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Freie Hand im Osten

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Freie Hand im Osten war ein zeitgenössisches politisches Schlagwort für die nationalsozialistische Außenpolitik, um von den Westmächten Akzeptanz für das in Hitlers Mein Kampf formulierte Ziel der Eroberung von Lebensraum im Osten zu erhalten.

Allgemein[Bearbeiten]

Hitlers gesamte Bündnispolitik lief auf den Erhalt einer „freien Hand“ im Osten aus. Als Steigbügelhalter umwarb Hitler England und Italien, die sich in ihre imperialen Sphären ausdehnen sollten, wenn sie Deutschland im Osten das gleiche Recht gewähren würden.[1] Laut Klaus Hildebrand bildeten die deutsche Akzeptanz der englischen „Dominanz zur See“ und die im Gegenzug zu gewährende Politik der „freien Hand nach Osten“ den „Grund-Plan“ seiner angestrebten britisch-deutschen Partnerschaft.[2]

In seinem Buch „Der Zukunftsweg einer deutschen Aussenpolitik“ schrieb Alfred Rosenberg 1927:

„Deutschland bietet England bei gesicherter Rückendeckung im Westen und freier Hand im Osten: [...] Verhinderung der Antikolonialbewegung, Niederkämpfung des Bolschewismus in Zentraleuropa.“[3]

In einem Gespräch am 11. September 1933 mit Hans-Heinrich Dieckhoff sprach Lord G. Lloyd über sein „Lieblingsthema“ der „Boykottierung und Abdrosselung von Sowjetrussland“ und bot Deutschland „Russland für die deutsche wirtschaftliche und völkische Expansion“ an. „jede andere Expansion, insbesondere nach Kolonialgebieten in Afrika“ werde „Deutschland in ernste Schwierigkeiten bringen.“[4]

In einem Kommentar zum deutschen Einmarsch ins Rheinland schrieb die Neue Zürcher Zeitung 1936:

„Die militärischen Erwägungen gaben den Ausschlag. Sie sind bedingt durch die nach Osten orientierte Aussenpolitik. Freie Hand im Osten bedeutet aber die Notwendigkeit eines Schutzwalles im Westen. Zu diesem Zwecke musste die Entmilitarisierung fallen.“[5]

Bei seiner Ankunft als neuer Botschafter in London am 26. Oktober 1936 hielt Joachim von Ribbentrop im Victoria-Bahnhof vor Journalisten eine Rede, in der er den Bolschewismus in Russland als „Weltpest“ bezeichnete, die ausgerottet werden müsse, und gegen eine „freie Hand im Osten wäre Hitler bereit, jedes Bündnis mit England zu schließen“.[6]

Der polnische Botschafter in London Raczynski schrieb am 29. November 1938 nach Warschau, dass Premierminister Neville Chamberlain auf dem Standpunkt stehe, „Deutschland grundsätzlich freie Hand in Osteuropa zu lassen“.[7] Laut Oswald Hauser spielten „manche Politiker“ Englands mit dem Gedanken, „sich selbst Handlungsfreiheit und Ruhe dadurch zu bewahren, daß man Hitler im Osten freie Hand ließ“. So äußerte Stanley Baldwin:

„Wir alle kennen den deutschen Wunsch, wie er [Hitler] ihn in seinem Buch dargelegt hat, sich nach Osten zu wenden. Wenn er nach Osten geht, wird mir das Herz nicht brechen [...] Wenn es in Europa Kämpfe gibt, wäre es mir am liebsten, wenn die Bolschewisten und die Nazis sie führten“[8]

Hitler äußerte am 11. August 1939 gegenüber Carl Jacob Burckhardt auf dem Berghof:

„Vor allem will ich vom Westen nichts, heute nicht und nicht morgen. Ich wünsche nichts von den dichtbesiedelten Regionen der Welt. Hier suche ich nichts und ein für allemal: gar nichts. All die Ideen, die mir die Leute zuschreiben, sind Erfindungen. Aber ich muß freie Hand im Osten haben.“[9]

Dieser Satz gilt heute als nachträgliche Erfindung Burckhardts aus den 1950er Jahren.[10]

Forschung[Bearbeiten]

Nach marxistisch-leninistischer Geschichtsschreibung wollte Chamberlain mit seiner Appeasement-Politik gestützt um die Kreise um den Cliveden Set und die Anglo-German Fellowship Hitler die „Freie Hand im Osten“ geben. Als Beweise gelten u. a. die Wohlthat-Gespräche, das Düsseldorfer Abkommen, die Auslieferung des tschechoslowakischen Goldschatzes und der Komische Krieg, den die Westmächte führten. Die Britisch-französische Garantieerklärung war in der marxistisch-leninistischen Geschichtsschreibung nur durch die antifaschistische Haltung der Volksmassen erzwungen. [11]

