Lesewert
Lesewert ist eine Messmethode, bei der das Leseverhalten in Zeitungen und Magazinen mittels Scanstift elektronisch erfasst wird. Ziel ist es, mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse Rückschlüsse für die redaktionelle bzw. journalistische Arbeit eines Verlags zu ziehen. Bei dieser Methode werden sowohl die lokale Berichterstattung als auch Mantelressorts wie Politik, Wirtschaft und Kultur berücksichtigt.
Historie[Bearbeiten]
Die Geschichte von Lesewert begann 2009 mit einer Readerscan-Messung bei der Sächsischen Zeitung. Eine Gruppe von Redakteuren entwickelte in Anlehnung an diese Methode in zweijähriger Projektarbeit die Lesewert-Methode, eine Analyse in Echtzeit mit journalistischer Begleitung, weiter. Im Jahr 2013 kommt Lesewert erstmals bei einer anderen regionalen Tageszeitung, der Thüringer Allgemeinen, zum Einsatz.
Seit Oktober 2015 wird Lesewert von der Die Mehrwertmacher GmbH, einem Tochterunternehmen der DDV Mediengruppe, vermarktet und weiterentwickelt.
Bis April 2019 nahmen mehr als 11.300 Zeitungsleser (inkl. Mehrfachteilnahme) an den Messungen teil. Diese gaben Rückmeldungen zu knapp 800.000 Artikeln.
Am 24. Januar 2019 wurde Lesewert in Frankfurt mit dem “Deutschen Exzellenzpreis” ausgezeichnet. Schirmherr dieser Preisverleihung ist der frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement.
Methodik[Bearbeiten]
Bis zu 150 Leser nehmen pro Zeitungsausgabe an einer Messwelle teil. Über die Dauer einer Messwelle entscheidet der Verlag prinzipiell selbst. Wobei die Laufzeit einer Messung unter anderem davon abhängig ist, ob es sich um ein Magazin, eine Wochen- oder Tages-Zeitung handelt.
Die Teilnehmer lesen ihre Zeitung bzw. ihr Magazin wie gewohnt. Mit einem Scanstift markieren sie die von ihnen zuletzt gelesene Zeile eines Artikels. Dadurch können sich vereinzelt Ausstiegsstellen ergeben. Das sind Stellen in Texten, an denen auffällig viele Leser aufgehört haben zu lesen. Verlage müssen das Layout ihrer Zeitung bzw. ihres Magazins für eine Lesewert-Messung nicht ändern.
Bei einer Messung wird zum einen der „Blickwert“ ermittelt, der angibt, wie viele Leser einen Artikel wahrgenommen haben. Zum anderen wird der „Durchlesewert“ erhoben. Er gibt an, wie weit der Artikel im Schnitt durchgelesen wurde. Diese beiden Werte werden in Beziehung gesetzt, woraus sich der Lesewert ergibt, der für die Gesamt-Attraktivität eines Artikels steht. Die Ergebnisse werden in Form von Marken auf den Artikeln in einem E-Paper an die Redakteure ausgespielt.
Jede Messung wird von einem Coach journalistisch begleitet. Dieser unterstützt die Redakteure beim Interpretieren der Messergebnisse und beim Experimentieren mit Inhalten und Formaten. Zudem gibt er bisherige Erfahrungen weiter. Die Verlage erhalten nach dem Ende einer Messwelle eine auf Daten und Coaching basierende Auswertung.
Kooperationen[Bearbeiten]
Lesewert forciert wissenschaftliche Kooperationen. Gemeinsam mit der Hamburg Media School führte Lesewert bereits begleitende Eyetracking-Untersuchungen durch.
Durch eine Kooperation mit der dpa-Tochter dpa-digital services unterstützt Lesewert seit Juni 2019 die Analyse von E-Paper- und Tablet-Ausgaben.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- dpa-digital services GmbH und Die Mehrwertmacher kooperieren beim Digitalen Publizieren …, Presseportal am 04.06.2019
- Paul-Josef Raue: Worauf Redakteure in Lokal- und Regionalzeitungen 2019 achten sollten, Kress vom 04.02.2019
- Roland Fröhlich: Einschaltquote für Tageszeitungen – Denni Klein erläutert das SZ-Projekt Lesewert, Presseclub Dresden vom 13.11.2013
- Was unsere Leser wirklich lesen, Thüringer Allgemeine vom 20.11.2013
- Die Website von Lesewert
Literatur[Bearbeiten]
- Haller, Michael (Hrsg.): WIR BRAUCHEN ZEITUNGEN! Was man aus Zeitungen alles machen kann. Trendbeschreibungen und Best Practices, Herbert von Harlem Verlag, Köln 2015, ISBN 9783869621685, S. 204
- Debatin, Herbert; Herczeg, Petra; Hoffacker, Gabriele; Pöttker, Horst; Schultz, Tanjev (Hrsg.): Journalistik, Zeitschrift für Journalismusforschung, 1. Jahrgang, Herbert von Harlem Verlag, 2018, S. 9
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