Körpermanagement
Die Wortschöpfung Körpermanagement setzt sich aus den allgemein bekannten Begriffen Körper und Management zusammen. Der dadurch entstehende neue Begriff bedeutet, die Systematik des Managementprozesses in Unternehmen mit Analyse, Planung, Umsetzung der Planung in konkrete Maßnahmen und Erfolgskontrolle, auf den Körper zu übertragen, wenn Menschen gesundheitliche Maßnahmen prozessorientiert mit Erfolg durchführen wollen[1].
Bei dieser Beschreibung kann Körpermanagement als ein wesentlicher Bestandteil des Gesundheitsmanagements betrachtet werden, bei dem es gilt, die Gesundheitskompetenz von Menschen im privaten Umfeld oder im Rahmen gesellschaftlicher Settings (Kindergärten, Schulen, Unternehmen etc.) zu fördern.
Eine sehr spezielle und extreme Form des Körpermanagements stellt der Hochleistungssport dar. Die besondere Situation ergibt sich dadurch, dass Sportler zur Leistungssteigerung einen hohen Aufwand betreiben müssen, um in ihren Wettkämpfen eine bestmögliche Leistung abzurufen und dadurch besser abzuschneiden, als ihre Konkurrenten. Ohne Systematik beim Managen ihres Körpers ist dieses Ziel nicht erreichbar[2]. Eine Parallele zu den Unternehmen, denn auch ihr Erfolg hängt wesentlich von der Qualität ihrer Managementprozesse ab.
Grundlagen[Bearbeiten]
Zu Beginn des Körpermanagement-Prozesses steht die Bestimmung des Ist-Zustandes über eine gesundheitliche und familiäre Anamnese sowie diagnostische Verfahren zur Feststellung der aktuellen körperlichen Leistungsfähigkeit, des Ernährungsverhaltens und der Stressbelastung. Im Anschluss daran sind überprüfbare Ziele zu formulieren (Soll-Zustand). Diese dienen als Voraussetzung zur Planung von geeigneten Maßnahmen zur Zielerreichung. Dazu müssen auf den einzelnen Menschen abgestimmte motivierende Methoden, Übungen etc. angewendet werden, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Innerhalb des Prozesses werden zu definierten Zeiten Erfolgskontrollen eingesetzt. Sie haben den Zweck zu überprüfen, ob er Prozess auf einem erfolgreichen Weg ist. In diesem Fall wird der Körpermanagement-Prozess solange weitergeführt, bis das erstrebte Ziel erreicht ist. Danach können weitere Ziele formuliert werden. Wenn die zwischenzeitlich durchgeführten Checkups zu keinem positiven Ergebnis führen, sind Korrekturen an den eingeleiteten Maßnahmen vorzunehmen.
Ziele[Bearbeiten]
Das Ziel von Körpermanagement ist es, Entwicklungsstadien, Leistungsfortschritte oder Gesundheitsprozesse von Menschen zu strukturieren und ihnen Gesundheitskompetenz für ihr Leben zu vermitteln. So ist gewährleistet, dass jederzeit auf der Basis von fundierten Informationen steuernd auf den Prozess eingewirkt und dadurch die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht werden kann.
Historie des Begriffs[Bearbeiten]
Beim Nachverfolgen des Begriffs in der Literatur ist die beschriebene Systematik anfänglich nicht zu erkennen. Körpermanagement ist erstmals 1989 bei Baur[3]. zu finden. Er stellt fest, dass ein Körpermanagement in der Entwicklung des Menschen sehr früh einsetzt. Es wird durch die Eltern-Kind-Interaktion angeregt und ist geschlechtstypisch ausgeprägt. Im Laufe der Entwicklung verläuft das Körpermanagement der Geschlechter unterschiedlich. Männer achten weniger auf ihren Körper und dessen Signale und kümmern sich weniger um ihre Gesundheit als Frauen. Dagegen setzen sie sich leichtfertiger höheren gesundheitlichen Risiken aus und definieren sich häufig über exzessive Konsummuster bei Alkohol und anderen Drogen[4]. Bei Frauen ist Gesundheit eher mit Wohlbefinden und einem reflexiven Verhältnis zum Körper verbunden[5].
