Studiengang Nachhaltiges Produktmanagement
Das Studium des Nachhaltigen Produktmanagements bezeichnet die akademische Ausbildung an einer Fachhochschule oder Universität.
Hintergründe[Bearbeiten]
Bereits im Jahr 1713 wurde der Nachhaltigkeitsgedanke durch ein Waldbewirtschaftungsprinzip von Carl von Carlowitz in der Praxis umgesetzt. Vorausgegangen war die intensive Nutzung von Holz zum Gebrauch von z. B. Schiffs- oder Hausbau, wodurch diese Ressource bedroht war.[1] Carlowitz forderte in seinem Buch "Silvicultura oeconomica", welches auf die Ökonomie und Waldkultur eingeht: "Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann!"[2] Hier fand der Begriff Nachhaltigkeit seinen Ursprung. Darauf basierend wurde die erste Forstreform von Anna Amalia, Mutter von Herzog Carl August, mit folgendem Grundprinzip eingeführt, „Holz dauerhaft und mit stetigen Ertrag bereitzustellen“.[3]
Dieser Nachhaltigkeitsgedanke gewann im Jahr 1972, nach der Veröffentlichung des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ durch Dennis Meadows, wieder an Bedeutung. Dabei wurde deutlich, dass dieser Gedanke in Zeiten endlicher Ressourcen, einem gestärkten Verbraucherbewusstsein sowie der fortschreitenden Globalisierung nicht an Aktualität verloren hat.[3] Getrieben durch die Notwendigkeit die Veränderungen zu erkennen und ihnen zu begegnen, hat man begonnen die Herausforderungen der angewandten Nachhaltigkeit als Chancen für die relevanten Bereiche der Ökonomie, der Ökologie und des Sozialen zu verstehen.[4]
Angestoßen durch die klare Veränderung des Kundenverhaltens in Bezug auf nachhaltige Produkte, sehen sich Unternehmen zunehmend mit dem Begriff der Nachhaltigkeit konfrontiert. Dabei ist es die Aufgabe der Unternehmen richtige Antworten auf das veränderte Kauf- und Bewertungsverhalten zu finden. In der Konsequenz erfordert dies ein rundumfassendes Verständnis für ökonomische, ökologische und soziale Aspekte sowie deren unmittelbare Vereinbarkeit. Ebenso sind die unternehmensinternen Bereiche betroffen und erfordern ein erweitertes Verständnis der Corporate Social Responsibility. Gemessen an diesen Anforderungen ergibt sich der Bedarf nach einem Studiengang in diesem Fachbereich.
Grundlegende Inhalte des Studiums[Bearbeiten]
Grundsätzlich verfolgt der Studiengang des Nachhaltigen Produktmanagements das Ziel, die Rolle und Disziplin des Produktmanagements, der Planung, Steuerung und Kontrolle eines Produkts, mit dem Dreiklang[5] wirtschaftlicher Interessen, minimaler ökologischer Schadschöpfung und optimaler sozialer Wertschöpfung zu vereinen[6]. Um die Absolventen umfassend auf die vielseitigen Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten, sind die Studieninhalte breit angelegt und orientieren sich stark an realökonomischen, -ökologischen und sozialen Entwicklungen. Der Standort hat einen ausgeprägten Praxisbezug, verlangt Praktika und regelmäßige Projekt- und Studienarbeiten. Neben den nachhaltigkeits-spezifischen Modulen wie den Grundlagen der Produktion, der Produktentwicklung und der Nachhaltigkeit, erlangen die Studierenden Erkenntnisse aus dem betriebswirtschaftlichen als auch aus dem volkswirtschaftlichen Bereich.
Standorte in Deutschland[Bearbeiten]
Seit dem Wintersemester 2012/13 wird der Studiengang Nachhaltiges Produktmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen angeboten. Ähnliche Studiengänge in Bezug auf Nachhaltiges Produktmanagement, wie zum Beispiel ecodesign, werden in der Technischen Universität Wien oder der ecosign/Akademie für Gestaltung in Köln angeboten.
