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Corps Curonia Goettingensis

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Curonias Wappen

Das Corps Curonia Goettingensis ist eine Studentenverbindung im Göttinger Senioren-Convent. Sieben alte deutsch-baltische Korporationen haben sie offiziell als Nachfolgeorganisation anerkannt.

Geschichte[Bearbeiten]

Curonia Goettingensis ist eine von heute noch vier deutsch-baltischen Studentenverbindungen. Während die Fraternitas Dorpatensis zu München und das Corps Concordia Rigensis jeweils nur eine Einzelverbindung weiterführen, wurde Curonia von elf Verbindungen gestiftet, die von den Universitäten in Dorpat, Riga, Moskau und Sankt Petersburg stammten. In Göttingen konnte Curonia bei ihrer Gründung an eine über 150-jährige Tradition kurländischer Studentenverbindungen anknüpfen. Sie wurde am 1. August 1959 von 210 Philistern elf verschiedener deutsch-baltischer Corps in Göttingen gestiftet:

  • Curonia Dorpat (gegründet 8. September 1808),
  • Estonia Dorpat (gegründet 7. September 1821[1]),
  • Livonia Dorpat (gegründet 20. September 1822),
  • Fraternitas Rigensis Dorpat (gegründet 21. Januar 1823),
  • Fraternitas Baltica Riga (gegründet 13. November 1865),
  • Baltonia-Gotonia Dorpat und Riga (gegründet 24. März 1872),
  • Corps Rubonia Riga (gegründet 18. Mai 1875),
  • Neobaltia Dorpat (gegründet 28. Mai 1879),
  • Fraternitas Academica Dorpat (gegründet 27. Mai 1881),
  • Fraternitas Marcomannia Riga später Moskau (gegründet 2. März 1902),
  • Fraternitas Normannia St. Petersburg später Dorpat (gegründet 23. November 1909).

Das Corps wurde am 8. Dezember 1959 in den Kösener Senioren-Convents-Verband aufgenommen. Im Turnus richtet es den Gesamtbaltischen Völkerkommers in Deutschland, Estland, Lettland und Polen aus[2].

Couleur[Bearbeiten]

Curonia ist ein Lebenscorps. Es führt die Farben grün-blau-weiß mit silberner Perkussion. Dazu wird ein grüner Deckel mit grün-blau-weißem Rand und einem silbern gesticktem Baltenstern getragen. Wie alle Göttinger Corps und alle Deutsch-Baltischen Studentenverbindungen tragen auch die Curonen kein Fuchsband, sondern einen Deckel ohne den grün-blau-weißen Rand.

Der Wappenspruch lautet in lettischer Sprache Draugs tam draugam! [3] Der Wahlspruch (aller Deutschbalten) ist In Treuen fest!

Die Farben stammen von der Uniform der Kurländischen Ritterschaft und der Landesbeamten im Gouvernement Kurland. Sie wurde von Katharina II. eingeführt und bestand aus einem grünen Rock mit hellblauem Kragen, silbernen Stickereien und Knöpfen. Damals trugen die Söhne bereits an der Universität die Uniform ihrer Väter.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

