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Sympathikustherapie

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Unter Sympathikustherapie versteht man verschiedene, alternativmedizinische Behandlungstechniken, die darauf abzielen, einen günstigen Einfluss auf das vegetative Nervensystem und besonders auf den Sympathikus zu nehmen. Sie kombiniert dabei Therapietechniken aus der Manuellen Therapie, Akupressur und der Akupunktur.[1][2] Die Sympathikustherapie wird in Deutschland von manchen Ärzten, Heilpraktikern und Physiotherapeuten bei chrononischen Schmerzzuständen und anderen Erkrankungen angewendet.

Wissenschaftliche Studien zur Sympathikustherapie gibt es kaum. Zwei Erfahrungsberichte wurden in der medizinischen Fachzeitschrift Manuelle Medizin 2012 und in der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde veröffentlicht, die günstige Einflüsse der Sympathikustherapie auf den Zustand der Patienten zeigen.[3][4]

Sympathikus[Bearbeiten]

Der Sympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems und ist an der Steuerung der meisten Organe beteiligt. Sein Gegenspieler ist das Parasympathikus. Die Wirkungen des Sympathikus sind nicht willkürlich steuerbar und beeinflussen unter anderem Durchblutung, Funktion diverser Drüsen (Produktion von Speichelflüssigkeiten und Verdauungssäften), Schwitzen, Herzschlag und Darmtätigkeit.[5]

Anwendungsgebiete[Bearbeiten]

Ihr Hauptanwendungsgebiet findet die Sympathikustherapie bei chronischen Schmerzzuständen und anderen Erkrankungen. Typischerweise besteht eine Bewegungsstörung an einem Wirbelgelenk, verbunden mit schmerzhaften Haut- und Faszienpunkten ("Schlüsselpunkte") in der Umgebung des Wirbels. Bei der Behandlung werden zunächst die Fehlstellungen von Gelenken an der Wirbelsäule bzw. am Iliosakralgelenk mit chirotherapeutischen Techniken (s. Manuelle Medizin) korrigiert. Anschließend werden die schmerzhaften Punkte exakt lokalisiert und mit einer Akupunkturdauernadel versehen. Die Wirkung soll in den meisten Fällen sofort einsetzen.

Im Einzelnen wird die Sympathikustherapie angewendet bei:

Da der Sympathikus auch an der Steuerung mancher innerer Organe beteiligt ist, sollen auch internistische und neurologische Erkrankungen sowie manche Hauterkrankungen günstig beeinflusst werden können:

Durchführung[Bearbeiten]

Eine Sympathikustherapie-Sitzung dauert zwischen 10 und 30 Minuten. Dabei wird der Patient zuerst für die Mobilisation der betroffenen Gelenke der Wirbelsäule oder des Beckens gelagert. Dies kann in Bauch-, Seiten- oder Rückenlage erfolgen. Anschließend wird die behandelte Region mit einem speziellen Metallstift mit abgerundeter Spitze von ca. 2,5 mm Durchmesser nach dem schmerzhaften Schlüsselpunkt abgesucht, alle gefundenen Punkte werden markiert. Wenn sich viele oder eng zusammen liegende Schmerzpunkte finden, wird die Schmerzzone mit der Hand oder den Fingern berührt und mindestens 2 Minuten abgewartet.[18] Nach dieser Zeit lässt sich der Schlüsselpunkt leichter finden. Dieser wird mit einem spitzen Gegenstand, z. B. einem Kugelschreiber, etwas stärker gereizt und nach Desinfektion mit einer Akupunkturdauernadel oder einem kleinen Magnetkügelchen versorgt.[19] Bei korrekter Punktwahl verschwindet der Schmerz angeblich sofort.

Ausbildung[Bearbeiten]

Die Sympathikustherapie wird in Kursen an verschiedenen Ausbildungszentren durchgeführt, ein Grundkurs dauert ein bis zwei Tage. Aktuell werden Kurse in Duisburg, Bad Orb, Rottweil und Erlangen angeboten. Zur Ausbildung werden Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten zugelassen. Es gibt ein online-Verzeichnis von eingetragenen Therapeuten, in dem Interessenten nach Therapeuten in ihrer Umgebung suchen können.

Vorteile[Bearbeiten]

Mit der Sympathikustherapie sollen Störungen behandelbar sein, die bisher entweder überhaupt nicht oder nur durch regelmäßige Einnahme von Medikamenten günstig beeinflusst werden konnten. Eine dauerhafte Heilung soll erreicht werden können. Außerdem soll die Therapie schnell helfen: Wenn während oder nach der ersten Behandlung keine Besserung eintritt, wird bei diesem Ansatz davon ausgegangen, dass diese Erkrankung nicht vom Sympathikus gesteuert wird, und die Therapie kann nach einer Sitzung beendet werden. Ebenso kann bei unklaren Krankheiten sofort eine Probebehandlung durchgeführt werden.

Risiken und Therapiehindernisse[Bearbeiten]

Risiken[Bearbeiten]

Da sich die Sympathikustherapie aus verschiedenen Techniken zusammensetzt, ergeben sich die Risiken aus den einzelnen Teilen der Therapie.