Geislingen an der Steige[Bearbeiten]
Den Bachelorstudiengang Nachhaltiges Produktmanagement gibt es seit dem Jahr 2011 an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Nach sieben Semestern Regelstudienzeit wird der Abschluss Bachelor of Arts erworben. Die ersten vier Semester dienen der Vermittlung von Grundlagen. Im fünften Semester ist ein zwanzigwöchiges Praktikum in einem Unternehmen vorgesehen, um eine praxisnahe Anwendung der bisher erlernten Inhalte zu ermöglichen. Anhand von Modulfächern werden im Vertiefungsstudium (Semester 5–7) Schwerpunkte gesetzt. Die Hochschule in Geislingen steht in enger Kooperation mit der WMF, die maßgeblich an der Entstehung des Studiengangs beteiligt war.[7]
Studienschwerpunkte in Geislingen[Bearbeiten]
- Geislingen vermittelt technische Grundlagen und spezifisches Fachwissen im Bereich des Produktmanagements
- Schwerpunkte werden auf Nachhaltigkeit und die Produktion gelegt (Grundlagen der Nachhaltigkeit und Produktentwicklung)
- Ökonomische Auslegung des Studiums durch Wirtschaftsmodule (BWL, VWL, Controlling, Management, ...) und soll in diesem Rahmen für Managementtätigkeiten qualifizieren
Berufsaussichten[Bearbeiten]
Ziel dieses Studiengangs ist es die geforderten Kompetenzen für einen Beruf in allen vor- und nachgelagerten Bereichen des Produktions- und Entwicklungssektors zu erwerben. Vorrangig werden die Studierenden jedoch für Führungspositionen im Managementsektor ausgebildet. Die Absolventen dieser Studiengänge sollen den Beruf des klassischen Produktmanagers ergänzen. Mögliche Arbeitgeber finden sich in folgenden Bereichen:
- Produzierendes Gewerbe
- Dienstleister in den Bereichen Nachhaltigkeit und Produktmanagement
- Unternehmensberatung und Verwaltung
Weblinks[Bearbeiten]
- ecosign/Akademie für Gestaltung, Köln
- Farid Gardizi (Hrsg.): Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit. 2009.
- Einzigartiger Studiengang. In: Geislinger Zeitung. 6. Oktober 2012.
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) - Studiengang des Nachhaltigen Produktmanagements
- Nachhaltigkeit ist DER nächste Megatrend: One Sustainability (2010, 5. Nov.)
- Technische Universität Wien
Literatur[Bearbeiten]
- Hans Diefenbacher u. a.: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im regionalen Bereich: Ein System von ökologischen, ökonomischen und sozialen Indikatoren. Forschungsstätte d. Ev. Studiengemeinsch, 1997, ISBN 3-88257-041-5.
- Maria Hage, Esther Hoffmann: Die Chance für nachhaltige (Unternehmens-) Entwicklung? In: Ökologisches Wirtschaften. Januar 2004.
- Heinz Karl Prammer: Integriertes Unweltkostenmanagement: Bezugsrahmen und Konzeption für eine ökologisch-nachhaltige Unternehmensführung. Springer Gabler, 2009, ISBN 978-3-8349-8447-0.
- I. Pufé (Hrsg.): Nachhaltigkeit. 2. Auflage. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz/ München 2014, ISBN 978-3-8252-4054-7.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ I. Pufé: Nachhaltigkeit. 2014, S. 34.
- ↑ F. Gardizi (Hrsg.): Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit. 2009.
- ↑ 3,0 3,1 Vgl. I. Pufé: Nachhaltigkeit. 2014, S. 35.
- ↑ M. Hage, E. Hoffmann: Ökologisches Wirtschaften. 2004, S. 19–20.
- ↑ H. Diefenbacher: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im regionalen Bereich. 1997, S. 72.
- ↑ H. K. Prammer: Integriertes Unweltkostenmanagement. 2009, S. 104.
- ↑ Einzigartiger Studiengang. In: Geislinger Zeitung. 6. Oktober 2012.
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