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Regionalwert-Prämie

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Die Regionalwert-Prämie (RWP) ist eine Methode, um Agrarsubventionen oder sonstige Ausgleichzahlungen an Landwirte zu vergeben. Die Regionalwert-Prämie wurde von der Regionalwert AG Freiburg entwickelt und wird von der Regionalwert Leistungen GmbH vertrieben.

Die Regionalwert-Prämie ermöglicht es, die ökologischen, sozialen und regionalökonomischen Leistungen landwirtschaftlicher Betriebe zu honorieren. Der Regionalwert-Prämie liegt die Regionalwert-Leistungsrechnung mit über 150 Kennzahlen zugrunde. Diese messen die Maßnahmen der Landwirte zur Förderung von Biodiversität über den Aufbau von Fachwissen in Betrieben bis hin zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Auf Basis dieser Kennzahlen können Landwirte auch für die Leistungen honoriert werden, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert. Damit unterscheidet sich die Regionalwert-Prämie grundlegend von bisherigen Fördersystemen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik.

Inhalt[Bearbeiten]

Grundlage der Regionalwert-Prämie ist die Regionalwert-Leistungsrechnung. Die Regionalwert-Leistungsrechnung weist den Nachhaltigkeitsleistungen von Landwirten einen monetären Wert zu. Gemessen werden die Leistungen der Landwirte anhang von 150 Kennzahlen. Welche Kennzahlen innerhalb dieser Kategorien besonders relevant sind, wird u. a. gemeinsam mit Landwirten im Rahmen von Workshops ermittelt. Die Kennzahlen lassen sich in diese Kategorien einordnen:

Die einzelnen Kennzahlen innerhalb der Kategorien erhalten gemäß ihrer Wertigkeit für den Biodiversitäts-, Klima- und Wasserschutz mit Hilfe der Regionalwert-Leistungsrechnung einen unterschiedlichen monetären Wert.

Monetarisierungsbeispiel Blühflächen[Bearbeiten]

Zu einer nachhaltigen Landwirtschaft gehört es, dass Landwirten auf ihren Flächen Raum für Blühpflanzen schaffen. Blühflächen bieten Lebensraum für Insekten, Vögel und Pflanzen. So leisten die Landwirten einen wichtigen Beitrag zu Biodiversität und Artenvielfalt und schützen die Natur.

1. Schritt: Bewertung[Bearbeiten]

  • Status Quo: 2017 haben zum Beispiel die Landwirte in Bayern auf 0,6 Prozent ihrer Anbaufläche Blühpflanzen gesät.[1]
  • Wissenschaft & Politik: Landwirte erhalten Geld aus verschiedenen Förderprogrammen für die Aussaat und Pflege von Blühstreifen an und auf ihren Äckern. Wissenschaft und Politik erkennen Blühstreifen als wertvolle Maßnahme zur Förderung der Biodiversität an.[2]
  • Gesellschaft: Bürger engagieren sich bundesweit für Natur- und Artenschutz. Dies und der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigt, wie wichtig das Thema vielen Menschen ist.[3]
  • Landwirte: Die vier Landwirte aus dem Regionalwert-Projekt „Richtig Rechnen“ halten einen Blühflächenanteil von 5 % für realistisch.

Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass Betriebe nachhaltig und wirtschaftlich arbeiten, wenn sie auf 5 % ihrer Äcker Blühstreifen und -Flächen anlegen.

2. Schritt: Monetarisierung[Bearbeiten]

  • Status Quo: Das KULAP-Programm zahlte den Landwirten in Bayern in den Jahren 2015–2020 für Blühstreifen und 115 Euro pro Hektar und Jahr.
  • Wissenschaft & Politik: Wissenschaftler der Uni Hohenheim haben ermittelt, dass Insekten in Deutschland u. a. durch die Bestäubung von Pflanzen einen Mehrwert von jährlich etwa 3,8 Mrd. Euro schaffen.[4] Das entspricht etwa 227 EUR pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche.
  • Gesellschaft: Einer Untersuchung in der Schweiz zufolge würden die dortigen Haushalte für mehr Artenvielfalt im Wald freiwillig jeweils etwa 50 Franken (46,36 EUR) pro Jahr bezahlen.
  • Landwirte aus dem Regionalwert-Projekt „Richtig Rechnen“ bestätigten, dass 200 EUR pro Hektar ihren Aufwand für die Pflege der Blühstreifen auf ihren Äckern kompensieren würde. Damit wäre ein ausreichender Anreiz zum Anlegen von Blühflächen geschaffen.

