Horst Freiherr von Luttitz (Marine)
Ernst Alexander Horst Freiherr von Luttitz (* 17. Juni 1917 in Oschatz; † nach 2010) war ein deutscher Marineoffizier der Kriegsmarine, zuletzt Kapitänleutnant zur See, Torpedobootkommandant und Romanautor.
Leben[Bearbeiten]
Von Luttitz wurde 1917 im sächsischen Oschatz geboren. Seine Mutter stammte aus dem Hause Wilding von Königsbrück, sein Großvater war der Generalmajor Horst von Luttitz. Seine Schwester war die Schriftstellerin Marie-Luise von Luttitz und sein Schwager der Politiker Otto Bernhard. Später wurde er Herr des Gutes Niederaltenburg.
Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten]
Horst Freiherr von Luttitz gehörte der Crew 37 A mit Einstellungsjahrgang 1. April 1937 an.[1] Um 1940 diente er in der Luftwaffe als Pilot und Bomberkommandant.[2][3] U. a. beim Luftangriff The Blitz nahm er Pervitin. Im Rahmen der 2010 in der Arte ausgestrahlten Fernsehdokumentation Schlaflos im Krieg und nochmals 2014 im MDR als Die Wunderpille der Wehrmacht ausgestrahlt berichtete er über seine Erfahrungen mit der Droge.[4]
Ab Juli 1942 diente er bis Januar 1943 als 1. Wachoffizier auf dem Torpedoboot Jaguar und wurde anschließend mit Unterbrechungen bis September 1943 dessen Kommandant. Von September 1943 bis Februar 1944 führte er das Torpedoboot T5. Von März 1944 bis zum Untergang durch einen Torpedotreffer am 23. Mai 1944 war er Kommandant der Greif[5][6] , welches u. a. im Ärmelkanal operiert hatte. In dieser Position wurde er am 1. April 1944 vom Oberleutnant zur See zum Kapitänleutnant befördert. Ab August 1944 übernahm er das Kommando des neu in Dienst gestellten Torpedoboots T 34, welches aber bereits am 20. November 1944 durch eine vom sowjetischen U-Boot L-3 gelegten Mine vor Kap Arkona versenkt wurde.[7] Anschließend war er bis zum Kriegsende Kommandant des Torpedoboots T 19[8] mit welchem er kurz vor Kriegsende an einer Evakuierungsmission von Flüchtlingen von der Halbinsel Hela nach Kopenhagen teilnahm.
Nachkriegszeit[Bearbeiten]
Horst von Luttitz war ein enger Freund von Oskar Kusch. Eine Aussage von von Luttitz zu Kusch’ Verhalten ist überliefert:
„Er war nicht bereit, Wahrheit gegen Lüge zu tauschen!"[9]
Von Luttitz behielt nach der Erschießung von Kusch Teile des Nachlasses und später auch den Nachlass von Kusch’ Vater Oskarheinz Kusch. Aus diesem wurden später u. a. Zeichnungen aus der Gefängniszeit von Kusch öffentlich ausgestellt.[10] [11] Weitere Zeichnungen wurden durch von Luttitz unter dem Pseudonym Walter Klenck 1987 in einem Roman veröffentlicht.[1] Darin schildert er die eigenen Kriegserlebnisse seiner Luftwaffen- und Marinezeit (im Roman als Graf Torra) und die seines Freundes und Crewkameraden Kusch[12] (im Roman als Oskar Burk[13]) einschließlich der Ereignisse, welche sich aus dem Urteil der Wehrkraftzersetzung ergaben. Dieser Roman ist in der geschichtlichen Betrachtung zentral mit dem Fall Kusch als Widerstand gegen das NS-Regime verbunden [14][15][16][17][18] und international beachtet. Von fünf über Veröffentlichungen dokumentierten Zeichnungen aus dem von von Luttitz verwalteten Nachlass, ist „Erschießung“ (ein Erschießungskommando trifft eine im Vordergrund des Bildes stehende Person, Mai 1944) als Motiv z. B. als Buchcover bei Heinrich Walle oder in der u. g. Ausstellung bekannt. Die ebenfalls aus dem Nachlass kommende Zeichnung „Die Schachspieler“ wurde u. a. 1949 in den Aachener Nachrichten und 1957 in einem Buch veröffentlicht.[19]
Ebenfalls im Nachlass, welcher Horst von Luttitz besaß, waren die Unterlagen des Vaters über dessen Versuche, die Richter seines Sohnes vor Gericht zu stellen und eine Rehabilitation zu erreichen.[20] Der Nachlass wurde auch später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, z. B. für die Erstellung der Wanderausstellung „’Was damals Recht war…’ Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas wobei der größte Teil der Exponate zu Oskar Kusch aus dem von von Luttitz verwalteten Nachlass stammen.[21]
Inwieweit er auch der Autor der Bücher Enten und Gänse halten (Ulmer, 1987) oder Lieber Mitmensch: Briefe an alle (C. A. Starke, 1997) ist, lies sich noch nicht zweifelsfrei feststellen. Allerdings ist bekannt, daß von Luttitz die Wirtschaft des Gutes Niederaltenburg von Kuhhaltung auf Entenzucht umstellte.[22] Ein Nachfahre, Eckart Freiherr von Luttitz (Ehemann von Uschi Dämmrich von Luttitz), wurde als Entenbaron bezeichnet.[23]
Werk[Bearbeiten]
- als Walter Klenck: Wer das Schwert nimmt: Erleben im Luft- und Seekrieg, 1940–1945. Universitas, 1987 (in weiterer Auflage: 1993) und bei Ullstein 1989, 1991.
