CSR 26001:2018 Gesellschaftliche Verantwortung – Anforderungen
Der internationale Management Standard CSR 26001:2018 „Gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen – Anforderungen“ ist ein weltweiter Standard zur Zertifizierung von Managementsystemen im Bereich soziale und gesellschaftliche Verantwortung.
Geschichte und Hintergrund[Bearbeiten]
COPOLCO[1], das Komitee für Verbraucherpolitik der internationalen Standardisierungsorganisation, kurz ISO[2], wurde bereits im Jahr 1979 gegründet. Als "Think Tank" für Verbraucherfragen bei der ISO berichtet dieses Komitee direkt an den ISO-Rat. Die Aufgabe des ISO/COPOLCO ist es, den Beitrag der Verbraucher zur politischen und technischen Arbeit der ISO zu fördern, d. h. die Arbeit zu erleichtern und Verbrauchern auf der ganzen Welt zu helfen, von der internationalen Normung zu profitieren. COPOLCO fungiert als sog. Frühwarnsystem für Markttrends und bündelt die Anschichten der Nutzer von Waren und Dienstleistungen. Es bringt aufkommende Themen in die Normung ein. Bekanntestes Beispiel ist ISO 26000, Leitfaden zur sozialen Verantwortung für Organisationen, den COPOLCO 2002 vorgeschlagen hat.
Auf der internationalen Konferenz der ISO vom 21. und 22. Juni 2004 in Stockholm mit 355 Teilnehmern aus 66 Ländern[3] wurde vorgeschlagen, eine neue Arbeitsgruppe einzurichten mit dem Ziel, einen internationalen Standard zur sozialen Verantwortung zu entwickeln. Mit der Führung dieser Arbeitsgruppe ISO/TMB WG "Social Responsibility" wurden die Normungsinstitute Brasiliens (ABNT[4]) und Schweden (SIS[5]) beauftragt[6]. In fünfjähriger Arbeit mit 450 Experten aus 99 Ländern wurde der Leitfaden ISO 26000:2010 Guidance on social responsibility[7] in einem Multi-Stakeholder-Ansatz entwickelt, wobei die Experten sechs unterschiedliche Anspruchsgruppen vertraten: Konsumenten, Behörden, Wirtschaft, Erwerbstätige, Nichtregierungsorganisationen (NROs), sowie Dienstleistung, Beratung, Forschung, Wissenschaft uns sonstige. Darüber hinaus wurden besondere Vorkehrungen getroffen, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sowie zwischen den Geschlechtern in den Gruppen zu erreichen, die den Inhalt dieser Norm erarbeitet haben. Im Jahr 2010 wurde die Norm, nachdem fast 25000 schriftliche Kommentare geklärt waren, im Konsens veröffentlicht. Die Norm enthält über 400 Empfehlungen an Unternehmen oder Organisationen, die ihren Beitrag zu einer nachhaltigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung verbessern wollen. Die Norm ISO 26000:2010 „Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung“ wurde als Leitfaden angelegt, der die strategische Planung und Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung erleichtern soll. Die Norm beschreibt keine Anforderungen. Die aktuelle Ausgabe dieser Norm weist ausdrücklich darauf hin, dass die ISO 26000:2010 keine Managementsystemnorm (wie zum Beispiel ISO 9001 und/oder 14001) ist und weder für Zertifizierungszwecke noch für gesetzliche oder vertragliche Anwendungen vorgesehen und auch nicht geeignet ist. Es wäre eine Fehlinterpretation der Absicht und des Zweckes dieser internationalen Norm, Zertifizierungen gemäß ISO 26000 anzubieten, bzw. zu behaupten, gemäß ISO 26000 zertifiziert zu sein.
Zu dieser Zeit war ein anderer Sozial-Standard, der privatwirtschaftlich entwickelte Standard SA 8000 zur Zertifizierung von Organisationen bereits weltweit etabliert[8]. Die 1997 gegründete Social Accountability International (SAI) ist eine globale Nichtregierungsorganisation, die sich für die Menschenrechte bei der Arbeit einsetzt. Die Vision der SAI ist menschenwürdige Arbeit überall – getragen von dem Verständnis, dass sozial verantwortliche Arbeitsplätze der Wirtschaft zugutekommen und gleichzeitig die grundlegenden Menschenrechte sichern. Die SAI befähigt Arbeitnehmer und Manager auf allen Ebenen von Unternehmen und Versorgungsketten, indem sie ihren branchenübergreifenden SA8000-Standard sowie Social Fingerprint® einsetzt und Zertifikate vergibt. Dieser Standard ist weltweit etabliert und anerkannt.
