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Perestroika-Täuschung

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Die Perestroika-Täuschung beschreibt die vom KGB-Überläufer Anatoli Michailowitsch Golizyn vertretene Theorie, nach der bereits in den 1950ern die Perestroika als Täuschungsmanöver geplant worden sei, um eine weltweite russisch-chinesische Vorherrschaft zu ermöglichen. Gemäß Golizyn ist die offizielle Bezeichnung "Sowjetische Langzeitstrategie". Sie bildet demnach ein Rahmenwerk für eine auf jahrzehnte angelegte strategische Desinformationskampagne gegen die führenden westlichen Nationen.[1][2]

Hintergrund der Sowjetischen Langzeitstrategie[Bearbeiten]

In den 1960ern lief der KGB-Major Golizyn in den Westen über und stellte seine Insiderinformationen den westlichen Nachrichtendiensten zur Verfügung. Über viele Jahre arbeitete er vor allem mit dem CIA zusammen und stellte seine Informationen dem Dienst in Form Memoranden zur Verfügung. Er wollte hiermit insbesondere die US-Regierung vor einer großangelegten Desinformationskampagne des kommunistischen Lagers warnen. Im Verlauf des Kalten Krieges nahm jedoch das Interesse des CIA an einer Zusammenarbeit mit Golizyn zunehmend ab, weshalb er in den 1980ern die Freigabe seiner Informationen beantragte, die bis dahin als Verschlusssache klassifiziert waren. Er veröffentlichte die Informationen in seinen Büchern "New Lies for Old" (dt. "Neue Lügen für die Alten") und "The Prestroika Deception - The world’s slide towards the 'Second October Revolution' - 'Weltoktober'" (dt. "Die Perestroika-Täuschung - Der weltweite Irrgang in die 'Zweite Oktoberrevolution' - 'Weltoktober'").[3] Der amerikanische Schriftsteller Mark Riebling führte eine methodische Analyse zu den Prognosen in Golizyns Memoranden an den CIA durch und stellte eine Genauigkeit von nahezu vierundneunzig Prozent fest.[4]

Gemäß Golizyn begann die Entwicklung der Sowjetischen Langzeitstrategie in den 1950ern nach den Aufständen in der DDR und in der Ungarischen Volksrepublik. Nach der Niederschlagung der Aufstände beauftragten demnach die Sowjetführer die Durchführung einer umfassenden Analyse, um ähnliche Ausschreitungen zu vermeiden. Zudem befürchteten sie, dass hierdruch die internationale sozialistische Bewegung nachhaltig diskreditiert wird. Sie gelangten zu der Erkenntnis, dass der Stalinismus in seiner bisherigen Form nicht weiterbestehen kann. Außerdem analysierten sie in diesem Zusammenhang den Erfolg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg unter der Führung von Mao Tse-tung. Die Anwendung der Lehren von Sun Tsu hatten demnach einen erheblichen Einfluss auf den Sieg der chinesischen Kommunisten.

Diese Analyse wurde nach Golizyn als Grundlage für die Entwicklung der Langzeitstrategie verwendet. Sie wurde erstmals auf dem XX. Parteitag der KPdSU vorgestellt. Auf dem XXII. Parteitag im Oktober 1961 wurde auf Grundlage dessen entschieden das überholte Konzept der "Diktatur des Proletariats" durch Lenins Konzept vom "Staat des ganzen Volkes" zu ersetzen. Eingeleitet werden sollte dies durch die Entstalinisierung und durch schrittweise wirtschaftliche Zugeständnisse gegenüber dem Westen in die Perestroika (dt. Umgestaltung) kumulieren.[5] Das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis sei gemäß Golizyn nur ein Ablenkungsmanöver. Zudem gäbe es Belege dafür, dass die Koordinierung zwischen den chinesischen und sowjetischen Strategen während des Kalten Krieges fortgesetzt wurde.[6]

Die Strategie zielte darauf ab das Feindbild des Kommunismus im Westen aufzulösen, sodass die Gesellschaften der führenden westlichen Länder für die sozialistischen Ideen anfälliger werden sollten. Das Endziel der Strategie war darauf ausgerichtet den Kommunismus auf globaler Ebene unter einer sowjetisch-chinesischen Führung zu etablieren. Eine herausragende Stellung für die Umsetzung der Strategie haben nach Golizyn vor allem die osteuropäischen Nachrichtendienste und deren politisches Potenzial. Insbesondere der Einsatz von Einflussagenten im Westen und die "gesteuerte politische Opposition" im Ostblock sollen maßgeblich zum Erfolg der Strategie beitragen.[7]

Entgegen der allgemein anerkannten Deutung wurde also nach Golizyns Bewertung der wirtschaftliche Zusammenbruch der Sowjetunion / die Perestroika über annähernd dreißig Jahre gezielt vorbereitet und stellte einen wesentlichen Meilenstein der Langzeitstrategie dar.

