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Verratstrauma

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Unter Verratstrauma kann ein Trauma verstanden werden, das von jemandem verursacht wird, dem das Opfer nahesteht und auf dessen Unterstützung und Überleben es angewiesen ist.[1][2]

Entstehung[Bearbeiten]

Das ursprünglich 1994 von Jennifer Freyd eingeführte Konzept der Betrayal Trauma Theory (BTT) befasst sich mit Situationen, in denen Menschen oder Institutionen, auf die sich eine Person für Schutz, Ressourcen und Überleben verlässt, das Vertrauen oder das Wohlergehen dieser Person verletzen. BTT betont die Bedeutung des Verrats als Kernvorläufer der strukturellen Dissoziation, die implizit darauf abzielt, die Beziehung zur Bezugsperson aufrechtzuerhalten.[3]

Laut dem Facharzt für Psychotherapeutische Medizin Martin Sack zählen dazu traumatische Beziehungserfahrungen wie interpersonelle Lernerfahrungen unter Hochstress, Vernachlässigung, Mangelerfahrungen (z. B. von Zuwendung, Schutz, Fürsorge) und unbefriedigte Entwicklungsbedürfnisse.[4] Die BT Theorie schlägt vor, dass eine Person (z. B. ein Kind oder Ehepartner), die von einer anderen Person (z. B. ihrer Bezugsperson oder ihrem Partner) zur Unterstützung abhängig ist, ein höheres Bedürfnis haben wird, traumatische Erfahrungen von der bewussten Wahrnehmung zu trennen, um die Beziehung aufrechtzuerhalten.[5] BTT postuliert, dass im Zusammenhang mit missbräuchlichen Beziehungen, in denen Flucht keine praktikable Option ist, der Mechanismus zur Erkennung von Betrügern für das höhere Ziel des Überlebens unterdrückt werden kann. Somit bietet das Verratstrauma eine Theorie der psychogenen Amnesie (wird heute im ICD-11 (F44.0) Dissoziative Amnesie genannt[6]), die hilfreich ist, um die Rolle der Bindung für das menschliche Überleben und die Bedeutung der Blockierung der schmerzhaften Erfahrung besser einzuschätzen.

Die Psychotraumatologin Michaela Huber beruft sich auf John Bowlby, wenn sie die Loyalität des Opfers zum Täter so beschrieb: "Für ein Kind ist das misshandelnde Elternteil "Gott". Es selbst empfindet sich als nicht liebenswert (s. Bowlby)".[7] Täterintrojekte entstehen laut Huber u. a. als Ergebnis von Verratstraumata.[8]

Erweiterung der Traumadefinition[Bearbeiten]

Die Erweiterung steht für schwere Formen von psychischer oder körperlicher Vernachlässigung in der Kindheit sowie psychischer Gewalt gegen Kinder wie das Beschimpfen, das Entwerten und das Demütigen.[9] Typische Folgen traumatischer Beziehungserfahrungen in der Kindheit sind Störungen der Selbstwahrnehmung wie Verunsicherung bezüglich der eigenen Wahrnehmungen (das empathisch erlebte Fremde mischt sich hinein) und Ohnmacht, Hilflosigkeit, fehlende Selbstwirksamkeit sowie eine Problematik auf der Beziehungsebene wie abhängiges oder vermeidendes Verhalten, aggressives grenzverletzendes Verhalten, fehlende Flexibilität in der Beziehungsregulation und wenig gute Beziehungen im alltäglichen Leben.[10]

Behandlung[Bearbeiten]

Als Grundstrategien von Traumatherapie im engeren Sinne gelten traumaspezifische Stabilisierungen wie Förderung der Gegenwartsorientierung, Mentalisierung und Förderung der Bindungs- und Beziehungsfähigkeit.

Als Strategie zur Behandlung von Beziehungsstörungen gilt nach Martin Sack der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Arbeitsbeziehung, außerdem:

  • Förderung der emotionalen Wahrnehmung,
  • Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl verbessern,
  • eigene emotionale Bedürfnisse erkennen lernen,
  • sich auf angemessene Weise in Andere einfühlen lernen,
  • Bedürfnisse formulieren und vertreten lernen,
  • eigene Grenzen wahrnehmen und vertreten lernen,
  • Konflikte austragen lernen[11]

Diagnose[Bearbeiten]

Zur Untersuchung der Amnesie kommt u. a. ein strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV für dissoziative Störungen zum Einsatz.[12]

Literatur[Bearbeiten]

  • Wolfgang Wöller, Astrid Lampe, Julia Schellong, Falk Leichsenring, Johannes Kruse, Helga Mattheß: Psychodynamische Therapie der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung: Ein Manual zur Behandlung nach Kindheitstrauma. Schattauer; 1. Nachdruck, 2021 Edition 2020, ISBN 978-3-608-40039-7.
  • Astrid Lampe, Silke Birgitta Gahleitner: Kehren sie immer wieder zum Täter zurück? Klett-Cotta, Trauma & Gewalt, Februar 2018, 12. Jahrgang, Heft 1, S. 6–12.