  1. Zur Manuellen Therapie, die aus sanften mobilisierenden Techniken besteht, sind keine Risiken aufgeführt, empfehlenswert ist eine Abklärung bestimmter Wirbelsäulenschäden (beispielsweise Metastasen, Tumoren, schwere Osteoporose[20]), um den Abbruch eines Dornfortsatzes durch Druck zu vermeiden. Hierzu reichen die Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und die Untersuchung aus, eine Bildgebung ist nicht erforderlich.
  2. Bei der Suche schmerzhafter Haut- und Faszienpunkte kann es zu Blutergüssen kommen, wenn mit zu hohem Druck gearbeitet wird oder wenn die Patienten blutgerinnungshemmende Cumarin-Derivate Phenprocoumon, Warfarin oder auch die als neue orale Antikoagulanzien bezeichneten Wirkstoffe wie Apixaban, Dabigatran und Rivaroxaban einnehmen.
  3. Bei der Verwendung von Dauernadeln können von den bei Akupunktur aufgeführten Nebenwirkungen Hämatome, lokale Entzündungen, der Austritt eines Bluttröpfchens und Kreislaufprobleme durch Blutdrucksenkung auftreten.

Therapiehindernisse[Bearbeiten]

  1. Die Mobilisation der Gelenke ist nur möglich, wenn keine operative oder verschleißbedingte Einsteifung vorliegt.
  2. Bei der Suche schmerzhafter Punkte ist der Therapeut auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen. Manche Personen sind nicht in der Lage, Schmerzen zu empfinden oder mitzuteilen.
  3. Wenn die Dauernadel einen starken Schmerz auslöst, sollte statt dessen ein kleines Kügelchen verwendet werden, das mit einem Pflaster auf den Schmerzpunkt geklebt wird.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Sympathikustherapie ist eine junge Therapieform. Sie geht auf Beobachtungen des Arztes Dr. Dieter Heesch aus den 1980er Jahren zurück, wonach bestimmte Erkrankungen immer mit den gleichen Störungen an der Wirbelsäule kombiniert waren. Wenn die Beschwerden über Nacht auftraten, fanden sich bei Schmerzen im Gesäß immer eine gleichseitige Blockierung des Kreuzdarmbeingelenkes und beim Schulter-Arm-Syndrom eine Blockierung des 5. Brustwirbels. Dadurch motiviert, entdeckte er weitere Zusammenhänge (zwischen Fingerarthrose und 1. Brustwirbel, Karpaltunnelsyndrom und 2. Brustwirbel, Sodbrennen und 6. Brustwirbel, Reizdarmsyndrom und 8. Brustwirbel u.a.)[21] und begründete darauf Mitte der 1990er Jahre eine Behandlung, die er Sympathikustherapie nannte.

Bereits 1958 hatte Wilhelm Braeucker den Einfluss von Procain-Injektionen an die sympathischen Ganglien ausführlich untersucht und einen positiven Effekt auf zahlreiche Erkrankungen festgestellt, eventuell vorhandene Störungen an der Wirbelsäule wurden dabei nicht untersucht.[22] Nach Heesch und Steinrücken können der Sympathikus und die durch ihn gesteuerten Erkrankungen jedoch auch ohne Injektionen mit der hier beschriebenen Sympathikustherapie behandelt werden.

wirtschaftliche Aspekte[Bearbeiten]

Die Sympathikustherapie wird von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht anerkannt. Private Krankenkassen erstatten die Abrechnungspositionen, soweit sie sich aus erstattungsfähigen Bestandteilen zusammensetzen.

Literatur und Quellen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie, Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 44
  2. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin, Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 22-23
  3. Dieter Heesch:Die manualtherapeutische Behandlung von Zoster und Post-Zoster-Neuralgie. In: Zeitschrift für Manuelle Medizin, Heft 6/2012, Springer Verlag, 2012, S. 485 – 492. doi:10.1007/s00337-012-0978-4
  4. Dieter Heesch:Sympathikus-Therapie und die Kartografien der Manualtherapie. In: Zeitschrift für Erfahrungsheilkunde, 60.2011, Heft 2, Hauk, 2011 S. 97 - 104. doi:10.1055/s-0030-1257612
  5. Jan C. Behrends et al.: Duale Reihe: Physiologie. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-13-138413-3, S. 560 ,570 und 571.
  6. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie, Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 74
  7. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin, Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 14
  8. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie, Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 105
  9. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin, Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 43-47
  10. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 66
  11. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin, Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 58
  12. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 68
  13. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 94
  14. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 95
  15. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 97
  16. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 98
  17. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin. Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 16
  18. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 46
  19. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie. Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 43, S. 47
  20. Heiner Steinrücken: Schmerzerkrankungen und vegetative Störungen. Praktische Anwendung der Sympathikustherapie, Magenta Verlag, Krefeld 2016, ISBN 978-3-944299-11-2, S. 63
  21. Dieter Heesch und Heiner Steinrücken: Sympathikustherapie. Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin. Heestein Verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-9816066-0-7, S. 5-6
  22. Braeucker, Wilhelm: Die Heilerfolge der gezielten neuroregulatorischen Sympathicus-Therapie. Haug Verlag 1956, Ulm/Donau, S. 47

Literatur[Bearbeiten]

  • Braeucker, Wilhelm: Die Heilerfolge der gezielten neuroregulatorischen Sympathicus-Therapie. Haug Verlag 1956, Ulm/Donau.
  • Malek, Günter u.a.: Sympathikustherapie: Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin. Aufsatz in: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, 58.2015, Heft 1, S. 54
  • Heesch, Dieter: Mechanisch bedingte Grenzstrangirritation : Ursache und Kofaktor bei der Entstehung vieler Erkrankungen. In: Manuelle Medizin, 52.2014, Heft 5, S. 427 - 431
  • Braeucker, Wilhelm: Sympathicotherapy of inflammations. Aufsatz in: Hippokrates, 24.1953, Heft 23, S. 721


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