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Hans Böhning

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Datei:Boehning 1918.jpg
Hans Böhning im Frühjahr 1918 vor seinem Flugzeug Pfalz D.IIIa, markiert mit seinen Initialen „HB“

Hans Böhning (* 6. Juli 1893 in Grottau, Bezirk Reichenberg, Königreich Böhmen;[1][2]22. Oktober 1934[3] bei München) war ein deutscher Jagdpilot im Ersten Weltkrieg. Er erzielte siebzehn anerkannte Abschüsse, darunter zwei Ballone. Später war er als Luftfahrtingenieur und Fluglehrer tätig, wirkte an Flugschauen mit und nahm am Europarundflug 1930 teil.

Leben[Bearbeiten]

Hans wuchs in Bremen als Sohn des Fabrikdirektors Christoph Conrad Böhning (* 1862) und seiner Ehefrau Alwine Helene Böhning geb. Schmidt (* 1866) auf. Sein Vater, der 1919 oder 1920 starb, stammte gebürtig aus Hannover, seine Mutter aus Krefeld.[2][4]

Hans Böhning studierte Philosophie und Archäologie in Erlangen.[1][5] Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich am 14. August 1914 in Erlangen als Kriegsfreiwilliger beim bayerischen 10. Feldartillerie-Regiment, in das er als Kanonier eintrat.[1][2][5] Hier wurde er 1915 im Mai zunächst zum Unteroffizier und am 28. November zum Leutnant der Reserve befördert.[1] Nach einer Verwundung am linken Knie im Juni 1916 bei Ailly in Frankreich[2][6] trat er im Anschluss an seine Genesung und einen Garnisonsaufenthalt im Oktober 1916 der Königlich-Bayerischen Fliegertruppe bei.[1][2] Er absolvierte die Fliegerausbildung und wurde ab Mitte April 1917 als Artillerieflieger eingesetzt.[1] Anfang Juli 1917 kam er zur preußischen Jagdstaffel 36,[1][7] mit der er an der Aisne und in der Champagne eingesetzt wurde und erste erfolgreiche Jagdeinsätze bestand.[7] Am 17. Juli wurde er infolge einer Notlandung nach einem Luftkampf erneut leicht verwundet.[2][8] Anschließend nahm er an der Schlacht in Flandern teil.[2] Vom November 1917 bis Februar 1918 diente er als Jagdflieger auf eigenen Wunsch bei der neu aufgestellten bayerischen Jagdstaffel 76,[9] die von seinem Studienfreund Walter Böning geführt und im Elsass stationiert wurde.[10] Am 1. Dezember 1917 schoss er einen britischen Sopwith-Jäger ab, was als sein 5. Luftsieg anerkannt wurde.[2][7]

Datei:Boehning 1917 Albatros.jpg
Hans Böhning im Februar 1918 bei der bayerischen Jagdstaffel 76 auf dem Flugplatz Habsheim. Das Flugzeug ist nicht sein eigenes, sondern gehörte einem Staffelkameraden. Das Quer­streifen­muster am Rumpf war gelb-schwarz.[11] Böhnings eigene bei der Jagdstaffel 76 geflogene Albatros D.Va war mit einem Rautenmuster in den bayerischen Landesfarben bemalt.[12] Seine ersten Luftsiege hatte Böhning auf dem Vorgänger­modell Albatros D.III errungen.[13]