Ratgeber[Bearbeiten]

  • Suzette Boon, Kathy Steele, Onno van der Hart, Übers. Elisabeth Vorspohl: Traumabedingte Dissoziation bewältigen: Ein Skills-Training für Klienten und ihre Therapeuten. Junfermann 2. Edition 2013, ISBN 978-3-87387-831-0 (mit CD).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Christine A. Courtois, Julian D. Ford, Judith Herman (Vorwort), Übers. Theo Kierdorf, Hildegard Höhr: Komplexe traumatische Belastungsstörungen und ihre Behandlung: Eine evidenzbasierte Anleitung, Junfermann 2011, S. 38 und 228, ISBN 978-3-87387-753-5
  2. Goldsmith, Rachel E.; Freyd, Jennifer J.; DePrince, Anne P. (February 2012). "Betrayal trauma: associations with psychological and physical symptoms in young adults" Journal of Interpersonal Violence. 27 (3): 547–567. (englisch), abgerufen am 23. Juli 2022
  3. GIESBRECHT, TIMO; MERCKELBACH, HARALD (2009). "Betrayal trauma theory of dissociative experiences: Stroop and directed forgetting findings" The American Journal of Psychology. 122 (3): 337–348. JSTOR 27784407. PMID 19827703. (englisch), abgerufen am 23. Juli 2022
  4. Martin Sack (Klinikum rechts der Isar): https://www.klinik-sc.de/fileadmin/user_upload/sck/Sack_Handout_Folgen_von_traumatischen_Beziehungserfahrungen_Berlin_2014.pdf Folgen von Traumatisierungen in nahen Beziehungen - Therapeutischer Umgang mit der "inneren Not" (Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Mittwochsgespräch am 29. Oktober 2014, Schlosspark-Klinik), PDF, abgerufen am 23. Juli 2022
  5. GIESBRECHT, TIMO; MERCKELBACH, HARALD (2009). "Betrayal trauma theory of dissociative experiences: Stroop and directed forgetting findings" The American Journal of Psychology. 122 (3): 337–348. JSTOR 27784407. PMID 19827703. (englisch), abgerufen am 23. Juli 2022
  6. Dissoziative Amnesie DeGPT abgerufen am 23. Juli 2022
  7. Arbeit mit verletzten Anteilen und Täterintrojekten Michaela Huber PDF, S. 18, abgerufen am 23. Juli 2022
  8. Michaela Huber: Frühes Trauma – späte Folgen PDF S. 11, abgerufen am 23. Juli 2022
  9. Martin Sack (Klinikum rechts der Isar): https://www.klinik-sc.de/fileadmin/user_upload/sck/Sack_Handout_Folgen_von_traumatischen_Beziehungserfahrungen_Berlin_2014.pdf Folgen von Traumatisierungen in nahen Beziehungen - Therapeutischer Umgang mit der „inneren Not“. Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Mittwochsgespräch am 29. Oktober 2014, Schlosspark-Klinik, PDF, abgerufen am 23. Juli 2022.
  10. Martin Sack (Klinikum rechts der Isar): https://www.klinik-sc.de/fileadmin/user_upload/sck/Sack_Handout_Folgen_von_traumatischen_Beziehungserfahrungen_Berlin_2014.pdf Folgen von Traumatisierungen in nahen Beziehungen - Therapeutischer Umgang mit der "inneren Not" (Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Mittwochsgespräch am 29. Oktober 2014, Schlosspark-Klinik), PDF, abgerufen am 23. Juli 2022
  11. Martin Sack (Klinikum rechts der Isar): https://www.klinik-sc.de/fileadmin/user_upload/sck/Sack_Handout_Folgen_von_traumatischen_Beziehungserfahrungen_Berlin_2014.pdf Folgen von Traumatisierungen in nahen Beziehungen - Therapeutischer Umgang mit der "inneren Not" (Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Mittwochsgespräch am 29. Oktober 2014, Schlosspark-Klinik), PDF, abgerufen am 23. Juli 2022.
  12. U. Gast, T. Oswald, F. Zündorf & A. Hofmann: Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV für Dissoziative Störungen (SKID-D) 2000. Interview (SKID, SCID) zur Erfassung des Auftretens und des Schweregrades der dissoziativen Hauptsymptome: Amnesie, Depersonalisation, Derealisation, Identitätsunsicherheit und Identitätswechsel.


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