G. v. Buddenbrock, Senior der Landsmannschaft der Kurländer und Mitglied des Ordens ZN (1779)

In Göttingen ist bereits für 1772, 1777 und 1781 eine „Landsmannschaft der Kurländer“ nachweisbar. Bereits damals zeichneten sich die Kurländer als Landsmannschafter durch eine farblich gekennzeichnete Uniform aus. Sie trugen nach dem Siebenjährigen Krieg einen blauen Rock mit roten Unterkleidern, wobei Kragen, Rock und Weste gelb abgesetzt waren. Die Kokarde war weiß.[4] Für die Zeit von 1777–1779 werden Mitglieder der Landsmannschaft in den erhaltenen Conventsprotokollen der Hannoverschen Landsmannschaft namentlich benannt.[5] 1779 entstand in Göttingen die Silhouetten-Sammlung Schubert des Mitglieds der hannoverschen Landsmannschaft stud. jur. Carl Schubert aus Ratzeburg. In ihr sind die Schattenrisse einiger Chargierter der Kurländischen Landsmannschaft und ihrer Mitglieder wie dem späteren Adelsmarschall Johann Jakob von Patkul enthalten, bei denen teilweise auch deren Doppelmitgliedschaft im damals sehr einflussreichen Studentenorden ZN vermerkt ist.[6] Auch das aus Hamburg stammende ZN-Mitglied Piter Poel berichtet in seinen Erinnerungen an die Studentenzeit ab 1780 ausführlich von persönlichen Begegnungen mit Angehörigen der Landsmannschaft der Kurländer um ihren Senior v. Stackelberg und ihren Auseinandersetzungen und Duellen in Göttingen.[7] Wegen ihrer Duellfreudigkeit sind die Kurländer auch in den Göttinger Universitätsgerichtsakten des 18. Jahrhunderts häufiger verzeichnet.[8] 1798 verlangte Zar Paul I. von Russland die Heimkehr aller studentischen Untertanen von den deutschen Hochschulen, so dass der erste Balte in Göttingen erst wieder 1802 durch Eintragung des stud. E. von Budberg aus Kurland auf einem Stammbuchblatt mit Kurländerzirkel nachgewiesen ist.[9]

Kurländer in Dorpat und Göttingen[Bearbeiten]

Göttinger Kurländer von 1773

Als im Jahre 1802 die deutschsprachige Universität Dorpat (Estland) als damals einzige Hochschule in den Ostseegouvernements gegründet wurde, setzten auch viele in Göttingen studierende Kurländer ihr Studium in der Heimat fort. Diese traditionelle Verbindung zu Göttingen führte dazu, dass die Göttinger Fechtweise des beginnenden 19. Jahrhunderts weitgehend in das Baltikum übernommen und dort erhalten wurde. So wurde auch im Baltikum mit dem Korbschläger und nicht wie sonst in ostelbischen Gebieten mit dem Glockenschläger gefochten. Die Curonia Dorpat wurde schließlich 1808 in Dorpat gegründet.

Aber auch in Göttingen setzte sich die kurische Tradition fort. Später gab es hier im 19. Jahrhundert nacheinander sechs verschiedene Corps mit Namen Curonia, die von 1804 bis 1807, von 1810 bis 1812, von 1816 bis 1818, von 1820 bis 1821, von 1823 bis 1827 sowie im Jahre 1829 bestanden. Vom Sommersemester 1805 bis zum März 1806 hatte die erste Curonia den Curonischen Krieg in Göttingen durchzustehen, bei dem ihre Mitglieder aus der Studentenschaft 1400 Forderungen erhielten, die allerdings nicht alle ausgetragen wurden.[9] Alle diese Corps Curonia hatten die Farben grün-blau-weiß. Danach gab es für 130 Jahre kein Corps Curonia in Göttingen mehr; denn Nikolaus I. (Russland) hatte nach seiner Krönung 1825 die Studienmöglichkeiten in Deutschland für Studierwillige aus den Ostseegouvernements wiederum rigoros eingeschränkt. Dagegen blühte das Verbindungsleben im Baltikum auf. Die damals und später in Riga entstehenden deutschen wie auch die estnischen, lettischen, polnischen, russischen und jüdischen Korporationen orientierten sich mehr oder weniger am Beispiel der Curonia. Heutzutage wird die Curonia oft als die „Mutter aller baltischen Korporationen“ bezeichnet. [10][11]

In Dorpat wurden die Zeiten gegen Ende des 19. Jahrhunderts schwerer. Aufgrund der Russifizierung durfte ab den 1890er Jahren nur noch auf Russisch gelehrt werden. Viele berühmte deutsche Professoren verließen die Universität. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Estland unabhängig und die Universität Dorpat ab 1921 estnischsprachig. Viele Kurländer waren des Deutschen, Lettischen und Russischen mächtig, beherrschten aber kein Estnisch. Deshalb verlegte die Curonia im Januar 1921 ihren Sitz nach Riga an die neu gegründete Universität und fast gleichzeitig, im Mai 1922, nach Jena. Die Curonia in Jena war dem KSCV assoziiert.[12] In Riga wurde die Curonia 1938 wie die anderen deutschen Korporationen noch vor der Umsiedlung der Baltendeutschen suspendiert.