Kernstück der Strategie[Bearbeiten]

Nach Golizyns Angaben ist das Kernstück der Perestroika im Wesentlichen eine Neuauflage der Neuen Ökonomischen Politik (NEP) im größeren, im globalen Maßstab: "In der Gesamtheit besteht das Kernstück der Perestroika aus der kreativen Anwendung der leninschen Denkweise und aus der Erfahrung, welche durch die NEP gewonnen wurde, für den finalen Kampf mit der kapitalistischen Welt. In diesem Sinne ist es ein Schritt zurück, um zwei Schritte voranzukommen. Die Perestroika ist eine leninistische Strategie, die einen kalkulierten Verzicht auf die ideologische Reinheit beinhaltet, um die Massen für sich zu gewinnen, und um die strategischen Ziele in Europa, in den Vereinigten Staaten und in der Dritten Welt zu erreichen."[8]

Golizyns "Sieben Schlüssel zum Verständnis"[Bearbeiten]

Golizyn stellt in seinem Buch "The Perestroika Deception" dem Leser "Sieben Schlüssel zum Verständnis" über das Vorhaben der Sowjets zur Verfügung, worauf nach Bewertung des Autors die Langzeitstrategie grundlegend basiert.[9]

  1. Die Erfahrungen von Lenins NEP dienen als Rahmenwerk, den der gesamte kommunistische Machtblock als Grundlage kreativ anwenden soll.
  2. Die osteuropäischen Nachrichtendienste wurden jahrelang vorbereitet, um deren politisches Potenzial vor, während und nach der Perestroika einzusetzen.
  3. Die Schaffung einer "gesteuerten" Oppositon durch die osteuropäischen Nachrichtendienste, die nach Golizyn dazu dient die Illusion einer westlichen Demokratie in den osteuropäischen Ländern, insbesondere in Russland, vorzugeben.
  4. Lenins Ideen über die „Verschmelzung von neuen und alten Formen“, um den Sozialismus hin zum Kommunismus weiterzuentwickeln, und um eine kommunistische Vormachtstellung zu erreichen. Hierbei sollen vermeintlich „repräsentative Institutionen“ geschaffen werden, in welchem nichtkommunistische Mitglieder aufgenommen werden.
  5. Neue Elemente der „gesteuerten" Opposition zur Schaffung von verbesserten und scheinbar „nichtkommunistischen“ Strukturen, die demokratisch anmuten.
  6. Lenins Erfahrung mit der Gewährung einer vermeintlichen „Unabhängigkeit“ für die Fernöstliche Republik und für die georgischen Republiken in einem viel umfangreicheren Ausmaß.
  7. Ein verdecktes antiwestliches Konzept, welches das politische Potenzial des Machtblocks vollumfänglich nutzt.

Weitere Theorien zur Langzeitstrategie[Bearbeiten]

Im Jahre 1982 veröffentlichte Jan Šejna, ein ehemaliger Generalmajor der Tschechoslowakischen Volksarmee, sein Buch "We Will Bury You" (dt. "Wir werden euch begraben"). Hierin beschrieb er ebenfalls einen strategischen Gesamtplan der Sowjets, der auf mehrere Jahrzehnte ausgerichtet sei und auf eine großangelegte Desinformationskampagne gegen den Westen beruhe. Seine Beschreibung weist große Ähnlichkeiten mit Golizyns Theorie auf. Die Phase der Perestroika wird nach seinen Angaben in der Strategie als "Die Periode des dynamischen sozialen Wandels" bezeichnet. Entgegen Golizyns Behauptungen geht Šejna jedoch davon aus, dass das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis glaubhaft ist, so wie es auch in der Allgemeinheit aufgefasst wird.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. New Lies for Old, Anatoliy Golitsyn, 1984 G S G & Associates Pub
  2. Am Vorabend der Weltrevolution, Torsten Mann, Alexander Benesch, 2016 Torsten Mann Verlag, S. 12 f.
  3. The McIlhany Report - Perestroika Deception, William H. McIlhany, 2003
  4. Wedge – The Secret War between the FBI and CIA, Mark Riebling, 1994 Verlag Alfred A. Knopf, S. 408
  5. Soviet Analyst, Ausgabe 22, Christopher Story, 1994 S. 32
  6. Jährlicher Ergänzungsband der "Großen Sowjetischen Enzyklopädie" für 1975, Verlag Sowjetische Enzyklopädie, S. 502
  7. The Prestroika Deception - The world’s slide towards the "Second October Revolution" - "Weltoktober", Anatoliy Golitsyn, 1995 Edward Harle Ltd., S. 13 ff.
  8. The Prestroika Deception - The world’s slide towards the "Second October Revolution" - "Weltoktober", Anatoliy Golitsyn, 1995 Edward Harle Ltd., S. 18 ff.
  9. The Prestroika Deception - The world’s slide towards the "Second October Revolution" - "Weltoktober", Anatoliy Golitsyn, 1995 Edward Harle Ltd., S. 200 f.
  10. We Will Bury You - The soviet plan for the subversion of the West by the highest ranking Communist ever to defect, Jan Šejna, 1982 Sidgwick and Jackson Ltd., S. 107 f.


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