Am 23. Februar 1918 erhielt er das Kommando der auf einem Flugplatz in Thugny stationierten bayerischen Jagdstaffel 79,[1][7] nachdem der ursprüngliche Kommandeur der neu aufgestellten Einheit, der bayerische Flieger Franz Xaver Danhuber (1891–1960), am 11. Februar bei einem Übungsflug verunglückt war und über ein halbes Jahr ausfiel.[7] Die von Böhning kommandierte Staffel wurde nach Villers-le-Sec verlegt und zwischen März und Juni 1918 als Teil der 18. Armee zur Unterstützung der deutschen Frühjahrsoffensive in der Gegend südlich von Saint-Quentin an der Oise sowie auf der Linie zwischen Soissons und Reims eingesetzt.[2][7] Sie war ausschließlich mit Flugzeugen der bayerischen Pfalz-Flugzeugwerke ausgestattet und bestand großteils aus unerfahrenen Fliegern, die von Böhning geschult und eingewiesen werden mussten.[7] Am 22. März, dem zweiten Tag der Offensive, gelang es ihr unter Böhnings Führung, bei einem Luftgefecht bei Vermand zwei britische SE-5 abzuschießen. Bei Böhnings direktem Gegner handelte es sich wahrscheinlich um den achtmaligen Luftsieger Richard W. Howard, einen Captain der 68. Schwadron des Australischen Fliegerkorps,[14] der zum Angriff auf einen deutschen Zweisitzer abstieg und dabei von Böhning abgefangen und tödlich verwundet wurde.[7] Am 31. März 1918 schoss Böhning einen französischen Zweisitzer bei Varennes, am 6. April eine britische RE-8 und am 12. April ein französisches Jagdflugzeug ab.[7] Trotz dieser Anfangserfolge entwickelten sich die Einsätze der Staffel verlustreich und schwierig. Böhning verlor seinen besten Nachwuchspiloten, der am 11. April 1918 abgeschossen wurde und in Gefangenschaft geriet. Weitere Flugzeugführer und Maschinen gingen im April und Mai 1918 durch Unfälle und in Kämpfen mit den in großen Gruppen operierenden und oft technisch überlegenen französischen Jagdflugzeugen verloren, sodass die Staffel zeitweilig nur noch über sechs Piloten verfügte.[7] Am 15. Mai gelang es Böhning, eine französische SPAD XIII hinter den deutschen Linien zur Landung zu zwingen,[7] was ihm erst nachträglich als 17. Luftsieg angerechnet wurde.[2][15] Die erbeutete Maschine wurde auf das Flugfeld von Ercheu gebracht, wo die bayerische Jasta 79 während der Offensive stationiert war. Der französische Pilot, Sous-lieutenant Matrat von der Fliegerstaffel Escadrille N. 154, starb kurz nach der Bergung an seinen Verletzungen.[7]

Im Juni 1918 verlor die Jasta 79 vier weitere Piloten und erzielte nur zwei Luftsiege,[7] darunter ein von Böhning am 29. Juni abgeschossener Fesselballon.[2] Während eines vierwöchigen Heimaturlaubs Böhnings in Bremen im Juli 1918 übernahm der Nachwuchspilot Roman Schneider die Führung der unerfahrenen Gruppe, zwei Flugzeugführer starben bei Unfällen. Nach Böhnings Rückkehr wurde die Jagdstaffel sukzessive mit besseren Flugzeugen ausgerüstet, was die Lage etwas entspannte. Für ihre Einsätze, die nun hauptsächlich an der britischen Front stattfanden, verfügten Böhning und seine Flieger jetzt über technisch überlegene Jagdflugzeuge vom Typ Fokker D.VII.[7][16] Insgesamt verschärfte sich die Intensität des Luftkriegs an der Westfront im Spätsommer 1918 infolge der Neuorganisation der französischen Luftstreitkräfte und der Ankunft amerikanischer Geschwader deutlich und steuerte im zeitlichen Kontext der Offensive von Saint-Mihiel im September 1918 auf einen Höhepunkt zu, der besonders auf alliierter Seite sehr hohe Verluste forderte.[17] Größere Luftkämpfe, an denen drei deutsche Jagdstaffeln beteiligt waren, fanden am 16. September rund um Saint-Quentin mit der 205. Schwadron der Royal Air Force statt. Dabei geriet der Pilot eines von Böhning getroffenen zweisitzigen DH-4-Bombers in Gefangenschaft, während sein Fliegerschütze fiel.[16] Seinen letzten Abschuss erzielte Böhning am 18. September 1918, als er nördlich von Vaux einen Fesselballon der britischen 5. Armee zerstörte, dessen Besatzung sich durch rechtzeitigen Ausstieg retten konnte.[2][18][19] Wenige Tage später wurde er im Luftkampf durch einen Schuss in die Hüfte schwer verwundet.[2][7][20][21]

