Bernd Ruf (Pädagoge)
Bernd Ruf (* 6. Januar 1954 in Karlsruhe) ist ein deutscher Waldorfpädagoge, Anthroposoph und Leiter der von ihm gegründeten anthropsophischen "Notfallpädagogik" der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.
Leben[Bearbeiten]
Ruf besuchte die Freie Waldorfschule in Pforzheim, an welcher er 1974 das Abitur machte und Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft wurde. Er schloss sich noch als Schüler 1973 einem Kreis zur Gründung einer Waldorfschule in Karlsruhe an. Die Schule wurde 1977 eröffnet. Ruf studierte von 1974 bis 1980 Geschichte und Germanistik an der Universität Mannheim, wo er 1980 und 1982 die Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegte. Das Referendariat absolvierte er 1981 bis 1982 am Bismarckgymnasium in Karlsruhe und am Bildungszentrum Karlsbad. Anschließend absolvierte er Waldorf-Ausbildung zum Fachlehrer für Geschichte und Deutsch an der Freien Hochschule Stuttgart und eine einjährige Tätigkeit an der Freien Waldorfschule Kiel.
1987 wurde Bernd Ruf erstmals in den geschäftsführenden Vorstand des Vereins Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners gewählt, in dem er bis heute sitzt. Seither wurde er immer wieder als Vorsitzender bestätigt und leitet mit Nana Göbel den Verein. Der Verein wuchs seit seiner Entstehung und begann sich international zu vernetzen. Bernd Ruf war von 1993 bis 2011 Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Assoziation für Waldorfpädagogik in Mittel- und Osteuropa und andere östliche Länder und unterstütze in dieser Zeit aktiv die Verbreitung der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie in Osteuropa. In diesen Jahren wurden einige Schulen und Kindergärten erbaut.[1]
1999 wurde Bernd Ruf zum Gründungsvorstand der Parzival-Schulen Karlsruhe ernannt. Im Jahr darauf bildete er sich weiter und absolvierte ein Aufbaustudium der Sonderpädagogik und in den Fachbereichen Verhaltensgestörtenpädagogik und Lernbehindertenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg/Reutlingen. 2002 schloss er dies mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen ab. Seit 2003 ist nun Schulleiter und Klassenlehrer am Parzival-Zentrum Karlsruhe und lehrt dort seither, mit besonderem Augenmerk auf die „Intensivklassen“, in welchen auffällige Jugendliche unterrichtet werden.
Heute umfasst das Zentrum fünf Schulen, eine Schule für Erziehungshilfe (Förderschule) und eine heilpädagogische Schule mit Werkstufe, außerdem ein Waldorfkindergarten und eine integrative Kinderkrippe. Seit 2011 noch die Karl-Stockmeyer-Schule, eine inklusive Schule auf Grundlage der Waldorfpädagogik.
Eine libanesische Schülergruppe besuchte 2006 im Rahmen eines Jugendaustausches Stuttgart. In dem Zeitraum brach in Beirut der 2. Libanonkrieg aus, sodass die Kinder nicht mehr nach Hause konnten. Der damalige Stuttgarter Bürgermeister wandte sich an Ruf, ob dieser die Kinder – trotz Krieges – zu ihren Eltern nach Hause inden Libanon bringen könne. Unter der Vermittlung von UNICEF brachte Ruf idie Kinder zurück.[2]
Aus diesem Erlebnis heraus kreierte Ruf die von ihm sogenannte "Notfallpädagogik". Er entwickelte ein Konzept der Pädagogik, basierend auf der Waldorfpädagogik. Dies führte zum Zwieg "Notfallpädagogik" der "Freunde" mit Einsätzen in Kriegsgebieten und von Naturkatastrophen heimgesuchten Gegenden, in China, Indonesien, Japan, Lateinamerika, Gaza Streifen (Palestina), Kirgisien, Kurdistan, Irak, Nepal, Libanon, Kenia, Ecuador, Philippinen, Kolumbien. 2008 hatte das schwere Erdbeben in Sichuan, China viele verstörte Kinder zurück gelassen, daraufhin wurden weitere Mitarbeiter in der Notfallpädagogik ausgebildet. Ruf gründete 2010 ein spezielles Zentrum für notfallpädagogische Krisenintervention am Parzival-Zentrum in Karlsruhe. Seit der Gründung leitet Ruf dieses.
Im Oktober 2016 gründete er mit Mitarbeitern aus der Notfallpädagogik und anthroposophischen Ärzten das Freie Internationale Institut für Notfall- und Traumapädagogik (IINTP) in Karlsruhe mit dem er Weiterbildungen in seiner Form der Traumapädagogik veranstanstaltet. Er ist hier als Dozent tätig.