Curoni[Bearbeiten]

Curonia I (1805–1808)
Reinhold Friedrich von der Osten-Sacken (1792–1864), russischer Ministerialbeamter
Curonia II (1809–1812)
Gideon von Stempel (1791–1859), kurländischer Landmarschall, Oberburggraf, Kanzler und Landhofmeister des kurländischen Oberhofgerichts in Mitau
Curonia III (1813–1815)
Alexander von Sengbusch (1796–1883), 1816 relegiert,[13] deutsch-baltischer lutherischer Geistlicher
William Backhouse Astor, Sr. (1792–1875), Finanzier in New York und Sohn von Johann Jakob Astor
Curonia V (1816–1818)
Dieterich von Bocholtz (1797–1861), Majoratsherr auf Schloss Alme, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Louis Cambecq (1796–1859), Professor der Rechte an der Universität Kasan
Johann von Grünwaldt, Herr auf Hukas, estländischer Ritterschaftshauptmann, Landrat, Zivilgouverneur von Estland, Senator, Geheimrat
Karl Julius Albert von Paucker (1798–1856), Rechtsgelehrter in Reval
Eduard Schmidt von der Launitz (1797–1869), Bildhauer und Kunsthistoriker
Reinhold von Stackelberg (1797–1869), livländischer Landrat
Curonia VI (1820–1821)
Adam von Koskull (1800–1874), kurländischer Landmarschall, Oberburggraf, Landhofmeister und Präsident des Kurländischen Oberhofgerichts in Mitau, Präsident des Kurländischen Konsistoriums in Mitau
Gotthard von Vietinghoff (1801–1878), Präsident des Kurländischen Oberhofgerichts in Mitau
Curonia VII (1823–1829)
Heinrich Blumenthal (1804–1881), Professor für Geburtshilfe und Therapie an der Universität Charkiw
Otto Magnus von Grünewaldt (1801–1890), estnischer Politiker und Landwirt, Reisemarschall der Großfürstin Helena
August von der Howen (1803–1868), Präsident des Kurländischen Oberhofgerichts, des Kurländischen Konsistoriums und der Landesjustizkommission in Dorpat
Hermann von Keyserlingk (1812–1880), Gutsbesitzer, residierender Kreismarschall der kurländischen Ritterschaft und Landschaft
Otto von Keyserlingk zu Rautenburg (1802–1885), MdR, MdHH
Alexander von Medem (1803–1859), russischer Diplomat
Johann Joseph Gotthard Otto Baron von Rutenberg genannt von Orgies (1802–1864), kurländischer Landesbeamter und Schriftsteller
Guido Samson von Himmelstjerna (1809–1868), Marinearzt und Hochschullehrer in Dorpat
Albert von Schlippenbach (1800–1886), Dichter
Julius von Seefeld (1802–1878), Oberburggraf, Kanzler und Landhofmeister des kurländischen Oberhofgerichts Mitau
Alexander Arkadjewitsch Suworow, Fürst Italijskij (1804–1882), Generalgouverneur der Ostseeprovinzen und von St. Petersburg, Generalinspektor der russischen Infanterie
Gotthard von Vietinghoff (1801–1878), Präsident des Kurländischen Oberhofgerichts in Mitau
Curonia Goettingensis
Edmund Spohr (1887–1964), Botaniker
Boris Meissner (1915–2003), Traditionsphilister; Rechtswissenschaftler
Hans-Jürgen Peiper (* 1925), Emeritus für Chirurgie in Göttingen
Paul Harff (* 1938), Volkswirt
Hans-Dieter Handrack (* 1942), Historiker
Gunter Mulack (* 1943), Botschafter, Leiter des Deutschen Orient Instituts
Paul Georg Lankisch (* 1943), Gastroenterologe
Alexander Prechtel (* 1946), Generalstaatsanwalt
Eckhard Gnodtke (* 1958), Politiker (CDU), MdB
Matthias Peiper (* 1964), Chirurg

