträge dokumentiert. Die meisten dieser Artikel wurden in der Glückstädter Fortuna, der Tageszeitung von Glückstadt, publiziert. Ausdruck findet dies u. a. in den von 1933 und 1939 regelmäßig erscheinenden Sonntagsgedanken im Regionalteil der Zeitung.[1] Diese Plattform nutzte die Kirchengemeinde Glückstadt zur politischen Positionierung ihrer Pastoren. Im Vordergrund standen die christlichen Feiertage und ihre Verknüpfung mit der NS-Ideologie.

Hansen bediente sich selbst nationalsozialistischer Sprache und Ideologie. So sprach er in einem seiner Beiträge beispielsweise von Jesus Christus als „Meister und Führer“, in Bezug auf dessen Jünger von „Kämpfernaturen“.[1] 1934 schrieb er anlässlich des Totensonntags: „Manch’ ein blutjunger Kriegsfreiwilliger ist draußen im Stahlgewitter, wo er dem Tod täglich, stündlich ins Auge sah, zum ganzen Mann geworden. Manch’ einer hat dort seinen Heiland gefunden.“[2] Hierin kann eine NS-konforme Heroisierung der gefallenen Soldaten des Deutschen Reichs erblickt werden, eine „militaristisch-verklärende Sicht des Ersten Weltkrieges“ in Form einer Mystifizierung des Frontsoldatentums.[3]

Die Sonntagsgedanken zur „Sommersonnenwende“[1] 1935 lud Pastor Hansen völkisch auf und verknüpfte dabei den christlichen Gottesglauben mit dem Festtagskalender der NS-Bewegung. Er vollzog damit eine Sakralisierung nationalsozialistischer Politik. Die NS-Führung wurde zur gottgegebenen Fügung verklärt. Unter dem Titel „Mittsommertag! Tag der Deutschen Jugend! Tag des Deutschen Roten Kreuzes!“ schrieb Hansen:

„Unser Volk erneut sich immer wieder in seiner Jugend! Deutsche Jugend! Du darfst und sollst leben durch Gottes Güte deiner Zeit! Und durch dich soll unser Volk leben, wieder aufleben, und aufblühen und groß und herrlich werden unter den Völkern der Erde unter starker großer Führung, die Gott uns schenkte! Deutsche Jugend halt dich an Gott und alles Gute, daß du gut und groß und herrlich wirst, um andere wieder führen zu können zu vollem deutschen Leben zu unserem Heil und Gottes Wohlgefallen!“[2]

Auch Hansens Umgang mit der lokalen Marine-Kaserne zeigt seine Konformität zu Wehrmacht und NS-Regime. Als die für den 21. März 1943 angesetzte Parade zum „Heldengedenktag“ wegen Fliegeralarms ausfallen musste und „aus militärischen Gründen“ der „Tag der Wehrmacht“ in Glückstadt nicht in der Kaserne stattfinden konnte, wurde stattdessen ein Eintopfessen durch die Kriegsmarine auf den Grünanlagen der Kirchengemeinde geplant. Die Teilnahme der Pastoren Hansen und/oder Hans Martin Bestmann (1894–1956) ist vor dem Hintergrund der skizzierten Haltung der beiden Theologen wahrscheinlich.[1] Insgesamt ist Glückstadt als Ort der Kriegsmarine über Hansens gesamte Amtszeit in das Kirchenjahr fest eingebunden. Hansen unterstützte dies aktiv. Als Pastor führte er entsprechende Veranstaltungen durch, organisierte sie und gestaltete sie inhaltlich mit. Insbesondere kirchliche und NS-staatliche Feiertage boten für Hansen Anlass, sich öffentlich im Sinne des Regimes zu äußern.

Nach 1945[Bearbeiten]

Eine Entnazifizierungsakte fehlt sowohl im Bestand des Entnazifizierungshauptausschusses des Kreises Steinburg als auch im Bestand des Entnazifizierungshauptausschusses des Kreises Südtondern. Hansen wurde von den britischen Besatzungsbehörden nicht für sein Engagement in der SA sanktioniert.

Zum 40. Ordinationsjubiläum am 31. Dezember 1960 gratulierte Oberlandeskirchenrat Otte bedenkenlos „zur 40. Wiederkehr des Tages, an dem Sie als junger Hilfsprediger in der Ansgarkirche in Kiel ordiniert wurden. Wenn Sie auf die vier Jahrzehnte Ihrer Amtstätigkeit zurückschauen, so werden Ihre Gedanken bei vielen Stationen Ihres Weges haltmachen, und es wird viel Schönes aber auch viel Schweres sein, dessen Sie sich erinnern.”[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. hier und folgend: Landeskirchliches Archiv der Nordkirche-Kiel (LKANK), 16.20.0 (Personalakten) Nr. 400.
  2. LKANK, 16.20.0 Nr. 402.
  3. Schulze, Frederik: Auslandsdeutschtum in Brazil (1919-1941). Global Discourses and Local Histories. In: German History. 1. Auflage. Volume, Nr. 33. Oxford Academic, Oxford Januar 2015, S. 405–422.
  4. LKANK, 16.20.0 Nr. 400.
  5. LKANK. 16.20.0 Nr. 402.
  6. Landesarchiv Schleswig-Holstein (LASH), Abt. 460 (Entnazifizierungsakten) Nr. 1499.
  7. Klepsch, Michael: Das vergessene braune Erbe – 60 Jahre Landtag NRW. Nahtloser Übergang in neue Führungspositionen. Alte Nazis in den nordrhein-westfälischen Landtagsfraktionen von CDU und FDP. Düsseldorf Januar 2009, S. 10.
  8. LKANK, 16.20.0 Nr. 400.
  9. LKANK 16.20.0 Nr. 400, Brief zum 40. Dienstantrittsjubiläum von Otte an den in den Ruhestand versetzten Hansen vom 31.11.1960.


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