Managementphilosophie
Anscheinend die Privattheorie von Hans Ulrich. Eine ernstzunehmende Rezeption der Begrifflichkeit scheint nicht stattzufinden. Am nächsten kommt noch das englische "Management fad" (Managementmode) aber das ist deutlich despektierlich. Eine Rückfrage bei den Kollegen in der Wirtschaft am 17. September 2021 (hier) führte zu keinem Ergebnis. Die Neutralität wird seit 2006 bezweifelt. Der Zweifel konnte seither nicht ausgeräumt werden. --Yotwen (Diskussion) 15:02, 23. Nov. 2021 (CET)
Als Managementphilosophie definiert Hans Ulrich[1] die grundlegenden Einstellungen, Überzeugungen, Wertvorstellungen, welche das Denken und Handeln der maßgeblichen Führungskräfte in einer Unternehmung beeinflussen.
Dieser ernstzunehmenden Definition steht eine ironisch verwendete Definition gegenüber. Diese bezeichnet Management-Moden. Seit den 1980er Jahren ist ein rasant wachsender Markt von Management-Ratgeberliteratur entstanden, in dem weltweit jährlich Millionen von Büchern verkauft werden, die im Wesentlichen folgende Frage behandeln: "Was ist in Organisationen zu tun, wenn ...". Viele dieser Ratgeber wurden als neue Managementphilosophie vermarktet. Managementphilosophie oszilliert dabei zwischen Scharlatanerie und praktischer Philosophie als Gegenmittel gegen Bürokratisierungstendenzen von Organisationen.
Kritische Analysen sehen fünf Problemfelder:
- Managementphilosophie verhindere die Professionalisierung des Managements, da sie alter Wein in neuen Schläuchen sei;
- Managementphilosophie produziere nur heiße Luft, sie sei trivial, kurzlebig und modeorientiert;
- Managementphilosophie sei vor allem ein lukratives Geschäft und als solche unseriös;
- Managementphilosophie widerspreche sich laufend und stelle somit eine Todespille der Logik dar;
- Managementphilosophie dereguliere mit ihren bisweilen radikalen Konzepten historisch gewachsene Strukturen der Arbeitsgesellschaft.[2]
Die bemerkenswerten Innovationen im Managementgenre durch Managementphilosophen werden inzwischen von einigen Wissenschaftlern "entdramatisiert" (Helmut Willke). Produktive Leistungen bestehen aus Sicht eines postklassischen Managementverständnisses, wenn man davon ausgeht, dass Entscheidungen nicht mehr nach einem Wahr/Falsch-Code entschieden werden können. Es wird dann zur Aufgabe einer injunktiv angelegten Managementphilosophie, immer wieder neue Konstruktionen an die Stelle der Unentscheidbarkeit zu setzen (Weber 2005). Die Schlagwortneigung vieler Managementphilosophen wird durchaus auch positiv gesehen oder als "eine Art Frühgeburt der Begriffe" (Norbert Bolz) verstanden, bei der es darum gehe, Managementtrends symbolisch zu verdichten, zu inszenieren und zu kommunizieren. Dirk Baecker sieht in der Managementphilosophie eine Philosophie der Injunktionen, also Aufforderungen, die nicht auf eine theoretische, sondern auf eine praktische Reflexion zielen.[3]
Quellen und Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Hans Ulrich, Management, Gesammelte Aufsätze, Bern, 1984, S. 312.
- ↑ siehe Winfried W. Weber, Innovation durch Injunktion, Göttingen, Verlag Sordon, 2005, S. 44–49 und S. 80–92
- ↑ siehe Dirk Baecker, Organisation als System, Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag, 1999, S. 218
Literatur[Bearbeiten]
- Dirk Baecker, Was tut ein Berater in einem selbstorganisierten System?, in: ders.: Organisation und Management, Frankfurt/Main, Suhrkamp Verlag 2003
- Dirk Baecker, Organisation als System, Frankfurt/Main, Suhrkamp Verlag, 1999
- Norbert Bolz :, Komplexität und Trendmagie, in: H.W. Ahlemeyer, R. Königswieser: Komplexität managen, Frankfurt am Main, 1997, ISBN 3-409-19316-2
- Andrzej Huczynki, Management Gurus. What makes them and how to become one. London, 1993, ISBN 1-86152-021-2
- John Micklethwait, Adrian Wooldridge, Witch Doctors. Making sense of the management gurus. New York, 1996, ISBN 0-7493-2670-0
- Winfried W. Weber, Innovation durch Injunktion Göttingen, Verlag Sordon, 2005, ISBN 3-9810228-0-7
Weblinks[Bearbeiten]
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