Literatur[Bearbeiten]

  • Rainer Assmann: „Grüße und Küsse Dein Jettchen“ – Der Curone Ernst Seraphim als Student in Dorpat, Berlin, Göttingen und Heidelberg 1815–1818. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 19 (1974), S. 168 ff.
  • Otto Deneke: Alte Göttinger Landsmannschaften. Urkunden zu ihrer frühesten Geschichte 1737–1813. Göttingen 1937.
  • Hans-Dieter Handrack: 200 Jahre Curonia in Göttingen 1804–2004. Göttingen 2004.
  • Herbert Kater: Curonen an den Universitäten Deutschlands von 1801–1831. Einst und Jetzt, Bd. 33 (1988), S. 185–212.
  • Dietrich G. Kraus: Baltisches Burschentum in Dorpat und Riga. Jahrbuch des baltischen Deutschtums, Bd. XLV, 1998.
  • Otto Kraus: Deutsch-baltische Corps., in: Handbuch des Kösener Corpsstudenten, Bd. I, Würzburg 1985.
  • Tiina Metso: German Influence on Estonian and Baltic German Corps Traditions in Tartu. Acta Historica Tallinnensia, 8 (2004), S. 20–36.
  • Wilhelm Raeder: Curonen an den Universitäten Deutschlands 1801–1831. 1935.
  • Johannes von Raison: Erinnerungen an das Dorpater Burschenleben. Einst und Jetzt, Bd. 33 (1988), S. 67–91.
  • Hans von Rimscha: Baltisches Burschentum. Die studentischen Korporationen der Deutschbalten, Esten und Letten einst und jetzt. Baltische Gesellschaft in Deutschland, München 1968.
  • Schack-Steffenhagen: Die Convente der Curonia an den Universitäten Deutschlands 1801–1803. In: Festschrift der Curonia. Bonn 1958.
  • Harald Seewann: „Dem Freunde Freund!“ Ein Göttinger Stammbuchblatt aus dem Jahre 1825. Einst und Jetzt, Bd. 39 (1994), S. 285–292.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Corps Curonia Goettingensis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 199.
  2. Jasper von Altenbockum: Ex est! Schmollis! Fiduzit! In: FAZ. 16. Juni 2008, abgerufen am 12. November 2018.
  3. dt. „Dem Freunde Freund“
  4. Hans Becker von Sothen: Die Göttinger Verbindungen und ihre Farben 1800 bis 1833. Dargestellt anhand zweier Stammbuchblätter. Einst und Jetzt, Bd. 39 (1994), S. 191
  5. Als Dokumente abgedruckt bei Otto Deneke: Alte Göttinger Landsmannschaften – Urkunden zu ihrer frühesten Geschichte 1737–1813. Göttingen 1937.
  6. Walter Richter: Der Esperance- und ZN-Orden. Einst und Jetzt, Bd. 19 (1974), S. 30–54
  7. Gustav Poel (Hrsg.): Bilder aus vergangener Zeit. I. Teil: Piter Poel und seine Freunde. Hamburg 1884.
  8. Stefan Brüdermann: Göttinger Studenten und akademische Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990. (Digitalisat)
  9. 9,0 9,1 Deneke: Alte Göttinger Landsmannschaften. 1937, S. 54 ff.
  10. Raimonds Cerūzis: “Vācu Factors Latvijā” – The German Factor in Latvia, 291 S., Riga 2004, ISBN 9984-770-52-4
  11. Harald Seewann: „Die jüdischen Korporationen im Baltikum“. In: H.-D. Handrack: „Die Korporationen als prägende gesellschaftliche Organisationen im Baltikum“, Lüneburg 2010, S. 213 f., ISBN 978-3-923149-58-2
  12. Der KSCV und die baltischen Corps. (Memento des Originals vom 3. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.die-corps.de auf: die-corps.de
  13. Nachweis des Relegationspatents in Worldcat


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