Im Rahmen der Entwicklung wird Körpermanagement als wichtiger Prozess zur Selbstsozialisation von Kindern geachtet[6]. In diesem Kontext taucht 1993 der Begriff auch in einem medizinischen Lehrbuch auf[7]. Dort wird festgestellt, dass zur Entwicklung von Jugendlichen die wichtige Aufgabe gehört, die eigene körperliche Erscheinung zu akzeptieren und den seinen Körper effektiv zu nutzen (Körpermanagement). Generell steht die menschliche Existenz in einem engen Verhältnis zu ihrem Körper, das durch Handeln in einem bestimmten Körpermanagement in Erscheinung tritt[8]. Junge Menschen, die angesichts der Verunsicherungen durch ihre Pubertätsentwicklung auf der Suche nach ihrem künftigen (erwachsenen) Selbst sind, stellen eine besonders sensible und experimentierfreudige Klientel für Fragen (und Probleme) von Körpermanagement dar[9].
Im Zusammenhang mit systematischer Bewegung, Gesundheit und Sport erscheint 1992 und 1994 der Begriff Körpermanagement in einem Buchtitel[10][11].
Immer häufiger findet man den Begriff auch im Umfeld des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der betrieblichen Gesundheitsförderung[12] zur langfristigen Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit durch persönliches Stress- und Körpermanagement, sowie des Ernährungsverhaltens.
Grenzen[Bearbeiten]
Insbesondere in der Entwicklungsphase von jungen Menschen besteht die Gefahr, dass es bei einem übertriebenen Körpermanagement durch unkritische Reflexion beim Umgang mit medialen Vorbildern zu gesundheitlichem Fehlverhalten (z. B. Essstörungen) kommen kann, weil Kritikfähigkeit und Selbstwertgefühl noch unzureichend ausgebildet sind[13][14].
Auch Doping, sowohl im Leistungs- als auch im Freizeitsport, entspricht einem übertriebenen Körpermanagement mit unabsehbaren gesundheitlichen Folgen.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ B. Gimbel: Körpermanagement – Handbuch für Trainer und Experten in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Springer Medizin, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-662-43642-4.
- ↑ K. Knappich: Der sportliche Körper, Körperboom und Fitnesskult – Wie Gesellschaft und Medien das Körperbild prägen. 2011.
- ↑ J. Bauer: Körper- und Bewegungskarrieren: dialektische Analysen zur Entwicklung von Körper und Bewegung im Kindes- und Jugendalter. Hofmann-Verlag, Schorndorf 1989.
- ↑ H. Stöver: Geschlecht als zentrale Kategorie zur Erklärung von Rausch, Missbrauch und Abhängigkeit – Plädoyer für eine geschlechtersensible Drogenhilfe. Berlin 2006, S. 51 ff.
- ↑ Francke et al.: Beziehungen erleben. Hrsg.: Sandor Jakob. Berlin 2006, S. 166.
- ↑ U. Preuss-Lausitz: in Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Ztschr Diskurs 12. 2002, S. 47–52.
- ↑ Fischer, Schug, Busse et al (Hrsg.): Allgemeinmedizin. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1993, S. 56.
- ↑ R. Höfer: Jugend, Gesundheit und Identität: Studien zum Kohärenzgefühl. In: Forschung Soziologie. Band 86. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2000, S. 226.
- ↑ S. Hübner-Funk: Wie entkörperlicht ist die Jugend der Jugendsoziologie? Argumente für eine somatische Wende. In: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid (2003), Jugendforschung 2003/2, S. 9–16.
- ↑ B. Gimbel / E. Kalkbrenner: Handbuch KörperManagement – Mit der individuellen Strategie gegen die beruflichen Belastungen. Behr`s Verlag, Hamburg 1992.
- ↑ B. Gimbel / E. Kalkbrenner: HANDBUCH KÖRPERMANAGEMENT – Training gegen den Alltagsstress. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1994.
- ↑ B. Gimbel: Körpermanagement – Handbuch für Trainer und Experten in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 2014, ISBN 978-3-662-43642-4.
- ↑ G. Sobiech: Grenzüberschreitungen – Körperstrategien von Frauen in modernen Gesellschaften. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, S. 308.
- ↑ Erziehungskunst – Was geht in Jugendlichen vor? Abgerufen am 13. April 2017.
Diese artikel "Körpermanagement" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Körpermanagement.