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Kriegsmüdigkeit

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Kriegsmüdigkeit ist eine Metapher, die eine geringe Bereitschaft der Soldaten und/oder der Zivilbevölkerung beschreibt, einen Krieg weiter zu führen.

Metapher[Bearbeiten]

Müdigkeit ist die Folge von Ermüdung, also der vorübergehenden (reversiblen) Minderung der physischen und/oder psychischen Leistungsfähigkeit. Entsprechend ist Kriegsmüdigkeit in der Metapher die vorübergehende Minderung der Fähigkeit und vor allem des Willens zur Kriegsführung. „Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat.“[1]

Im Ersten Weltkrieg[Bearbeiten]

Nach anfänglicher Kriegsbegeisterung wurden die Frontsoldaten durch die grausame Wirklichkeit bald brutal ernüchtert. Schon nach wenigen Wochen herrschte bei vielen Kriegsmüdigkeit. So "verbrüderten sich die gegnerischen Kämpfer zu Weihnachten 1914 an vielen Orten in West und Ost, tauschten Geschenke aus und sangen im zerwühlten Niemandsland zwischen den feindlichen Linien gemeinsam Weihnachtslieder. Die Kampfhandlungen ruhten für Tage, vereinzelt sogar für Wochen."[2]

Im weiteren Kriegsverlauf führten die Verschlechterung der Versorgungslage und Preissteigerungen zu wachsendem Elend der Bevölkerung. Das Scheitern von Offensiven und zunehmende Verluste an Menschen machten die Überlegenheit des Feindes deutlich. Dadurch kam es spätestens seit 1916 überall zu allgemeiner tiefer Kriegsmüdigkeit. Diese drückte sich aus in Streiks, Desertionen, inneren Unruhen und führte schließlich 1917 in Russland und 1918 in Deutschland zu revolutionären Situationen.[3][4][5][6]

Erzeugung und Abwehr von Kriegsmüdigkeit[Bearbeiten]

Insbesondere nach langen Kriegen ist Kriegsmüdigkeit ein zentrales Motiv zum Friedensschluss.

Entsprechend ist es ein Ziel kriegsführender Mächte, in der gegnerischen Bevölkerung Kriegsmüdigkeit zu erzeugen. Ein Beispiel ist der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg, in dem eine Vielzahl durch Flächenbombardements mit Spreng- und Brandbomben herbeigeführter Feuerstürme als Teil des Luftkriegs die Moral der gegnerischen Bevölkerung untergraben sollte (morale bombing). Ein weiteres Beispiel ist ein Zermürbungskrieg, mit ähnlichen Wirkungen wie bei Terror.

Eine wichtige Rolle bei der Schaffung oder Verhinderung von Kriegsmüdigkeit spielt die Kriegspropaganda. Insbesondere Durchhalteparolen sollen Kriegsmüdigkeit verhindern.

Nachdem Annalena Baerbock schon Ende Mai 2022 vor „Kriegsmüdigkeit“ in den westlichen Staaten gewarnt hatte,[7][8] sagte sie am 28. August 2022 in Bild am Sonntag zu Warnungen vor einer wachsenden Kriegsmüdigkeit in Deutschland, sie erlebe weiterhin sehr viel Unterstützung für die Ukraine.[9][10]

Wirkung[Bearbeiten]

Kriegsmüdigkeit gilt als eine der tieferen Ursachen der Novemberrevolution 1918 im Deutschen Reich.[11]

Auch außerhalb von Kriegen spielt Kriegsmüdigkeit eine Rolle in der Politik, und hier insbesondere in der Verteidigungspolitik. Kriegsmüdigkeit senkt nicht nur die Bereitschaft, Angriffskriege zu führen, sondern ebenfalls die Wehrbereitschaft.

Kriegsmüdigkeit wird daher auch als wesentlicher Grund für die Appeasement-Politik, die Ablehnung der Wiederbewaffnung oder die Friedensbewegung genannt.

Schon in den letzten Jahren und noch Wochen vor Putins Überfall auf die Ukraine hatten deutschsprachige Zeitungen, Kriegsmüdigkeit als ein Problem des Westens betrachtet: NZZ am 3. November 2019 bei den USA bezüglich dem Einsatz in Afghanistan; Die Zeit am 15. Februar 2021 bei Frankreich im Sahel und am 21. Februar 2022 bei den USA bezüglich Ukraine und Russland; Welt am 10. Januar 2022 in den USA.[12]

Weblinks[Bearbeiten]

 Wiktionary: Kriegsmüdigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Karl Kraus: Die Fackel, Heft 474-483, 23.5.1918. Zitat: „Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein das heißt müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Lüge, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos. War man je zu all dem frisch und munter? So wäre Kriegsmüdigkeit wahrlich ein Zustand, der keine Rettung verdient. Kriegsmüde hat man immer zu sein, das heißt, nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeit werde der Krieg nicht beendet, sondern unterlassen. Staaten, die im vierten Jahr der Kriegführung kriegsmüde sind, haben nichts besseres verdient als — durchhalten!“
  2. https://www.zeit.de/2014/23/erster-weltkrieg-deserteur-fahnenflucht
  3. https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/der_erste_weltkrieg/pwiederkriegsverlaufbis102.html
  4. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg
  5. https://feldpost.hypotheses.org/tag/kriegsmuedigkeit
  6. http://www.geschichte-lexikon.de/erster-weltkrieg.php
  7. baerbock-warnt-vor-kriegsmüdigkeit. In: Reuters. 25. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
    Lutz Herden: Kriegsmüde oder amtsmüde? In: Der Freitag. 31. Mai 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.
    Sevim Dagdelen: Wenn Außenministerin Baerbock vor Kriegsmüdigkeit warnt müssen alle Alarmglocken läuten. In: pressenza.com. 27. Mai 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.
  8. André Mielke: Ein Brief an Baerbock und Co: Hört auf, Pazifisten zu denunzieren! In: Berliner Zeitung. 1. Juni 2022, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  9. Außenministerin Baerbock im großen BamS-Interview: „Putins Wahnvorstellung ist nicht aufgegangen“. In: BamS. 28. August 2022, abgerufen am 29. August 2022.
  10. Baerbock sichert der Ukraine jahrelange Unterstützung zu. In: Spiegel. 28. August 2022, abgerufen am 29. August 2022.
  11. https://www.wissen.de/lexikon/novemberrevolution
  12. https://www.wortbedeutung.info/kriegsm%C3%BCde/


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