Literatur[Bearbeiten]
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Band 69, Perthes, 1919, S. 588+589.
- Genealogisches Handbuch des Adels. C. A. Starke, 1978, S. 221.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Heinrich Walle: Die Tragödie des Oberleutnants zur See Oskar Kusch. Franz Steiner Verlag, 1995, ISBN 978-3-515-06841-3, S. 16 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Jean-François Caron: A theory of the super soldier: The morality of capacity-increasing technologies in the military. Oxford University Press, 2018, ISBN 978-1-5261-1778-6, S. 81 (google.de [abgerufen am 20. Juni 2019]).
- ↑ Clay Blair: Hitler's U-Boat War: The Hunted 1942-45. Orion, 2012, ISBN 978-0-297-86622-0 (google.de [abgerufen am 20. Juni 2019]).
- ↑ mdr.de: Pervitin, die Droge, mit der Hitlers Soldaten in den Krieg zogen | MDR.DE. Abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wolfgang Harnack: Die deutschen Flottentorpedoboote von 1942 bis 1945: Entwicklungsgeschichte, technische Daten, Chronik der Einsätze. E.S. Mittler & Sohn, 31. Oktober 2004, S. 21 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Egbert Thomer: Torpedoboote und Zerstörer: eine Bildchronik aus zwei Weltkriegen. G. Stalling, 1964, S. 76 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Wolfgang Harnack: Die deutschen Flottentorpedoboote von 1942 bis 1945: Entwicklungsgeschichte, technische Daten, Chronik der Einsätze. E.S. Mittler & Sohn, 31. Oktober 2004, S. 42 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Egbert Thomer: Torpedoboote und Zerstörer: eine Bildchronik aus zwei Weltkriegen. G. Stalling, 1964, S. 78 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Heribert Ostendorf, Uwe Danker: Die NS-Strafjustiz und ihre Nachwirkungen. Nomos, 2003, ISBN 978-3-8329-0136-3, S. 63 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Heinrich Walle: Die Tragödie des Oberleutnants zur See Oskar Kusch. Franz Steiner Verlag, 1995, ISBN 978-3-515-06841-3, S. 15 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Gerhard Paul: Landunter: Schleswig-Holstein und das Hakenkreuz. Westfälisches Dampfboot, 2001, ISBN 978-3-89691-507-8, S. 269 (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Werner Rahn: Deutsche Marinen im Wandel: Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit. Oldenbourg Verlag, 2009, ISBN 978-3-486-59464-5, S. 500 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Werner Rahn: Deutsche Marinen im Wandel: Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit. Oldenbourg Verlag, 2009, ISBN 978-3-486-59464-5, S. 502 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Francis R. Nicosia, Lawrence D. Stokes†: Germans Against Nazism: Nonconformity, Opposition and Resistance in the Third Reich: Essays in Honour of Peter Hoffmann. Berghahn Books, 2015, ISBN 978-1-78238-816-6, S. 343 (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Clay Blair: Hitler's U-Boat War: The Hunted 1942-45. Orion, 2012, ISBN 978-0-297-86622-0 (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Maria Zenner: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus: eine interdisziplinäre didaktische Konzeption zu seiner Erschliessung. Brockmeyer, 1989, ISBN 978-3-88339-775-7, S. 298 ff. (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Germany Militärgeschichtliches Forschungsamt: Aufstand des Gewissens: Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933 - 1945. Mittler, 2000, ISBN 978-3-8132-0708-8, S. 509 (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Jürgen Schlemm: Der U-Boot-Krieg 1939-1945 in der Literatur: eine kommentierte Bibliographie. Elbe-Spree-Verlag, 2000, ISBN 978-3-931129-24-8, S. 92 (google.de [abgerufen am 29. Mai 2019]).
- ↑ Arno Klönne: Gegen den Strom: Bericht über den Jugendwiderstand im Dritten Reich. Vorkämpfer-Verlag, 1957, S. 142 (google.de [abgerufen am 15. Juni 2019]).
- ↑ Heinrich Walle: Die Tragödie des Oberleutnants zur See Oskar Kusch. Franz Steiner Verlag, 1995, ISBN 978-3-515-06841-3, S. 224 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Ulrich Baumann, Magnus Koch: "Was damals Recht war ...": Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht. Bebra, 2008, ISBN 978-3-89809-079-7, S. 257 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2019]).
- ↑ Gut Niederaltenburg / Unsere Geschichte https://www.niederaltenburg.de/unsere-geschichte
- ↑ in: Stephanie von Luttitz ist neue BDKJ-Vorsitzende https://www.merkur.de/lokales/region-holzkirchen/stephanie-luttitz-neue-bdkj-vorsitzende-6082778.html
Personendaten | |
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NAME | Luttitz, Horst Freiherr von Luttitz |
ALTERNATIVNAMEN | Luttitz, Ernst Alexander Horst Freiherr von Luttitz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Marineoffizier in der Kriegsmarine, Torpedobootkommandant und Romanautor |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1917 |
GEBURTSORT | Oschatz |
STERBEDATUM | nach 2008 |
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