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Witilo von Griesheim

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Witilo Hans-Carl Hugo Günther von Griesheim (* 16. Dezember 1903 in Falkenburg i. Pom.; † 30. April. 1995[1][2] in München) war ein deutscher Ministerialbeamter. In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs leitete er die Ausweichstelle des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes in Degenershausen bei Ermsleben, deren mehrere hunderttausend Dokumente umfassenden Bestand er bei Kriegsende befehlswidrig nicht vernichtete, sondern an die Amerikaner übergab.

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten]

Er entstammte dem Adelsgeschlecht Griesheim, Familienlinie Dörnfeld-Netzschkau, und wurde auf dem pommerschen Schloss Falkenburg geboren. Seine Eltern waren der Rittergutsbesitzer und Politiker Kurt von Griesheim und dessen Gemahlin Carola, geborene Freiin von Dörnberg (1877–1969). Als Kind besuchte Griesheim das Dom- und Realgymnasium in Kolberg, die Hermann-Lietz-Schulen in Haubinda/Thüringen und Bierbstein sowie die Oberrealschule in Köslin. Im Herbst 1924 bestand er das Abitur. Anschließend studierte er Naturwissenschaften, Jura und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Heidelberg, der Universität Innsbruck und an der Technischen Hochschule München. Zu Ostern 1930 bestand er die Diplom-Wirtschafterprüfung. Im Dezember 1931 wurde er mit einer Arbeit über die Selbsthilfe der pommerschen Landwirtschaft als Mittel zur Hebung des Absatzes ihrer Milchprodukte insbesondere der Butter in Insbruck zum Dr. rer. pol. promoviert.

Von Ostern bis Herbst 1932 war Griesheim Volontär bei der Telefunken Gesellschaft für Drahtlose Telegraphen m.b.H. in Berlin. Von Frühjahr 1933 bis Frühjahr 1934 unternahm er ausgedehnte Reisen nach London und Paris. Während dieser Zeit trat er zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.567.210).[3]

Von März 1934 bis Herbst 1935 war Griesheim beim Wehrpolitischen Amt der NSDAP beschäftigt. Anschließend wechselte er in die Dienststelle Ribbentrop, einer von Joachim von Ribbentrop geschaffenen und geleiteten Organisation, die sich mit Genehmigung Adolf Hitlers parallel zum offiziellen Auswärtigen Amt mit außenpolitischen Fragen befasste und dabei mit diesem um den maßgeblichen Einfluss in Fragen der Außenpolitik im NS-Staat konkurrierte. Von November 1937 bis August 1938 unternahm Griesheim im Auftrag dieser Dienststelle eine Afrikareise. Griesheim war zu diesem Zeitpunkt mit seinen Eltern bereits lange Mitglied der Landesabteilung Pommern[4] der Deutschen Adelsgenossenschaft.

Zum 31. Mai 1939 trat Griesheim mit einem Dienstvertrag als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in das Auswärtige Amt ein, an dessen Spitze Ribbentrop seit dem Frühjahr 1938 stand. In diesem wurde er in der Nachrichten- und Presseabteilung verwendet. Seit dem 17. Dezember 1939 war er im Referat XII (Nachrichtendienst) tätig, gefolgt von Tätigkeit im Referat V (Frankreich, Luxemburg, Belgien, Holland, Schweiz). Seit 1942 war Griesheim im Bereich "Politisches Archiv und Historisches Referat" in der Personal- und Verwaltungsabteilung tätig.

In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs leitete Griesheim die Ausweichstelle des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes in Degenershausen bei Ermsleben. Den kurz vor Ende des Krieges erteilten Befehl, sämtliche Akten des Archivs, zu zerstören, ignorierte er. Um eine Ausführung vorzutäuschen verbrannte er eine größere Menge alter Zeitungen. Stattdessen übergab er die mehrere hunderttausend Dokumente fassende Aktensammlung des Schriftgutes des Auswärtigen Amtes für die Jahre 1871 bis 1945 an die Amerikaner.[5] Unter dem so in die Hände der Alliierten gelangten Unterlagen befand sich u.a. der offizielle Schriftwechsel zwischen der Berliner Regierung und dem britischen Premierminister Neville Chamberlain in den Jahren 1938 und 1939, die Unterlagen zu den Verhandlungen über deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt im Jahr 1939 und ein Brief des französischen Marschalls Petain an Hitler mit der Bitte, Paris zu einer offenen Stadt zu erklären, um die Metropole vor der Zerstörung zu bewahren.[6]