Nach der Rückkehr aus dem Lazarett und einem zweiwöchigen Urlaub wurde er am 1. November 1918 noch zum Staffelführer der Jagdstaffel 32 ernannt, die er über den Waffenstillstand hinaus bis zum 23. des Monats befehligte und die Rückverlegung aus Belgien nach Führt durchführte.[9][20] Am 27. Dezember 1918 wurde er am Flugplatz Schleißheim demobilisiert.[2][20] Anschließend verbrachte er von Januar bis Mitte Mai 1919 einen Kuraufenthalt im Reservelazarett Bad Reichenhall. Er schied als Leutnant der Reserve aus der Armee aus.[15] Insgesamt vermeldete er 17 bestätigte Luftsiege, darunter zwei Ballone.[2][13][7][20][22][23] Im Kriegsverlauf erhielt er neben weiteren Auszeichnungen das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse,[24] das Hanseatenkreuz seiner Heimatstadt Bremen sowie den Hohenzollern-Orden mit Schwertern (13. Mai 1918).[3]

In der Nachkriegszeit studierte er an der TH Darmstadt und gründete im Jahre 1928 zusammen mit Eduard Ritter von Schleich und Werner von Langsdorff den Leichtflugzeugklub München. Er nahm am Europarundflug 1930 teil und traf als Vorletzter der noch in der Wertung befindlichen Rallye-Teilnehmer vor dem Schweizer Charles Kolp am Ziel ein. Er war für die Flugmotoren-Verkaufsabteilung von BMW tätig. Als Fluglehrer half er 1931 dem italienischen Antifaschisten und Dichter Lauro De Bosis bei der Flugausbildung während seiner Flucht vor Mussolini.[25] Im Herbst 1934 verunglückte Böhning auf dem Segelflugplatz Pasing bei München mit einem Schulgleiter vom Typ Zögling tödlich.[23][26]

Literatur[Bearbeiten]