Daraus folgt: Ein Beispiel-Betrieb mit 50 Hektar Betriebsfläche und Blühflächen von 2,5 Hektar erhält für seine erbrachte Nachhaltigkeitsleistung 500 EUR (2,5 Hektar × 200 €/Hektar = 500 €).

Ausschüttung der Prämie an Landwirte[Bearbeiten]

Am Ende der Berechnung mit Hilfe der Regionalwert-Leistungsrechnung steht eine Gesamtsumme. Diese Summe kann ganz oder teilweise als Regionalwert-Prämie ausgeschüttet werden.

Landwirte können mit Hilfe der Regionalwert-Prämie die Bezahlung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen von Händlern und Verarbeitern einfordern, indem sie ihre Mehrleistung dem Produktpreis zuschlagen. Parallel arbeitet die Regionalwert-Initiative an Forderungen gegenüber der Politik, die Nachhaltigkeitsleistungen der Betriebe aus öffentlichen Mitteln wie den EU-Ausgleichszahlungen zu vergüten.

Entstehung der Regionalwert-Instrumente[Bearbeiten]

Die Regionalwert-Instrumente sind das Ergebnis der Forschungsarbeit durch die Regionalwert AG Freiburg und deren Gründer Christian Hiß. Seit 2009 geben alle der Regionalwert AG Freiburg angeschlossenen Betriebe nicht nur ihre finanziellen Gewinne an, sondern berichten auch über den sozialökologischen Nutzen ihrer Art der Landwirtschaft. Im ersten „Sozialökologsichen Bericht“ wird unter anderem erfasst, wie sauber das Grund­wasser ist und ob regional angepasstes Saatgut verwendet wird. Im Jahr 2015 schreibt Christian Hiß das Werk „Richtig Rechnen – Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende“. Er unternimmt darin den Versuch, sozial-ökologische Nachhaltigkeitsleistungen in der Bilanz zu berücksichtigen. Es folgen die Forschungsprojekte „Richtig Rechnen I“ und „Richtig Rechnen II“. In deren Rahmen wird die Erfassung und Monetarisierung von sozial-ökologischen und regional­öko­no­mischen Leistungen auf vier landwirtschaftlichen Betrieben untersucht. Es zeigt sich: Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft lässt sich messen. Daraus entstehen die Regionalwert-Instrumente „Regionalwert-­Leistungs­rechnung“, „Regionalwert-­Nachhaltigkeitsanalyse“ und „Regionalwert-Leistungsplanung“. Sie bewerten die Leistungen der Landwirte für Gesellschaft und Umwelt.

Fürsprecher und Auszeichnungen[Bearbeiten]

Die Regionalwert-Prämie ist schnell und flächendeckend für jeden landwirtschaftlichen Betrieb im gesamten deutschsprachigen Raum anwendbar. Bekannte Fürsprecher der Regionalwert-Instrumente sind:

Neben bekannten Einzelpersonen sprechen sich auch viele renommierte Institutionen für Regionalwert aus:

Literatur[Bearbeiten]

  • Regionalwert AG. Mit Bürgeraktien die regionale Ökonomie stärken. Ein Handbuch mit praktischen Hinweisen zu Gründung, Beteiligung und Umsetzung. Die Agronauten e.V. (Hrsg.), Verlag Herder, Freiburg i. Br. / Basel / Wien 2014. [mit Gastbeiträgen von Harald Welzer u. a.] ISBN 978-3-451-33453-5
  • Richtig rechnen! Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende. oekom verlag, München 2015. ISBN 978-3-86581-749-5

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. LFL: Introduction. In: Quest. Band 18, Nr. 1, Juni 1972, ISSN 0033-6297, S. 1–2, doi:10.1080/00336297.1972.10519729.
  2. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Wildtiere in der Agrarlandschaft, 14. Kulturlandschaftstag. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, September 2016, abgerufen am 10. August 2021 (deutsch).
  3. Volksbegehren Artenvielfalt. Abgerufen am 10. August 2021.
  4. Insektensterben verursacht Schaden in Milliardenhöhe. Abgerufen am 8. Oktober 2021.
  5. Zukunftskommission Landwirtschaft: Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft. Abgerufen am 10. August 2021.
  6. Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Nominierte 2021. Abgerufen am 11. August 2021.
  7. Die Preisträger 2020. Abgerufen am 11. August 2021.


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