Nach westlicher Geschichtsschreibung waren die Westmächte dazu nie bereit.[12] Laut Manfred Messerschmidt wiesen im Jahr 1936 die Berichte der deutschen Botschaft in London mehr und mehr auf die Unmöglichkeit „eines deutsch-englischen Arrangements auf der Basis einer freien Hand im Osten hin“. Seit 1936 hoffte man daher darauf, dass wachsende deutsche Stärke und außenpolitischer Druck „Deutschland freie Hand im Osten“ bringen würden.[13] Walther Hofer datiert den Zeitpunkt, an dem Hitler erkannte, dass er die englische Freundschaft zu seinen Bedingungen „Anerkennung der Hegemonie in Europa durch ‚freie Hand im Osten’“ nicht bekommen würde, auf den Herbst 1937.[14] Laut Rolf-Dieter Müller diente die Krieg mit Großbritannien nicht dazu, das Empire zu zerstören, sondern sollte London mit militärischen Mitteln dazu gezwungen werden, die deutsche Vorherrschaft auf dem Kontinent anzuerkennen und Deutschland „freie Hand nach Osten“ zu gewähren.[15] Auch Hans-Ulrich Thamer schreibt:

„Das aber bedeutete, dass er [Hitler] seine außenpolitische Planung unter dem Eindruck der britischen Weigerung, Deutschland im Osten freie Hand zu lassen, verändert hatte. Der programmatisch fixierte Lebensraumkrieg gegen die Sowjetunion sollte erst dann geführt werden, wenn in einem 'Zwischenkrieg' der Widerstand des Westens endgültig gebrochen sei.“[16]

Für Hermann Graml war Chamberlain frei von der Absicht, „Deutschland gegen die Sowjetunion zu lenken oder Hitler wenigstens freie Hand im Osten zu geben“, aber seine Appeasement-Politik stärkte das Dritte Reich zunehmend wirtschaftlich, politisch und militärisch, hatte jedoch auch den unbeabsichtigten Nebeneffekt, dass sie Hitlers wirkliche Ziele entlarvte.[17]

Gottfried Niedhart meint das Ribbentrop bei seiner Rede auf dem Victoria-Bahnhof hätten wissen müssen das seine Ausführungen kaum eine positive Reaktion haben konnten und ihm sei es nicht gelungen Hitlers Wunsch nach „freier Hand in Osteuropa den Mantel des Antibolschewismus umzuhängen“[18]

Anthony Adamthwaite meint, dass die Appeasement-Politik Hitler in dem Glauben bestärken musste, er habe in Mittel- und Osteuropa „freie Hand“. Weiterhin schreibt er, dass es die Ansicht gibt, dass „Hitler hätte freie Hand im Osten bekommen sollen“. Ein Ribbentrop-Halifax-Pakt hätte das britische Empire retten können und Deutschland und die Sowjetunion hätten sich gegenseitig aufgerieben.[19]

Literatur[Bearbeiten]

  • André Scherer: Le problème des ‚mains libres á l'est’. In: Revue d'histoire de la deuxième guerre mondiale 32/1958. (Deutsch: Das Problem der ‚freien Hand’ im Osten)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Rainer F. Schmidt: Die Aussenpolitik des Dritten Reiches. Stuttgart 2002, S. 120.
  2. Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933-1945. Stuttgart 1976, S. 31.
  3. Zit.n. Lew A. Besymenski: Generale ohne Maske. Berlin 1963, S. 42.
  4. Wolfgang Michalka: Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik. München 1980, S. 80.
  5. Walther Hofer, Herbert R. Reginbogin: Hitler, der Westen und die Schweiz. Zürich 2001, S. 131.
  6. Schmidt: Aussenpolitik. S. 208.
  7. Gottfried Niedhart: Grossbritannien und die Sowjetunion. München 1972, S. 243.
  8. Oswald Hauser: England und das Dritte Reich. Stuttgart 1972, S. 247.
  9. Zit. n.: Schmidt: Aussenpolitik. S. 341 f.
  10. Rainer A. Blasius: Rezension: Sachbuch: Der Fälscher und die Dame. In: faz.net, 3.März 1999.
  11. Gerhard Förster u.a.: Der zweite Weltkrieg. Berlin 1974, S. 40.
  12. Andreas Hillgruber: Zur Entstehung des Zweiten Weltkrieges. Forschungsstand und Literatur. Düsseldorf 1980, S. 32.
  13. Manfred Messerschmidt: Außenpolitik und Kriegsvorbereitung . In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs. Frankfurt am Main 1989, S. 745 und 751.
  14. Walther Hofer: „Entfesselung“ oder „Ausbruch“?. In: Gottfried Niedhart (Hrsg.): Kriegsbeginn 1939. Darmstadt 1976, S. 481 f.
  15. Rolf-Dieter Müller: Der Feind steht im Osten. Berlin 2011, S. 171.
  16. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt: Deutschland 1933–1945 .Berlin 1986, S. 585. Zit. n.: Andreas Krämer: Hitlers Kriegskurs, Appeasement und die >Maikrise< 1938. Berlin 2014, S. 22.
  17. Hermann Graml: Europas Weg in den Krieg. München 1990, S. 100.
  18. Gottfried Niedhart: Grossbritannien und die Sowjetunion. München 1972, S. 228.
  19. Anthony Adamthwaite: Großbritannien und das Herannahen des Krieges. In: Klaus Hildebrand, Jürgen Schmädeke, Klaus Zernack: 1939 - An der Schwelle zum Weltkrieg. Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges und das internationale System. Berlin/New York 1990, S. 197 und 213.

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