Funktionen[Bearbeiten]
Von 1993 bis 2007 war Ruf Mitglied des Bundesvorstandes des Bundes der Freien Waldorfschulen in Deutschland, dem Dachverband der Schulen, die nach der Steinerschen Pädagogik arbeiten. Im gleichen Jahr wurde er auch Mitgied der Internationalen Konferenz der Waldorfschulen (Haager Kreis) sowie Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Assoziation für Waldorfpädagogik in Mittel- und Osteuropa und anderer östlicher Länder.
Mitgliedschaften[Bearbeiten]
1974–heute | Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft |
1993–2007 | Mitglied des Bundesvorstandes des Bundes der Freien Waldorfschulen in Deutschland |
1993–heute | Mitglied der Internationalen Konferenz der Waldorfschulen (Haager Kreis) |
1993–2011 | Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Assoziation für Waldorfpädagogik in Mittel- und Osteuropa und anderer östlicher Länder |
1999–heute | Gründungsvorstand der Parzival-Schulen Karlsruhe |
2003–2011 | Mitglied des Beirats der Mahle-Stiftung |
2004–2014 | Kuratoriumsmitglied der Helmut von Kügelgen-Stiftung |
2006–2014 | Mitglied des Verwaltungsrates der Arbeitsgemeinschaft der heilpädagogischen Schulen auf anthroposophischer Grundlage in Deutschland |
2008–2013 | Mitglied im Beirat des Förderprogramms „weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung |
2010–heute | Gründer und Leiter des Kompetenzzentrums für notfallpädagogische Krisenintervention am Parzival-Zentrum in Karlsruhe. |
2016 | Gründungsmitglied des Freien Internationalen Instituts für Notfall- und Traumapädagogik in Karlsruhe |
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Trümmer und Traumata. Anthroposophische Grundlagen notfallpädagogischer Einsätze. Verlag des Ita-Wegmann-Institut, Arlesheim 2012, ISBN 978-3-905919-39-4.
- Flucht-Trauma-Pädagogik. Ein Handbuch zum pädagogischen Umgang mit minderjährigen Flüchtlingen unter Traumaaspekten.
- Lornas Suche nach sich selbst. Traumapädagogik und Identitätsbildung bei komplex traumatisierten Kindern und Jugendlichen. In: Andreas Neider (Hrsg.): Lernen, Entwicklung und Gedächtnis. Edition Waldorf, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-944911-00-7.
- Destroços e traumas. Embasamentos Antroposóficos para Intervenções com a Pedagogia de Emergência. Antroposófica, São Paulo 2014, ISBN 978-85-7122-247-2.
- Educating traumatized children. Waldorf education in Crisis Intervention. Lindisfarne books, Great Barrington 2013, ISBN 978-1-58420-155-7.
- Pedagogía de Emergencia. Fundamentos antroposóficos para intervenciones en casos de catástrofes y traumas. Tales&Tales, 2013, ISBN 978-84-936286-6-6.
- Krieg-Flucht-Notfallpädagogik. Verlag Ita-Wegemann-Institut, Arlesheim 2019, ISBN 978-3-906947-25-9
Auszeichnungen[Bearbeiten]
- 2015 European Dialogue Silver Award (Auszeichnung zur nachhaltigen Förderung des Dialogs zwischen Karlsruhe Lokal und Karlsruhe International)
Weblinks[Bearbeiten]
- Literatur von und über Bernd Ruf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfsorganisationen/freunde-der-erziehungskunst/interview-mit-bernd-ruf/
- https://www.erziehungskunst.de/artikel/ankommen/augenblicke-der-menschlichkeit/
- Sascha Schmierer: Kinder brauchen am meisten Schutz. In: Stuttgarter Zeitung. 12. Januar 2017, abgerufen am 12. Juli 2018. Interview mit Bernd Ruf
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Jantje Hannover: Hilfreiche Hirten: Der Verein „Freunde der Erziehungskunst Steiners“ betreut mehr als 2.000 Waldorfeinrichtungen in aller Welt, Taz, 11. Mai 1996
- ↑ Dierk Jensen: Im Notfall: Pädagogik. In: Die Tageszeitung: taz. 19. Oktober 2019, ISSN 0931-9085, S. 31 (taz.de [abgerufen am 19. Dezember 2022]).
Personendaten | |
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NAME | Ruf, Bernd |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Waldorfpädagoge und Begründer der Notfallpädagogik und des Parzival-Zentrums in Karlsruhe |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1954 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
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