  • Harald Potempa: Die Königlich-Bayerische Fliegertruppe, 1914–1918 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Band 727). Peter Lang, Frankfurt a. M. u. a. 1997, ISBN 3-631-30508-7 (Dissertation, LMU München 1994/95), S. 577, 584.
  • Greg VanWyngarden: Pfalz Scout Aces of World War 1 (= Aircraft of the Aces, Band 71). Osprey Publishing, Oxford 2006, ISBN 1-84176-998-3, S. 55–57.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Harald Potempa: Die Königlich-Bayerische Fliegertruppe, 1914–1918 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Band 727). Peter Lang, Frankfurt a. M. u. a. 1997, ISBN 3-631-30508-7 (Dissertation, LMU München 1994/95), S. 584.
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 Bayerisches Kriegsarchiv, Kriegsrangliste für Hans Böhning, Leutnant der Reserve (online).
  3. 3,0 3,1 Greg VanWyngarden: Pfalz Scout Aces of World War 1 (= Aircraft of the Aces, Band 71). Osprey Publishing, Oxford 2006, ISBN 1-84176-998-3, S. 57.
  4. Staatsarchiv Bremen, Passregister 133/1919, 295/1920.
  5. 5,0 5,1 Bayerisches Kriegsarchiv: Stammrolle für Hans Böhning, Kanonier (online).
  6. Deutsche Verlustlisten des Ersten Weltkrieges: Ausgabe 1048 vom 15. Juli 1916 (Bayern 279), S. 13387 (10. Feldartillerie-Regiment, Erlangen. 4. Batterie. Ltn. d. R. d. Feldart. Hans Böhning – Grottau, Oesterr. – leicht verwundet.).
  7. 7,00 7,01 7,02 7,03 7,04 7,05 7,06 7,07 7,08 7,09 7,10 7,11 7,12 7,13 7,14 7,15 Greg VanWyngarden: Pfalz Scout Aces of World War 1 (= Aircraft of the Aces, Band 71). Osprey Publishing, Oxford 2006, ISBN 1-84176-998-3, S. 55–57.
  8. Deutsche Verlustlisten des Ersten Weltkrieges: Ausgabe 1572 vom 7. August 1917 (Preußen 904), S. 19963 (Böhning, Hans, Ltn. d. R. – 6. 7. 93 Grottau, Böhmen – leicht verwundet, b. d. Tr.).
  9. 9,0 9,1 Jörg Mückler: Aus der Chronik der Jagdstaffel 32 (= Deutsche Luftkriegsgeschichte 1914–1918). VDM, Zweibrücken 2001, ISBN 3-925480-50-1, S. 88.
  10. Bruno Schmäling: Royal Bavarian Jagdstaffel 76. Its History. Its Pilots. Its Aircraft Markings and Colors. Aeronaut Books, Reno (Nevada) 2022, ISBN 978-1-953201-960-3, S. 9 f., S. 20.
  11. Bruno Schmäling: Royal Bavarian Jagdstaffel 76. Its History. Its Pilots. Its Aircraft Markings and Colors. Aeronaut Books, Reno (Nevada) 2022, ISBN 978-1-953201-960-3, S. 51.
  12. Bruno Schmäling: Royal Bavarian Jagdstaffel 76. Its History. Its Pilots. Its Aircraft Markings and Colors. Aeronaut Books, Reno (Nevada) 2022, ISBN 978-1-953201-960-3, S. 139.
  13. 13,0 13,1 Norman Franks: Albatros Aces of World War 1 (= Aircraft of the Aces, Band 32). Osprey Publishing, Oxford 2000, ISBN 1-85532-960-3, S. 83.
  14. Howard, Richard Watson. Virtual War Memorial Australia, abgerufen am 14. Januar 2023 (siehe auch Group portrait members of the 68th Squadron, Australian Flying Corps, 7. Dezember 1917).
  15. 15,0 15,1 Oskar Ursinus (Hrsg.): Vollständige amtliche Liste der Kampfflieger mit mehr als drei bestätigten siegreichen Luftkämpfen. In: Flugsport. Organ der Flugzeug-Fabrikanten, Flugzeugführer und der Modellflugvereine, Jahrgang 1919, Tafel VIII (online).
  16. 16,0 16,1 Norman Franks, Russell Guest, Frank Bailey: Black September 1918. WWI’s Darkest Month in the Air. Grub Street, London 2018, ISBN 978-1-911621-11-9, S. 101.
  17. Norman Franks, Russell Guest, Frank Bailey: Black September 1918. WWI’s Darkest Month in the Air. Grub Street, London 2018, ISBN 978-1-911621-11-9, S. 10 f.
  18. Cross & Cockade. Journal of the Society of World War I Aero Historians. Band 24 (1983), Heft 3, S. 246.
  19. Norman Franks, Russell Guest, Frank Bailey: Black September 1918. WWI’s Darkest Month in the Air. Grub Street, London 2018, ISBN 978-1-911621-11-9, S. 117.
  20. 20,0 20,1 20,2 20,3 Harald Potempa: Die Königlich-Bayerische Fliegertruppe, 1914-1918. Peter Lang, Frankfurt a. M. u. a. 1997, S. 577.
  21. Deutsche Verlustlisten des Ersten Weltkrieges: Ausgabe 2202 vom 8. November 1918 (Bayern 404), S. 27600 (Böhning, Hans, Ltn. d. R. – 6. 7. Grottau, Österr. – schw. v.).
  22. Jörg Mückler: Aus der Chronik der Jagdstaffel 32. VDM, Zweibrücken 2001, S. 93.
  23. 23,0 23,1 Günter Frost: Vor 90 Jahren: Internationaler Rundflug 1930. Onlineveröffentlichung 2021 (Erstveröffentlichung in Luftfahrt International Nr. 12/1979 bis 01/1980), zu Böhning: S. 15 (mit Foto), 45.
  24. Norman L.R. Franks, Frank W. Bailey, Russell Guest: Above the Lines. A Complete Record of the Fighter Aces of the German Air Service, Naval Air Service and Flanders Marine Corps, 1914–1918. Grub Street, London 1993, ISBN 0-948817-73-9, S. 79.
  25. Iris Origo: A Need to Testify. Portraits of Lauro de Bosis, Ruth Draper, Gaetano Salvemini, Ignazio Silone and an Essay on Biography. Helen Marx Books, New York 2001, ISBN 1-885586-51-5, S. 103 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2023]).
  26. Oskar Ursinus (Hrsg.): Was gibt es sonst Neues? In: Flugsport. Jahrgang 1934, Nr. 22, S. 490 (online).


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