Vor diesem Hintergrund entwickelte eine Arbeitsgruppe der QSCert Deutschland einen Standard, welcher die "erstrebenswerten beispielhaften Anwendungen" der ISO 26000:2010[9] genauso berücksichtigt, wie die Anforderungen der SA 8000. Weitere Kriterien wie z. B. Global Reporting Initiative (GRI)[10], Global Compact[11], Deutscher Nachhaltigkeitskodex[12], International Labour Organization (ILO)[13] wurden studiert und als Grundlage herangezogen. Das Ergebnis ist die erste öffentliche Version dieses Standards im Jahr 2018[14]
Standard CSR 26001:2018[Bearbeiten]
Inhalt/Anforderungen/Kriterien[Bearbeiten]
Die Abschnittsreihenfolge wurde der Grundstruktur für Managementnormen („High Level Structure“) angeglichen, um die Kompatibilität mit anderen Managementnormen, z. B. ISO 9001[15] und ISO 14001[16] zu erleichtern.
Der Inhalt gliedert sich in 10 Kapitel.
Die Kapitel 1 bis 3 beinhalten den Anwendungsbereich, normative Verweisungen, sowie Begriffe und Definitionen.
Die Kapitel 4 bis 10 sind gegliedert in die Bereiche Führung und Verantwortung, Planung, Unterstützung, Betrieb und Beschäftigungsverhältnisse, Bewertung der Leistung, Internes Audit, Managementbewertung, sowie stetige Verbesserung.
Die Kernthemen sind:
- Unternehmensführung,
- Umwelt,
- Menschenrechte,
- Arbeitspraktiken,
- Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken,
- Konsumentenanliegen,
- Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft.
Der Anhang A gliedert sich in 8 Handlungsfelder:
- Gebührende Sorgfalt,
- Menschenrechte in kritischen Situationen,
- Mittäterschaft vermeiden,
- Missstände beseitigen,
- Diskriminierung und schutzbedürftige Gruppen,
- Bürgerliche und politische Rechte,
- Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte,
- Grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit.
Der Aufbau eines kombinierten Managementsystems nach ISO 9001 und/oder ISO 14001 mit dieser Norm ist empfehlenswert.
Zertifizierung[Bearbeiten]
Es wird von der QSCert Deutschland ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser Management Standard nicht unter die Akkreditierung gemäß ISO/IEC 17021:2015[17] fällt. Eine Zertifizierung ist ausschließlich als freiwillige, strategische Entscheidung von Organisationen und Unternehmen anzusehen.
Die Zertifizierung kann über die Webseite QSCert Deutschland beantragt werden.
Weblinks / Literatur/Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ About ISO/COPOLCO. In: https://www.iso.org. ISO, abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ ISO. Abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ ISO Konferenz Stockholm. In: iso.org. ISO, abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ ABNT. In: http://www.abnt.org.br/. Wikipedia, abgerufen am 27. Mai 2020.
- ↑ SIS. Abgerufen am 27. Mai 2020 (Kiswahili).
- ↑ ISO Konferenz Stockholm. In: https://isotc.iso.org. Abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ ISO 26000 Standard. In: beuth.de. ISO DIN, November 2010, abgerufen am 27. Mai 2020 (deutsch, /, english).
- ↑ SAAS. SAI New York, abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ Wiki ISO 26000. Wikipedia, abgerufen am 27. Mai 2020.
- ↑ GRI. Abgerufen am 27. Mai 2020 (english).
- ↑ Global Compact Website. Abgerufen am 27. Mai 2020.
- ↑ DNK. Abgerufen am 27. Mai 2020.
- ↑ ILO. ILO Genf, abgerufen am 27. Mai 2020.
- ↑ Josef R. Marte: CSR 26001 Website. Josef R. Marte, 12. Dezember 2018, abgerufen am 27. Mai 2020 (deutsch, /, english).
- ↑ iso 9001. beuth verlag, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ iso 14001. beuth verlag, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ ISO 17021. ISO, 1. Juni 2015, abgerufen am 27. Mai 2020.
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