In der Nachkriegszeit war Griesheim Korrespondent in Frankfurt am Main und dann Referent[7] im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn und zuletzt Pressereferent im Bundesministerium für Verkehr.[8]

Ehe und Familie[Bearbeiten]

Griesheim war verheiratet mit Martha Meurer (1911–1974). Das Ehepaar hatte eine Tochter und einen Sohn.

Archivische Überlieferung[Bearbeiten]

In der Berliner Dienststelle des Bundesarchivs haben sich im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center eine Akte mit der Parteikorrespondenz der NSDAP zu Griesheim (R 9361-II/319522), eine Akte der Reichskulturkammer zu ihm (R 9361-V/20169) und ein Bogen der Parteistatistischen Erhebung von 1939 (R 9361-I/1005) zu ihm erhalten.

In der Dienststelle Bayreuth des Bundesarchivs befindet sich eine Akte zu einem Lastenausgleichsverfahren zugunsten Griesheims wegen seines nach Kriegsende enteigneten landwirtschaftlichen Vermögens in Falkenburg in Pommern aus der Nachkriegszeit (ZLA 1/11380667). Und in der Koblenzer Dienststelle wird eine Personalakte über Griesheim aus seiner Zeit im Dienst des Bundespresseamtes (PERS 101/60248) verwahrt.

Schriften[Bearbeiten]

  • Die Selbsthilfe der pommerschen Landwirtschaft als Mittel zur Hebung des Absatzes ihrer Milchprodukte insbesondere der Butter. Rother, Berlin 1931. (Dissertation).

Literatur[Bearbeiten]

  • Gerhard Keiper, Martin Kröger u. a. (Bearb.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes, Bd. 2 (G–K), Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 978-3-506-71841-9, S. 96.
  • Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A (Uradel). Band XXIV, Band 111 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1996, ISSN 0435-2408, ISBN 978-3-7980-0700-0, S. 89 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Walter v. Hueck, Christoph Franke, Klaus v. Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 111, Limburg an der Lahn 1996, S. 91.
  2. Traueranzeige, Süddeutsche Zeitung Nr. 101/1995 vom 3. Mai 1995.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11920894. Vgl. Der Begriff der NSDAP-Mitgliederkartei umfasst sowohl die "Zentralkartei" als auch die "Gaukartei", jeweils in den Beständen R 9361-VIII KARTEI und R 9361-IX KARTEI., Ehem. BDC (Berlin Document Center).
  4. Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1938. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels. In: DAG (Hrsg.): MV. LA Pommern. Abteilung 1 (DAG-Mitglieder mit Ahnennachweis bis 1750), v. Griesheim. Schlieffen-Verlag, Berlin 1941, S. 223 (d-nb.info).
  5. Astrid M. Eckert: Kampf um die Akten: die Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Archivgut nach dem Zweiten Weltkrieg. Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 978-3-515-08554-0, S. 78 f. (google.de [abgerufen am 26. Januar 2024]).
  6. Mary Ellen Reese: General Reinhard Gehlen. The CIA Connection, George Mason University Press, Fairfax 1990, S. 200. ISBN 0913969303.; Davir Tremain: Churchill's German Spy. Revelations on Appeasement, Operation Torch and Nazi Intelligence from Double Agent Harlequin, Pen & Sword History, Barnsley 2023. ISBN 978-1399053846.
  7. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.): 10 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Steiner Verlag, Wiesbaden 1959, S. 838 (google.de [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
  8. Angela Schwarz, Heiner Stahl: Kontaktzone Bonn: Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und die staatliche Öffentlichkeitsarbeit 1949–1969. Wallstein Verlag, Göttingen, 2023, ISBN 978-3-8353-8439-2, S. 195 (google.de [abgerufen am 26. Januar 2024]).


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